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Kindersicherheit:Damit Möbel gut dastehen

Kinder nutzen Möbel sehr viel phantasievoller als Erwachsene. Da wird aus dem Tisch eine Höhle, aus dem Regal eine Leiter und aus dem Bett ein Trampolin. Doch bei aller Fantasie: Die Sicherheit steht an erster Stelle.

Von Miriam Müller

Nur stabile Möbel sind kinderfreundliche Möbel. Sinnvoll sind hier immer Vollholzmöbel mit Werkstattqualität, die schon wegen ihres Materials eine höhere Standfestigkeit garantieren. Gute Verarbeitung und eine sichere Verbindung der Einzelelemente sorgen dafür, dass alle länger etwas von den Möbeln haben.

Der Möbelmarkt ist in ständiger Bewegung. Vor dem Kauf sollten Eltern deshalb die aktuellen Testberichte - zum Beispiel von StiftungWarentest oder ÖkoTest - aufmerksam durchlesen.

Generell gilt: Die Kindermöbel müssen dem Entwicklungsstand und den individuellen Fähigkeiten der Kinder entsprechen.

Prüfzeichen

Spielgeräte oder Möbel sollten mit Prüfzeichen geadelt sein, damit sie den Sicherheitsansprüchen genügen.

GS-Zeichen: Geprüfte Sicherheit

Dieses Zeichen steht für geprüfte, technische Sicherheit. Vor allem auf die mechanische, elektrische und chemische Sicherheit wird bei Produkten mit diesem Zeichen von einer bestimmten Prüfstelle des TÜV geprüft.

Goldenes M: RAL-Gütezeichen für Möbel

Dieses Gütezeichen wird von der "Deutschen Gütegemeinschaft e.V." vergeben. Hier stehen die Aspekte Dauerhaftigkeit, Sicherheit und Umwelt bzw. Wohnhygiene im Vordergrund.

Der Blaue Engel

Das Umweltkennzeichen klebt auf Produkten, die im Verhältnis zu anderen gleichartigen Möbeln weniger Schadstoffe aufweisen. Das heißt, dieses Zeichen beschreibt einen relativen Zustand im Vergleich zu anderen Produkten. Die mit einem blauen Engel ausgezeichneten Möbel bestehen überwiegend aus formaldehydarmen Holzwerkstoffen oder Holz. Zusätzlich müssen die Möbel die jeweiligen DIN-Normen erfüllen.

Weiter zum Rütteltest, Schrank, Bett, Hochstuhl, Wickeltisch und Bodenbelag:

Der Rütteltest

Kindermöbel, die schon bei leichtem Rütteln im Möbelgeschäft schwanken und quietschen, haben in Kinderzimmern nichts verloren. Lieber in teurere Möbel investieren statt aus Kostengründen auf wenig haltbarere Möbel zurückzugreifen.

Das wichtigste Kriterium, das Kindermöbel zu erfüllen haben, ist die Sicherheit.

Das GS-Siegel (Geprüfte Sicherheit) ist beim Kauf eine gute Orientierungshilfe. Bevor dieses Zeichen verleihen wird, müssen die Kindermöbel zahlreiche Prüfungen und Tests zu Haltbarkeit, Stabilität, Verletzungsfreiheit, Standfestigkeit erfolgreich absolviert haben. Der TÜV in Nürnberg prüft hauptsächlich Möbel.

Sicher sind Kindermöbel dann, wenn die Verbindung zwischen den Möbelteilen stabil ist, die Lackierung intakt und das Material widerstandsfähig ist.

Auch wenn ein Möbelstück das Siegel vorweisen kann - ein Rütteltest sollte im Geschäft immer durchgeführt werden.

Kinderbett

Das Bett muss der Sicherheitsbestimmung DIN EN 716 und dem Gerätesicherheitsgesetz entsprechen. Die jeweiligen Sicherheitsbestimmungen werden von dem Deutschen Institut für Normung in Berlin vergeben.

Um dem Kind genug Freiraum zu geben, sollte die Liegefläche mindestens 70 mal 140 cm groß sein. Da Kinder auch im Bett herumtollen, müssen alle Ecken und Knoten abgerundet sein, sonst kann es zu schmerzhaften Verletzungen kommen.

Gitterstäbe schützen das Kleinkind vor dem Herausfallen aus dem Bett. Sie selbst sind allerdings eine Gefahrenquelle, wenn sie nicht im richtigen Abstand zueinander angebracht sind. Die Höhe der Seitengitter richtet sich nach der Größe des Kindes, schließlich soll es sich nicht eingesperrt fühlen, sondern geschützt.

60 Zentimeter Höhe machen aber trotzdem Sinn- gerade bei intensiv träumenden Kindern und kleinen Schlafwandlern.

Die Gitterstäbe sollen zwischen 4,5 und 6,5 Zentimeter Abstand voneinander haben - um sowohl ein Durchrutschen als auch ein Einklemmen des Kopfes und der Gliedmaßen zu verhindern.

Noch ein Spartipp:

Praktisch sind Kinderbetten, die mitwachsen: So kann ein Gitterbett ohne Gitterseiten danach zur Juniorliege werden.

Hochbett

Kinder lieben das Spielen, Klettern und Turnen am Hochbett. Aber die höhergelegten Betten sind erst für Kinder ab sechs Jahren geeignet, weil kleine Kinder die Gefährlichkeit der Höhe noch nicht einschätzen können.

Der Gesetzgeber schreibt den Herstellern vor, dass Hochbetten, die in Deutschland verkauft werden, der DIN EN 747 entsprechen müssen. So müssen zum Beispiel oberes und unteres Bett fest miteinander verbunden sein. Vor allem muss das obere Bett mit einer Reling vor Abstürzen schützen.

Eltern sollten auch eine Federkernmatratze verzichten: Diese laden zum "Trampolinspringen" gerade ein. Auch die Höhe der Matratze muss kalkuliert werden: Je höher das Polster, desto höher die Brüstung.

Eine weitere Gefahrenquelle stellt auch die Leiter dar. Sie sollte, um ein Umkippen zu verhindern, fest mit dem Bett und dem Boden verbunden sein.

Wenn das Hochbett alle Sicherheitsbestimmungen erfüllt, ist es durchaus eine praktische Sache: Eltern sparen nämlich mit dem Hochbett mindestens zwei Quadratmeter Platz.

Wickeltisch und -auflage

Der Wickeltisch sollte stabil und am besten in einer Zimmerecke stehen. Die Eltern sollten darauf achten, dass es eine Sicherung gegen Überrollen gibt. Gepolsterte Barrieren an beiden Seiten und an der Rückseite können dies verhindern. Auch hier sollen alle Ecken und Knoten abgerundet sein. Im gesamten Wickelbereich dürfen sich keine Gegenstände befinden, an denen sich das Kind quetschen oder einklemmen kann.

Oft wird der unmittelbare Raum (55 Zentimeter) neben dem Wickeltisch außer Acht gelassen. Doch gerade hier stellen ungesicherte Regale eine Gefahr dar.

Die Wickelfläche in Bauchhöhe schont den Rücken. Darüber leuchtet eine Lichtquelle den Platz ausreichend aus. Für die nächtlichen Wickelaktionen empfiehlt sich ein Dimmer.

Eine Wärmelampe schützt die Kleinen vor dem Frieren.

Jutta Velte - Autorin des Buches "KinderRäume. Wohnen mit Kindern" empfiehlt einen Wickelaufsatz: "Der ist überall einsetzbar, die Eltern sind mit einem flexibler und können die Möbel, die für den Aufsatz als Unterlage dienten, noch lange danach verwenden."

Weil das Kind nackt auf den Wickelauflagen liegt, sollten Eltern unbedingt auch auf die Inhaltstoffe achten. Die Zeitschfrift ÖkoTest hat nämlich 14 Produkte getestet mit dem Ergebnis: Elf sind wahre Schadstoffbomben mit hohen Mengen an DBT und TBT, die schon in geringen Dosen hochgefährlich sind.

Kinderhochstuhl

Er bringt die Kleinen auf die optimale Sitzhöhe zum Tisch. Kinder erfahren ihre Welt fast nur über ihre fünf Sinne. Fühlt sich das gut an? Ist es bequem? Eltern sollten beim Kauf eines Kinderhochstuhls das Bauchgefühl des Kindes mitentscheiden lassen - und eine Sitzprobe erlauben: Die Rückenlehne stützt den Rücken und die Kleinen stellen ihre Füße für ein besseres Gleichgewichtsgefühl auf die Fußstütze.

Auch hier, beim Kinderhochstuhl, darf bei einem Rütteltest nichts rappeln. "Die Tripp-Trapp- Treppenhochstühle sind extrem haltbar, robust und widerstandsfähig", meint Jutta Velte - Autorin des Buches "KinderRäume. Wohnen mit Kindern". Der Stuhl steht nicht auf vier Beinen, sondern auf einem z-förmigen Gerüst, das ihn extrem standfest macht. Seit 1973 gibt der Tripp-Trapp den Kleinen die Chance am Tisch der Erwachsenen körpergerecht zu sitzen. Und der Stuhl wächst mit: Sitz-und Fußbrett sind verstellbar. Ist das Kind groß genug, wird aus dem Fußbrett die Sitzfläche.

Big is beautiful: Sparen Sie nicht an der Größe des Stuhls - zu kleine Stühle können das Kind in seiner Bewegungsfreiheit einschränken und leichter umfallen. Trotzdem sollte das Kind im Hochstuhl nicht unbeaufsichtigt sein.

Bodenbelag

Der liebste Spielplatz ist der Fußboden. Hier haben die Kleinen genug Platz zum Spielen und Toben. Deshalb ist ein kalter, harter Belag wie Fliesen oder Stein für Kinder eher ungeeignet.

Ein mit Wasserlack versiegelter Holz- oder Korkboden dagegen ist hygienisch und warm.

Praktisch sind auch sogenannte Teppichfliesen, die sich leicht austauschen und damit auch reinigen lassen.

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