Süddeutsche Zeitung

Krankenkassen:Immer mehr Versicherte können Beiträge nicht zahlen

Die Schulden säumiger Beitragszahler bei den gesetzlichen Krankenkassen sind innerhalb eines Jahres um mehr als die Hälfte gestiegen. Wer mit seinen Zahlungen in Rückstand ist, gerät schnell in eine Schuldenspirale.

Die Zahl der Menschen in Deutschland, die sich die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung nicht mehr leisten können, wächst. Die Schulden säumiger Beitragszahler sind von August 2011 bis Juni 2012 um 55 Prozent gestiegen, wie der Tagesspiegel berichtet. Demnach belaufen sich die Rückstände auf etwa 1,7 Milliarden Euro.

Allein die Barmer GEK, Deutschlands größte Krankenkasse, wartet auf Zahlungen von 52.000 Versicherten. Deren Schulden belaufen sich auf 227 Millionen Euro - hinzukommen 300 Millionen Euro von Arbeitgebern, die ihren Anteil für die Beschäftigten nicht gezahlt haben.

Das Problem: Versicherte, die ihre Beiträge nicht zahlen können, geraten leicht in eine Schuldenspirale. Wer mit seinen Zahlungen zwei Monate in Rückstand ist, wird monatlich zu einem Säumniszuschlag von fünf Prozent verdonnert.

Bei den säumigen Beitragszahlern handelt es sich demnach vor allem um freiwillige versicherte Selbstständige sowie um weitgehend mittellose Menschen, die als sogenannte Rückkehrer in die gesetzliche Versicherung kamen. Seit 2007 herrscht Versicherungspflicht. Gründe für die Beitragsrückstände sind laut GKV unter anderem Verbraucherinsolvenzen, finanzielle Instabilität bei freiwillig versicherten Selbstständigen und Zahlungsunfähigkeit von Menschen, die über kein oder kaum Einkommen verfügten.

Bei den privaten Krankenkassen summieren sich die Beitragsschulden laut Tagesspiegel auf 550 Millionen Euro - 1,5 Prozent der Versicherten sind mit ihren Zahlungen in Rückstand.

Die Zahl der Menschen in Deutschland ohne Krankenversicherung ist unterdessen zurückgegangen: 2011 waren 137.000 Menschen in Deutschland nicht versichert, teilte das Statistische Bundesamt mit. Das sind etwa 30 Prozent weniger als 2007.

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