Süddeutsche Zeitung

Kraftfahrzeuge:Der ADAC wird Autoversicherer

Der größte Autoclub Deutschlands, steigt in den hart umkämpften Markt für Kfz-Versicherungen mit eigenen Angeboten ein. Bislang hatte er nur Policen vermittelt.

Uwe Schmidt-Kasparek

Gemeinsam mit dem Zurich-Konzern hat der ADAC eine Autoversicherung gegründet. Sie geht am 1. Oktober 2007 an den Start. Bisher hatte der Autoclub mit der Kravag-Versicherung und dem Zurich-Konzern Autopolicen lediglich vermittelt und in fünf Jahren rund 320.000 Kunden gewonnen. Nun wird der Autoclub selbst zum Autoversicherer.

An der neu gegründeten ADAC Autoversicherung AG hält die Zurich-Gruppe 51 Prozent, der Autoclub 49 Prozent. Die Kravag scheidet aus dem Konsortium aus. Mit zwei Tarifen - "Komfort" und "Kompakt" geht der ADAC von Oktober an auf Kundenfang. Abschließen können die Versicherung aber nur ADAC-Mitglieder. Verkauft werden die Policen in den ADAC-Geschäftsstellen und im Internet.

Keinen Werkstattzwang

Beim Kampf um Marktanteile setzt der Autoclub vor allem auf seinen Schadenservice. "Wir kontrollieren die Qualität deutlich schärfer als die Konkurrenz", sagte Zurich- und ADAC-Vorstand Michael Mertens.

Insgesamt habe der ADAC ein Werkstattnetz von etwa 200 Partnerbetrieben aufgebaut. Hier könnten ADAC-Versicherte ihre Fahrzeuge nach einem Unfall reparieren lassen und sich auf die Qualitätskontrollen verlassen.

"Das ist aber immer freiwillig", sagte ADAC-Präsident Peter Meyer. Neu sind solche Angebote nicht. Der besonders schnelle und kundenfreundliche Schadenservice ist längst Bestandteil vieler anderer Komfortpolicen der Konkurrenz. "Wir bieten einen freiwilligen Schadenservice seit fünf Jahren und haben ein Netz von 1200 Partnerwerkstätten aufgebaut", sagte HUK-Coburg-Vorstand Klaus-Jürgen Heitmann.

Zugleich gibt es bei der HUK-Coburg und etwa einem weiteren Dutzend Autoversicherern obligatorische Werkstatt-Tarife. Wer solche Angebote wählt, wird beim Beitrag mit einem Nachlass von bis zu 15 Prozent belohnt. Einen Werkstattzwang lehnt der ADAC grundsätzlich ab.

Konkrete Aussagen über die Preise machte ADAC-Präsident Peter Meyer bei der Vorstellung des neuen Unternehmens nicht. Er ließ aber durchblicken, dass das Angebot des Autoclubs nicht mit den "preisaggressiven" Tarifen der Direktanbieter vergleichbar sei.

Derzeit konkurrieren etwa 100 Anbieter auf dem Markt. Wettbewerber äußerten sich zu dem Schritt des ADAC gelassen. "Wir sehen noch keine neue Entwicklung", sagte ein Allianz-Sprecher.

Die Internet-Tochter des Marktführers, die Allianz24, wird die Beiträge zum 1. Oktober um teilweise bis zu 20 Prozent senken. Am Markt gibt es weiter erhebliche Preisunterschiede. "Teure Tarife kosten für das gleiche Auto teilweise dreimal soviel", sagt Ivana Höltring von der Unternehmensberatung Nafi aus Höxter. Autofahrer müssten daher unbedingt auf Leistungsunterschiede achten.

Fahrfehler kosten künftig

Die gilt auch für die neuen ADAC-Angebote. So müssen Autofahrer beim neuen ADAC-Kompakttarif, der Basisversion, damit rechnen, bei grober Fahrlässigkeit leer auszugehen. "Wir regulieren schon ab dem 1. Oktober nach dem neuen Versicherungsrecht.

Beim ADAC-Kompakttarif wird bei schweren Fahrfehlern dann nach Grad des Verschuldens entschädigt", sagt Zurich-Vorstand Mertens. Ganz anders sieht es beim ADAC-Komfort-Tarif aus: Hier gibt es Leistungen trotz grober Fahrfehler.

Außerdem sollen die Autofahrer nach einem Schaden deutlich weniger hart zurückgestuft werden, als das üblich ist. Teilweise liegen die ADAC-Leistungen aber auch unter dem Marktniveau. Während es für Neuwagenbesitzer bei einem Totalschaden durch Unfall 18 Monate den vollen Neuwert gibt, gilt dies bei Diebstahl nur für sechs Monate. Marktüblich sind in beiden Fällen hingegen 12 Monate.

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SZ vom 28.09.2007
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