Kosten der Krise:Enorme Risiken bei den Banken

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In den Bilanzen von Europas Kreditinstituten türmen sich nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds gewaltige Risiken auf. Für einige Banken habe das bereits schlimme Folgen.

Die Euro-Schuldenkrise schlägt bei den Banken in der EU nach Berechnungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) bislang mit schätzungsweise 300 Milliarden Euro zu Buche. 200 Milliarden davon rührten direkt von Beständen an Anleihen von Schuldenstaaten her, heißt es im jüngsten IWF-Bericht zur Stabilität des globalen Finanzsystems. Weitere etwa 100 Milliarden Euro kämen noch einmal durch Finanzverbindungen von Geldhäusern untereinander dazu.

Das Frankfurter Bankenviertel: Die Beträge, die die Banken bei der EZB parken, werden immer höher. Der Interbankenhandel trocknet aus - das gegenseitige Vertrauen ist weg. (Foto: Getty Images)

Einige Banken hätten bereits den Zugang zu privaten Kapitalquellen verloren, befindet der Bericht. Dadurch erhöhe sich das Risiko neuer Kredit-Engpässe und Belastungen der Konjunktur. Um gegenzusteuern, müsse die Politik "glaubhafte Strategien" zum Schuldenabbau vorlegen und die Belastbarkeit der Banken erhöhen.

Der IWF betrachtete für die Berechnung der direkten Belastungen der Banken durch die Schuldenkrise die Veränderungen bei Kreditausfallversicherungen auf Staatsanleihen der Problemländer Griechenland, Irland und Portugal, aber auch Belgien, Italien und Spanien seit 2010. Über diesen Weg kalkulierten die Experten die Anleihewerte nach Marktpreisen. Der Fonds unterstreicht jedoch, dass die genannten Summen nicht einen Kapitalbedarf der europäischen Banken darstellten.

Unterm Strich hätten sich die Risiken für die Finanzstabilität in den vergangenen Monaten erheblich erhöht, meint der IWF. In der Euro-Zone habe politischer Streit innerhalb von Ländern wie auch zwischen Staaten, die Hilfestellung leisten, eine dauerhafte Lösung behindert, kritisiert der Weltwährungsfonds weiter.

In den USA wüchsen unterdessen die Zweifel, ob die Politik in Washington zu einer Einigung auf eine mittelfristige Haushaltskonsolidierung imstande sei - ein Schritt, der für die globale Stabilität von entscheidender Bedeutung sei. Dieses "schwache Politik- und Finanzmarktumfeld" lasse die Sorge um Ausfallrisiken wachsen. "Die Risiken sind größer geworden, und die Zeit läuft ab, um Schwachpunkte anzugehen, die das globale Finanzsystem und die Konjunkturerholung gefährden."

Mit Blick auf die europäischen Banken hatte der Chefökonom des Internationalen Währungsfonds, Olivier Blanchard, erst am Dienstag die Haltung des Weltwährungsfonds bekräftigt, Geldhäuser notfalls auch zwangsweise mit öffentlichem Kapital zu versorgen.

© SZ vom 22.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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