Kredite für angehende Akademiker:Studieren ohne Schuldenfalle

Der Markt für Kredite an angehende Akademiker wächst rasant. Doch Achtung: Es ist nicht sinnvoll, ein gesamtes Studium über Schulden zu finanzieren.

Eva-Maria Simon

Miete, Lebenshaltung, Studiengebühren - etwa 50.000 bis 60.000 Euro Kosten müssen angehende Akademiker für ein Erststudium bis zum Abschluss heutzutage wenigstens einkalkulieren.

Studenten

Studenten müssen heute 50.000 bis 60.000 Euro Kosten für ein Erststudium bis zum Abschluss wenigstens einkalkulieren.

(Foto: Foto: dpa)

Neben der Wahl des passenden Faches und des Wohnortes rückt damit die Finanzierung des Studiums immer mehr in den Mittelpunkt. Das Angebot an Studienkrediten ist umfangreich und zugleich unübersichtlich. Privatbanken und Sparkassen konkurrieren mit den öffentlichen Förderbanken.

Bei den Studentenwerken können sich die Interessenten beraten lassen. "Es ist nicht sinnvoll, ein gesamtes Studium über Schulden zu finanzieren", sagt ein Sprecher des Deutschen Studentenwerks, des Dachverbands der Studentenwerke in Berlin.

Rückzahlungen in sechsstelliger Höhe

Im Extremfall könnten dann nämlich später Rückzahlungen in sechsstelliger Höhe auf die Akademiker zukommen.

Wer mit einer solchen Verschuldung einen weiteren Kredit, etwa zur Existenzgründung, beantrage, werde meist abgelehnt. Dagegen könne ein maßvoller Kredit für bestimmte Phasen wie die Examenszeit sinnvoll sein.

Experten raten, in jedem Fall die Kreditkonditionen genau zu prüfen: Ist der Zinssatz fest oder kann er im Laufe der Zeit steigen? Wie viel Geld muss der Schuldner insgesamt zurückzahlen und wie viele Jahre hat er dafür Zeit? Muss er in jedem Fall voll zurückzahlen, auch wenn er kein Einkommen hat?

Wichtig ist auch, dass es eine Pause zwischen dem Hochschulabschluss und dem Beginn der Rückzahlung gibt, falls ein Absolvent zunächst arbeitslos ist. Eine solche Schonfrist räumen die Anbieter ihren Kunden in der Regel auch ein, so eine Untersuchung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) vom Mai 2007.

Prüfung durch Denkfabrik

Die Denkfabrik der Bertelsmann Stiftung und der Hochschulrektorenkonferenz hat geprüft, ob die Angebote zu den Bedürfnissen der Studenten passen.

Demnach sind die meisten Modelle flexibel: Sie erlauben es zum Beispiel, durch Sondertilgungen früher schuldenfrei zu werden. Nur selten werden der Studie zufolge Sicherheiten wie etwa Elternbürgschaften gefordert.

So offen sei das Angebot allerdings nur für deutsche Studenten. Für ausländische Studierende dagegen sei es sehr schwierig, überhaupt ein Darlehen in Deutschland zu bekommen. Der Kredit der öffentlich-rechtlichen KfW Förderbank etwa (früher: Kreditanstalt für Wiederaufbau) steht zwar EU-Bürgern offen, nicht aber Ausländern aus anderen Ländern.

Bei der Wahl des Studienkredits ist auch entscheidend, ob, wie etwa bei den Angeboten der Sparkassen, eine Restschuldversicherung verlangt wird. Eine solche Versicherung bietet dem Kreditinstitut mehr Sicherheit, verteuert aber das Angebot.

Regionale Modelle können sich lohnen

Dennoch könnten sich regionale Modelle der Sparkassen lohnen, wie das Magazin Finanztest der Stiftung Warentest in einer im September veröffentlichten Untersuchung schreibt. Die Zinsen seien dort oft günstiger als bei großen überregionalen Banken.

Allerdings sollten Studenten nicht nur auf den Effektivzins achten, also den Zinssatz, der auch Gebühren und andere Kosten beinhaltet. Besonders wichtig sei auch, ob die Zinsen während oder erst nach der Auszahlungsphase gezahlt werden müssten.

Für Erziehungszeiten, Krankheit oder Urlaubssemester gelten Sonderregelungen, ebenso für Aufbau-, Fern- oder Promotionsstudien. Die Anzahl der finanzierten Semester, die über die Regelstudienzeit hinausgehen, ist meist begrenzt.

Zinsen werden manchmal gestundet

Für ein Auslandssemester zahlen einige private Banken und Sparkassen den Kredit weiter, die öffentliche KfW Förderbank dagegen unterbricht die Zahlung. Wenn bei der Rückzahlung Arbeitslosigkeit oder Elternzeit dazwischenkommen, kann bei fast allen Anbietern die Zahlung verringert oder unterbrochen werden. Manchmal werden die Zinsen auch gestundet.

Für die Rückzahlung haben die Studenten je nach Bank zwischen zehn und 25 Jahren Zeit. Den Zeitraum können sie meist selbst wählen, ebenso wie die Aus- und Rückzahlungsraten. Manche Kreditinstitute gewähren sogar einen flexiblen Verfügungsrahmen: Die Nutzer können jeden Monat neu entscheiden, wie viel Geld sie sich leihen wollen.

Trotz der vielen Finanzierungsmöglichkeiten sind nach wie vor insgesamt die Eltern die wichtigste Geldquelle der Studenten. Darauf reagieren zum Beispiel die Sparkassen an den großen Hochschulstandorten mit einem Paketangebot: Eltern sparen möglichst früh für die Bildung ihrer Kinder. Später wird das Geld in monatlichen Renten ausgezahlt und kann mit einem Studienkredit gekoppelt werden. So bleiben Verschuldung und Rückzahlung niedrig.

Einheitliche Regelung fehlt

Im Vergleich zu den Privaten stuft Finanztest das Angebot der öffentlichen KfW Förderbank als günstig ein. Es überzeuge mit niedrigen Zinsen und dem Verzicht auf zusätzliche Sicherheiten. Beratung und Vertrag erhalten Interessenten bei den meisten Studentenwerken und bei vielen Sparkassen. Für kürzere Phasen im Hauptstudium können sie auf den Bildungskredit der KfW zurückgreifen.

Wer nicht seinen Lebensunterhalt, sondern nur die Studiengebühren auf Pump finanzieren will, findet etwa bei den Förderbanken der Länder ein passendes Angebot. Sie überweisen den Studienbeitrag direkt an die Hochschule; nach dem Abschluss zahlen die Absolventen zurück.

Je nach Bundesland müssen Studenten nur einen bestimmten Höchstbetrag zurückzahlen - er liegt derzeit zwischen 10.000 und 17.000 Euro. Eine einheitliche Regelung, wie sie das deutsche Studentenwerk fordert, ist den Ländern bislang nicht gelungen.

Wenn Studenten während des Studiums in ein anderes Bundesland wechseln, wird es kompliziert: Die unterschiedlichen maximalen Rückzahlungshöhen werden gegeneinander aufgerechnet.

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