Kreditkrise:Finanzkrise trocknet Hedge-Fonds aus

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Sie sind auf rasche Gewinnmaximierung aus und zerschlagen mit Vorliebe angezählte Unternehmen: Hedge-Fonds. Nach der Kreditkrise wenden sich viele Anleger von ihnen ab.

Martin Hesse

Die internationale Hedge-Fonds-Branche hat die Turbulenzen an den Kreditmärkten bislang recht gut überstanden. Zwar beherrschten Schieflagen bei einigen großen Hedge-Fonds wochenlang die Schlagzeilen. Doch im Durchschnitt erzielten Hedge-Fonds auch in dem schwierigen dritten Quartal Gewinne.

Und die große Flucht aus Hedge-Fonds blieb aus. Weltweit flossen der Branche nach Angaben von Hedge Fund Research im dritten Quartal netto 45,2 Milliarden Dollar zu, insgesamt sind es jetzt 1,81 Billionen. Im Durchschnitt gewannen die Fonds trotz der Marktturbulenzen in dem Zeitraum 1,4 Prozent an Wert. Die Zahlen zeigen, dass das Wachstum der Branche ungebrochen ist.

Für die junge deutsche Hedge-Fonds-Branche gilt dies jedoch nicht: Drei Jahre nachdem die Regierung den Vertrieb von Hedge-Fonds in Deutschland legalisiert hat, wenden sich Anleger von den deutschen Produkten mehr und mehr ab.

Die 43 nach deutschem Recht aufgelegten Einzel- und Dach-Hedge-Fonds haben sich in diesem Jahr und während der Kreditkrise nach Angaben der Analysefirma Absolute Research schlechter entwickelt als der internationale Durchschnitt.

Größere Verluste gab es allerdings auch hier nicht. Dennoch ist das Volumen in deutschen Hedge-Fonds seit Ende 2006 von 2,7 auf zuletzt 2,1 Milliarden Euro zurückgegangen, mehrere Fonds wurden mangels Masse geschlossen.

Steuervorschriften in Deutschland strenger

"Das Interesse deutscher Investoren an Hedge-Fonds steigt", meint dennoch Achim Pütz, Vorsitzender des Bundesverbandes Alternative Investments (BAI). Ein Beleg sei erstens, dass der Zufluss in Hedge-Fonds-Zertifikate weiter wächst.

26 Milliarden Euro stecken mittlerweile in mehr als 200 dieser meist an Privatanleger vertriebenen Produkte, mit denen die strenge Regulierung für deutsche Hedge-Fonds umgangen wird.

Zweitens legen institutionelle Investoren über ähnliche Konstrukte verstärkt in ausländischen Hedge-Fonds an. Der BAI schätzt dieses Volumen auf gut zehn Milliarden Euro. Pütz kritisiert, im deutschen Hedge-Fonds-Gesetz gebe es zu viele Abweichungen von den internationalen Standards, besonders die steuerlichen Vorschriften seien zu streng.

Der BAI fordert deshalb Nachbesserungen, um deutsche Hedge-Fonds wettbewerbsfähiger zu machen. Die gegenwärtige Situation führe dazu, dass Arbeitsplätze und Managementgebühren von Hedge-Fonds vorwiegend im Ausland landeten.

© SZ vom 31.10./1.11.2007/mah - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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