Süddeutsche Zeitung

Krankenversicherung:Tarifwechsel für Privatversicherte wird einfacher

  • Mit einem neuen Leitfaden wollen die privaten Krankenversicherer ihren Kunden 2016 den Tarifwechsel erleichtern.
  • Laut Gesetz wären die Anbieter schon längst zur Vermittlung günstigerer Policen verpflichtet gewesen.
  • Politk und Vebraucherschützer kritisieren die Politik der Assekuranzen seit Jahren.

Von Ilse Schlingensiepen, Köln

Spätestens Anfang 2016 sollen die Kunden der privaten Krankenversicherer (PKV) problemlos in einen anderen Tarif ihres Anbieters wechseln können. Damit zieht die Branche die Konsequenzen aus der anhaltenden Kritik von Politik und Verbraucherschützern.

Laut Versicherungsvertragsgesetz haben PKV-Kunden schon lange das Recht, innerhalb des Unternehmens in einen anderen, gleichwertigen Tarif zu wechseln. Bei vielen Anbietern war das bislang aber eher Theorie: Da die Versicherten in der Regel in günstigere Tarife wollen, haben viele Unternehmen ihnen lange Zeit Steine in den Weg gelegt. Anfragen wurden nicht beantwortet, die Wechselmöglichkeit verneint, oder Kunden mit vermeintlichen Verschlechterungen abgeschreckt.

Zwar hatte sich die Lage in den vergangenen Jahren etwas entspannt - nicht zuletzt weil es inzwischen eine Reihe von Unternehmen gibt, deren einziger Geschäftszweck es ist, PKV-Kunden gegen eine beträchtliche Gebühr beim Tarifwechsel zu unterstützen. Außerdem hat die Politik von der Branche immer wieder deutliche Verbesserungen angemahnt, zuletzt etwa Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) bei der PKV-Jahrestagung im Juni.

Neuer Leitfaden soll Kundenrechte stärken

Mit der Verabschiedung eines Leitfadens zum Tarifwechselrecht ist die PKV dem Drängen nun nachgekommen. Die dort festgehaltenen Regeln legen fest, wie die Unternehmen das Tarifwechselrecht umsetzen sollen. Die Versicherer verpflichten sich damit, den Versicherten künftig möglichst viele Tarifalternativen aufzuzeigen oder diejenigen vorab auszuwählen, die für die Kunden am besten geeignet sind. Dabei soll die Auswahl von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer testiert sein, damit sie wirklich im Kundeninteresse erfolgt.

Die Teilnahme ist für die Unternehmen allerdings freiwillig. Ein Großteil hat sich verbindlich zur Einhaltung der Leitlinien verpflichtet, sie decken 82 Prozent des Marktes ab. Versicherer mit weiteren fünf Prozent Marktanteil haben die Teilnahme angekündigt. Die Tatsache, dass es noch mehr als ein Jahr dauert, bis der Leitfaden verbindlich wird, erklärt die PKV vor allem mit dem großen IT-Aufwand, der mit der Umsetzung verbunden sei.

"Diese Leitlinien gehören zu einem Reformprozess, mit dem die PKV die Qualität des Versicherungsschutzes noch weiter steigern will", formulierte es der Vorsitzende des PKV-Verbands, Uwe Laue, der auch Chef des Marktführers Debeka ist. Eine branchenweite verpflichtende Lösung habe es aus kartellrechtlichen Gründen nicht geben können.

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