Kino für das junge Publikum:Trickreich

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Das Kinderfilmfest ist eine Welt für sich. Die Helden verblüffen mit Superkräften und sprechenden Tieren. Eröffnet wird die Reihe mit "Mein Lotta-Leben - Alles Bingo mit Flamingo".

Von Barbara Hordych

Zwei achtjährige "Blödbrüder", die als Zwillinge gleich doppelt nerven. Eine Mama, die beim Teleshopping sinnfreie Schnäppchen wie etwa eine "Bügelpuppe" ersteht und neuerdings auch noch in einem indischen Meditationsladen arbeitet. Ein meistens grummeliger Vater, der auch noch Lehrer ist, wenn auch glücklicherweise nicht der seiner Tochter. Dazu als Haustier eine Schildkröte, die nur im Weg herumliegt, weswegen man "genauso gut eine umgedrehte Schüssel auf den Boden legen könnte", wie die elfjährige Lotta feststellt - das ist der Familien-Kosmos, aus dem die Roman-Comic-Reihe "Mein Lotta-Leben" der Autorin Alice Pantermüller und der Illustratorin Daniela Kohl schöpft. Eine ganz neue Geschichte der Reihe, fürs Kino inszeniert von Neele Leana Vollmar (die bereits Andrea Steinhöfels Rico-und Oskar-Bücher verfilmte), eröffnet am 28. Juni als Weltpremiere das Kinderfilmfest: In Mein Lotta-Leben - Alles Bingo mit Flamingo ärgern sich Lotta und ihre beste Freundin Cheyenne mit ihrer hochnäsigen Klassenkameradin Berenike von Bödecker herum. Die Anführerin der "(G)Lämmer-Girls" feiert in ihrem protzigen Zuhause eine Party, zu der sie wirklich alle eingeladen hat - bis auf Lotta und Cheyenne. Klar, dass die beiden sich das nicht so einfach gefallen lassen.

Überhaupt wird "trotzdem" ganz groß geschrieben in den neun internationalen Lang- und sechs Kurzfilmen, die die scheidende Leiterin Katrin Hoffmann und die neue Kuratorin Katrin Miller für das diesjährige Kinderfilmfest ausgesucht haben. Nach 14 Jahren legt Hoffmann auf eigenen Wunsch das Kinderfilmfest in die Hände von Miller, die zehn Jahre lang im Auftrag von "Vision Kino" und dem Bayerischen Kultusministerium für die Schulkinowoche Bayern tätig war.

Wie wichtig ist Schule? Hoch oben im Himalaja, in einem tibetisch-buddhistisch geprägten Bergdorf kann es die quirlige, sechsjährige Chuskit kaum noch erwarten, endlich auch in die Schule zu kommen. Doch ihr Traum rückt in weite Ferne, als sie einen Unfall hat und infolgedessen das Haus nicht mehr allein verlassen kann. Ihr strenger Großvater Dorje nimmt ihr jede Hoffnung auf einen Schulbesuch. Aber die Heldin des Films Chuskit von der indischen Regisseurin Priya Ramasubban lässt nicht zu, dass der traditionelle Hintergrund ihrer Familie ihre Zukunft bestimmt. Entschlossen kämpft das abenteuerlustige Mädchen darum, ihren Traum zu verwirklichen.

Gibt es Drachen überhaupt? Mit dieser Frage sieht sich das Hundemädchen Lotte in dem Animationsfilm Lotte und die verschwunden Drachen von Janno Põldma und Heiki Ernits konfrontiert. Darin hilft sie zwei Professoren, die durch die Welt reisen, um für einen Wettbewerb die ältesten Volkslieder aufzunehmen. Noch fehlen ihnen in ihrer Sammlung die Lieder der legendären feuerspeienden Drachen. Auch in dem Animationsfilm Jacob, Mimmi und die sprechenden Hunde von Edmunds Jansons gibt es tatkräftige Tiere: Der siebenjährige Jacob träumt davon, später einmal Architekt zu werden, genau wie sein Vater. Als dieser länger auf Geschäftsreise muss, soll Jacob den Sommer in einem historischen Vorort von Riga verbringen. Von seiner Cousine Mimmi erfährt er, dass der örtliche Park mitsamt seinem Abenteuerspielplatz einem unpersönlichen Glas-Wolkenkratzer-Viertel weichen soll. Jacob und Mimmi beschließen, diese Entwicklung aufzuhalten, und zwar mit Hilfe eines Rudels sprechender Hunde.

Magische Fähigkeiten kommen auch in zwei weiteren Filmen zum Einsatz: So verfügt die frisch gebackene Grundschullehrerin Josie wegen einer mysteriösen Statue plötzlich über Superkräfte. Sie kann mit Tieren sprechen und schießt wie ein grüner Wirbelwind durch den Himmel, um in Martijn Smits Film Super Miss in Not geratene Tiere zu retten. In ihrer neuen Schule versucht sie, ihre Fähigkeiten vor den Kindern zu verbergen, doch es dauert nicht lange und die Viertklässler entdecken ihr Alter Ego. Auch die zwölfjährige Sue hätte nicht im Traum daran gedacht, jemals Superkräfte zu besitzen. Doch nachdem die Einzelgängerin mit einer von ihrer Mutter, einer Wissenschaftlerin, hergestellten Flüssigkeit in Berührung kommt, kann sie sich plötzlich unsichtbar machen. Invisible Sue von Markus Dietrich ist der erste deutsche Superheldinnenfilm für Kinder und der vierte realisierte Spielfilm der Initiative "Der besondere Kinderfilm". Nicht fehlen darf natürlich auch das Kurzfilmprogramm "Kurzes für Kleine 5+". Sechs internationale Kurzfilme bieten Kindern im Vorschulalter einen Einstieg in die wunderbare Welt des Kinos.

Kinderfilmfest München , Freitag, 28. Juni, bis Samstag, 6. Juli, diverse Kinos, Infos unter www.filmfest-muenchen.de

© SZ vom 27.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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