Korruption in Griechenland:Schieb mal was rüber

Wer in Griechenland den Gang der Dinge bei Behörden, dem Finanzamt oder im Krankenhaus etwas beschleunigen will, muss zahlen. Und das nicht zu knapp.

Besser mal zahlen: Griechenlands Wirtschaft und Gesellschaft sind trotz schwerer Wirtschaftskrise einer Studie von Transparency International (TI) fest im Griff der Korruption. Die Griechen zahlten laut einer von der Tageszeitung Die Welt veröffentlichten TI-Studie im vergangenen Jahr durchschnittlich 1355 Euro Bestechungsgeld, wenn sie die Ausstellung eines Führer- oder Fahrzeugscheins beschleunigen, eine Baugenehmigung kaufen, schneller in ein öffentliches Krankenhaus aufgenommen oder die Ergebnisse einer Steuerprüfung manipulieren wollten. 2008 lag das durchschnittliche Bestechungsgeld in diesem Bereich bei 1374 Euro.

Im privaten Bereich - etwa bei Anwälten, Ärzten oder Banken - stieg die durchschnittliche Bestechungssumme den Angaben zufolge sogar deutlich. Dabei zahlten Griechen 2009 durchschnittlich 1671 Euro Bestechungsgeld, das gewöhnlich in einem Briefumschlag unter dem Tisch übergeben wird. Ein Jahr zuvor waren es noch 1575 Euro.

Grundlage der Untersuchung ist eine Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Public Issue im Auftrag von TI unter 6122 erwachsenen Griechen führte.

Den Meinungsforschern gaben 13,4 Prozent der Befragten zu Protokoll, dass von ihnen Bestechungsgeld verlangt worden sei. Transparency International kalkuliert der Welt zufolge, dass griechische Haushalte 2009 insgesamt 787 Millionen Euro Bestechungsgeld zahlten: 462 Millionen Euro an Staatsdiener, 325 Millionen Euro im privaten Sektor.

Die Summe der Bestechungsgelder wäre damit in nur zwei Jahren um gut 23 Prozent gestiegen: 2007 kalkulierten die Korruptionsforscher noch mit einer Gesamtbestechungssumme von 639 Millionen Euro.

© sueddeutsche.de/AFP/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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