Süddeutsche Zeitung

Klage gegen Commerzbank:Boni-Banker auf Krawallkurs

Es geht um 33 Millionen Euro: 72 Investmentbanker nehmen die Kürzung ihrer Boni durch die Commerzbank nicht hin. Jetzt muss ein Gericht in London entscheiden.

Der Boni-Streit bei der Commerzbank eskaliert. 72 Investmentbanker aus London sind vor ein britisches Gericht gezogen, um von dem Geldinstitut und ihrer Tochtergesellschaft Dresdner Kleinwort Prämien einzuklagen, berichtet die Financial Times. Insgesamt gehe es dabei um Boni in Höhe von 33 Millionen Euro.

Und damit nicht genug. Weitere Kollegen wollen den Londoner Bankern folgen. Weitere 25 bis 30 Mitarbeiter wollen der Zeitung zufolge in den kommenden Wochen ebenfalls eine Klage einreichen.

Bis zu 1,66 Millionen Euro pro Person

Wütend sind die Finanz-Manager, weil sie von der Commerzbank als neuer Eigentümerin von Dresdner Kleinwort nur etwa zehn Prozent der Boni erhalten haben, die ihnen eigentlich für das vergangene Jahr zugesagt worden waren.

Angaben der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge beträgt die höchste Einzelforderung der klagewütigen Banker 1,66 Millionen Euro. Außerdem machten die Banker, von denen einige heute nicht mehr für Dresdner Kleinwort arbeiten, auch Zinsansprüche geltend.

Hintergrund der Klage ist, dass die frühere Dresdner-Mutter Allianz den Bankern Prämien von insgesamt 400 Millionen Euro versprochen hatte. Nach der Übernahme der Dresdner durch die Commerzbank und einem Milliardenverlust im vergangenen Jahr hatte Commerzbank-Chef Martin Blessing die Boni auf einen Bruchteil zusammengestrichen.

Künftig soll die Bezahlung der Mitarbeiter sowieso stärker am langfristigen Erfolg der Bank ausgerichtet werden. "Wir arbeiten derzeit an einem neuen Vergütungsmodell, das auf mehr Nachhaltigkeit abzielt", sagte Commerzbank-Chef Martin Blessing. So sollten Führungskräfte und Investmentbanker künftig in größerem Umfang als bisher mit Aktien bezahlt werden, die zudem noch über einen längeren Zeitraum gehalten werden müssen.

Unterdessen hat sich die finanzielle Lage der Commerzbank wieder verbessert. Daher gibt das Institut weitere Milliarden-Staatshilfen zurück. Die Commerzbank werde künftig keine staatlich garantierten Anleihen mehr begeben, sagte Blessing. Das zweitgrößte deutsche Geldhaus habe daher dem Bankenrettungsfonds Soffin angekündigt, die restlichen Garantien komplett zurückzugeben.

"Massiv" entspannte Situation

Die Refinanzierungssituation an den Kapitalmärkten habe sich "massiv" entspannt. "Daher wollen wir unsere Gewinn- und Verlustrechnung durch die Kosten für die Bereitstellung der Garantien nicht weiter belasten", sagte Blessing.

Die Commerzbank hatte im Rahmen des Hilfspakets 15 Milliarden an Garantien des Bundes für neue Anleihen erhalten. Davon nutzte sie fünf Milliarden Euro für einen Bond zu Jahresbeginn, als die Refinanzierung an den Märkten noch deutlich teurer war. Weitere fünf Milliarden Euro an Garantien hatte die Bank bereits Anfang August zurückgegeben.

Zusätzlich hat der Bund mehr als 18 Milliarden Euro an Kapital in die Bank gepumpt und ist mit gut 25 Prozent eingestiegen. Hier peilt die Commerzbank ab 2012 eine Rückzahlung an.

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