Klaus Zumwinkel:Münchhausen der Post

Zumwinkel schreibt in der Mitarbeiterzeitschrift der Post über Werte und die Vorbildfunktion von Führungskräften - selten hat ein Artikel so sehr die in Chefetagen offenbar gängige Doppelmoral enthüllt.

Hans-Jürgen Jakobs

"Führungskräfte sind Vorbilder" - was Klaus Zumwinkel, der gefallene Skandalmanager der Deutschen Post, auf einem internen Kongress Mitte Januar in Berlin sagte, wirkt nach den Turbulenzen der vergangenen Tage wie ein hohles Vermächtnis. Die Mitarbeiterzeitung Premium Post hat die Leitsätze des mutmaßlichen Steuerflüchtlings dankenswerterweise gedruckt, und selten hat ein Artikel so sehr die in Chefetagen offenbar gängige Doppelmoral enthüllt.

Klaus Zumwinkel: Klaus Zumwinkel wollte offenbar vor allem seine Macht im Unternehmen sichern und ansonsten in Ruhe persönlich Rendite machen.

Klaus Zumwinkel wollte offenbar vor allem seine Macht im Unternehmen sichern und ansonsten in Ruhe persönlich Rendite machen.

(Foto: Foto: ap)

Erster Spruch: Der wahre Schlüssel zum Erfolg sei der Führungsstil, das erkenne man vor allem in Krisenzeiten, doziert Postchef Zumwinkel. Tatsächlich hat der Manager, den die Boulevardpresse inzwischen zu den ganz "Gierigen" zählt, im Dezember 2007 mit großem Gewinn Aktien der Post verkauft - als ein relativ hoher Post-Mindestlohn abgeschlossen worden war, der Rivalen im Briefgeschäft ausgrenzt. Die Krise war sein Triumph.

"Top-Führungskräfte sind Vorbilder"

Zweiter Spruch: Eine Führungskraft solle vier Herausforderungen meistern, erklärt der Münchhausen der Post. Sie sollten Ergebnisse bringen, den Wechsel vorantreiben, Werte vorleben und Mitarbeiter fördern. Ergebnisse hat Zumwinkel gebracht, und zwar aus Kapitalanlagen über eine Stiftung in Liechtenstein, die auf den schönen Namen "Devotion" (Hingabe) getauft wurde und deren Zinserträge offenbar nicht besteuert wurden. Werte vorleben! Da wurde vorgelebt, wie aus einem großen Familienvermögen eine Steuerlast von einer Million Euro zu sparen ist - genau das machten seine ehemaligen Mitarbeiter, die Bundesregierung als Großaktionär und die Lohnsteuerbürger fassungslos.

Dritter Spruch: "Top-Führungskräfte sind die Vorbilder", ruft Zumwinkel seinen Executives zu: "Sie haben den Einfluss, Sie können wirklich führen und einen höheren Wert für unseren Konzern schaffen." Vorbild? Wem soll der Mann, der offiziell - bis zur Demission - noch in vielen Aufsichtsräten sitzt, noch als Leitfigur dienen? Die Öffentlichkeit weiß nun, nach all den Razzien und Insider-Informationen, alles über den vielschichtigen Unternehmersohn: über die alte Tapete in seiner Kölner Villa, über die Burg am Gardasee (seinem Feriendomizil), über seine Gedanken und seine Ober- und Unterwelten. Höherer Konzernwert? Einzig mehr Börsenwert hat die Deutsche Post kurzfristig erreicht, als am vorigen Donnerstag klarwurde, wie tief dieser Klaus Zumwinkel im Schlamassel steckt.

Biederer Wirtschaftsboss, cleverer Steuerzocker

Der einstige Unternehmensberater von McKinsey, der von dort auch seinen Nachfolger Frank Appel geholt hat, wollte mit seinem Einfluss offenbar vor allem seine Macht im Unternehmen sichern und ansonsten in Ruhe persönlich Rendite machen. Als Chef des Aufsichtsrats hätte er vom nächsten Jahr an weiter über seine Deutsche Post gewacht. Er wollte sein Doppelspiel weiterspielen: Als biederer, seriöser Wirtschaftsführer nach außen und als "cleverer" Steuerzocker nach innen. Als öffentlicher Werteprediger und privater Millionarist.

"Wir haben gut angefangen, aber es ist noch eine lange Reise", rief er den Post-Managern auf dem internen Kongress im Januar in Berlin zu. Die Reise des Klaus Zumwinkel ist zu Ende gegangen. Die Zwischenstation Liechtenstein hätte er sich sparen sollen - und manche Rede im Nachhinein auch.

Deutschland hat vermutlich zu viele falsche Propheten - das sind die einfachen Lehren seiner Premium Post.

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