Kleine Wohnungen:Wie wenig Wohnraum wohnlich wirkt

Drei oder vier Zimmer, Küche, Bad, Balkon, und das im Stadtzentrum: So sieht die Traumwohnung vieler Menschen aus. Doch leider reicht das Budget oft nur für ein wesentlich kleineres Apartment.

Schlafen, Wohnen und Essen auf wenigen Quadratmetern - an die Raumplanung stellt das besondere Anforderungen. Zu große oder zu viele Möbel sowie mangelnde oder schlecht genutzte Stauräume lassen kleine Wohnungen schnell wie eine Rumpelkammer wirken.

Kleine Wohnungen: Stauraum unter schrägen Wänden - gerade in Dachwohnungen herrscht oft Platzmangel.

Stauraum unter schrägen Wänden - gerade in Dachwohnungen herrscht oft Platzmangel.

(Foto: Foto: Ikea/dpa/tmn)

"Schon vor dem Einzug sollte überlegt werden, was in den Räumen später gemacht werden soll", rät die Innenarchitektin Anne Jung vom Beratungsunternehmen Form + Folgen in Wiesbaden.

Ein Student beispielsweise habe andere Anforderungen an seine Wohnung als ein Manager, der diese in der Woche lediglich als Unterkunft und Schlafstelle nutzt.

Zum Möbelkauf sollte immer ein Grundriss der Wohnung mit exakten Raummaßen mitgenommen werden. Denn in den weitläufigen Verkaufsräumen eines Möbelhauses wirke manches Möbelstück recht klein, das zu Hause die gesamte Wohnung vollstellt.

Ohne Türen und hell

"Auch kleine Wohnungen können eine großzügige Wirkung haben", sagt der Architekt und Fachbuchautor Thomas Drexel aus Augsburg. Groß wirke eine Wohnung durch die Schaffung möglichst großer Sichtachsen, die nicht durch Möbel verbaut werden sollten.

Nachgedacht werden sollte zum Beispiel auch darüber, ob sich überflüssige Türen aushängen lassen. Gerade wenn nur eine Person in der Wohnung lebt, sind Türen oft nicht notwendig und verbauen die Verbindung zu anderen Räumen.

"Optisch vergrößern lassen sich kleine Räume, wenn Wände und Decken hell gestrichen werden", sagt Ludger Küper, Direktor des Paint Quality Instituts in Frankfurt/Main. Ein Anstrich in Weiß oder einem anderen hellen Farbton wie Gelb oder Himmelblau erwecke optisch den Eindruck von Höhe. "Auf keinen Fall darf die Decke dunkel sein, weil sie sonst den Bewohnern quasi auf den Kopf zu fallen scheint", warnt der Experte.

Wie wenig Wohnraum wohnlich wirkt

Die Fensterdekorationen sollten in kleinen Zimmern genau auf die Wandfarbe abgestimmt sein. "Sonst verkleinern die Gardinen den Raum optisch", erläutert Jung. Dekoriert werden sollte mit Gardinen nur die eigentliche Fensternische. Üppige Dekorationen lassen grundsätzlich Räume kleiner wirken.

Mit Kissen oder anderen bunten Accessoires allerdings kann jeder individuell Farbakzente setzen, ohne optische Einengung.

Für die Bodengestaltung empfiehlt Drexel einen einheitlichen Belag wie etwa Parkett oder Kork. Einzige Ausnahme ist der Nassbereich.

Raum für die Grundbedürfnisse

Viel Platz spart eine Schlafcouch. Doch die kombinierte Nutzung mit Sitzen und Schlafen ist immer ein Kompromiss. Beim Kauf sollte deshalb laut Anne Jung darauf geachtet werden, dass die Schlafcouch auch einen guten Liegekomfort bietet. Ansonsten drohen auf Dauer Rückenprobleme.

Ebenfalls eingeplant werden muss ein Essplatz. "Erste Wahl ist ein ausklappbarer Tisch", sagt Jung. An einem solchen Tisch kann im Alltag bequem allein gegessen werden. Ausgezogen bietet er mehreren Gästen Platz. Als Sitzgelegenheit eignen sich besonders Klappstühle, die sich leicht verstauen lassen. Der Tisch kann in einer kleinen Wohnung zusätzlich als Arbeitstisch dienen.

"In sehr kleinen Wohnungen müssen die Möbel filigran sein", rät Drexel. Stauraum bieten Schrankwände mit möglichst transparenten Fronten. Auch der Einbau von passgenau gefertigten Schrankwänden oder begehbaren Schränken ist zu erwägen. Viele kleine oder gar offene Aufbewahrungssysteme machten einen Raum dagegen unruhig.

Zusätzlich optisch Platz schaffen kann auch ein großer Spiegel, beispielsweise an den Schranktüren, empfiehlt Jung. Mit ihm wirkt nicht nur die Wohnung größer - gleichzeitig kann auch das eigene Aussehen überprüft werden.

Literatur: Thomas Drexel: Kleine Wohnungen ganz groß, DVA, ISBN: 978-3-421-03527-1, 39,95 Euro; Barty Phillips: Wohnen maximal. 500 Ideen für kleine Räume, Callwey, ISBN: 978-3-7667-1734-4, 19,95 Euro; Terence Conran: Große Ideen für kleine Räume, DVA, ISBN: 978-3-4210-3591-2, 49,90 Euro; Stafford Cliff/Gilles de Chabaneix: Wie wir in der City wohnen, Brandstätter, ISBN: 978-3-8503-3058-9, 29,90 Euro

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