Kfz-Versicherungen:Sicher unterwegs - und trotzdem günstig

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Autorecycling auf einem Schrottplatz in Garching bei München: Wenn das Fahrzeug hier landet, hat die schwierige Suche nach der besten Versicherung ein Ende. (Foto: Florian Peljak)
  • Seit Jahren steigen die Preise in der Kfz-Versicherung - vor allem für diejenigen, die nicht wechseln.
  • Bis Ende November kann nun wieder die alte Police gekündigt und ein Vertrag bei einem billigeren Anbieter abgeschlossen werden.
  • Ein Überblick über die wichtigsten Fakten und besten Tricks.

Von Anna Gentrup und Jonas Tauber, Köln

Am 30. November ist in jedem Jahr der Stichtag der Kfz-Versicherung. Bis dahin können Autobesitzer ihren Vertrag kündigen und zu einem neuen Anbieter wechseln. Tun sie das nicht, verlängert sich der Vertrag bei den meisten Anbietern am 1. Januar um zwölf Monate. Ein Vergleich lohnt sich, weil die Versicherer ihre Leistungen immer wieder ausbauen oder versuchen, die Konkurrenz mit niedrigen Preisen auszustechen, erklärt Peter Grieble von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Grundsätzlich steigen die Preise in der Kfz-Versicherung seit Jahren. Das geht aber vor allem zulasten der Kunden, die lange nicht den Tarif gewechselt haben und immer höhere Beiträge zahlen müssen. Wer wechselt, hat Chancen auf einen niedrigeren Preis.

Wann ist der beste Zeitpunkt, einen neuen Tarif abzuschließen?

Die Preise für neu abgeschlossene Kfz-Versicherungen werden voraussichtlich noch bis Ende November sinken. "Die Versicherer taktieren derzeit noch, mit welchen Angeboten sie auf Kundenfang gehen", sagt Daniel Friedheim, Sprecher des Vergleichsportals Check24. In diesem Jahr sinken die Preise besonders früh, so hat er beobachtet. "Das sieht für mich nach einem sehr starken Preiskampf aus." Er rät Autobesitzern, bis Anfang November zu prüfen, wie sich das Angebot entwickelt.

Wie viel lässt sich durch einen Tarifwechsel sparen?

Das lässt sich nicht pauschal beantworten, weil es große Prämienunterschiede gibt. "Rund hundert Euro kann man durchschnittlich schon sparen", sagt Grieble von der Verbraucherzentrale. Der Direktversicherer Direct Line hat die Preise europäischer Kfz-Versicherer untersucht. Der Unterschied zwischen dem jeweils teuersten und dem günstigsten Angebot betrug im Schnitt 1309 Euro. Allerdings spart beim Wechsel nur derjenige richtig viel, der sein Auto zuvor sehr teuer versichert hatte. Check24 hat nachgerechnet: Eine Familie aus Frankfurt zahlt für die Versicherung ihres VW Sharan 2.0 TDI als Zweitwagen für die Haftpflicht- und Teilkaskoversicherung im besten Angebot 734,80 Euro, wenn die Fahrleistung 15 000 Kilometer im Jahr beträgt und vierteljährlich gezahlt wird. Das schlechteste Angebot schlug mit 2026,56 Euro zu Buche.

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Bieten Online-Vergleichsportale einen guten Marktüberblick?

Portale wie Check24 oder Verivox - die von Provisionen der Versicherer leben - sind ein guter Ausgangspunkt für die Suche. Allerdings sind nicht alle Versicherer und Tarife bei ihnen vertreten. "Es reicht nicht, nur ein Portal zu nutzen", sagt Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur des Ratgeberportals Finanztip. Er empfiehlt eine Suche auf zwei Portalen. Zusätzlich könne sich der Besuch der Website von HUK24 lohnen, dem Direktversicherer der HUK-Coburg. "Die HUK-Coburg ist nämlich der einzige große Anbieter, der auf den Portalen fehlt", sagt er. Grund sind die sonst fälligen Provisionszahlungen. Wer alle Angebote vergleichen möchte, kann den Rechner von Nafi nutzen, einer Unternehmensberatung, die ihre Vergleiche auch Versicherern und Maklern zur Verfügung stellt. Diese Vergleichsergebnisse sollten Autobesitzer genau prüfen, rät Jörg Rheinländer von der HUK-Coburg. "Nicht immer erhalten Kunden vergleichbare Angebote". Oft zeigten die Vergleiche besonders günstige Tarife, die allerdings leistungsschwach seien.

Wie können Autofahrer sparen?

Versicherer geben für einzelne Tarifmerkmale Rabatte von bis zu 65 Prozent - oder verlangen Aufschläge von bis zu 200 Prozent, hat Check24 herausgefunden. Wer die Merkmale richtig und wahrheitsgemäß wählt, spare im Schnitt bis zu 1335 Euro. Die größten Preisnachlässe erhalten Kunden, die auf den Kaskoschutz verzichten oder besonders wenig fahren. Allerdings ist Kaskoschutz für Besitzer hochwertiger Fahrzeuge durchaus sinnvoll.

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Die Stiftung Warentest empfiehlt, dass der Schutz vier Mindestleistungen enthalten sollte. Gegen einen geringen Aufpreis könnten Autobesitzer die Deckungssumme auf 50 Millionen Euro bis 100 Millionen Euro erhöhen. Das schützt sie davor, bei besonders teuren Unfällen alle Sachschäden über 1,12 Millionen Euro selbst zahlen zu müssen. Das ist die gesetzliche Mindestsumme, die Kfz-Versicherer für Sachschäden zusichern müssen. Außerdem sollten Fahrer den "Verzicht auf Einwand bei grober Fahrlässigkeit" vereinbaren. Sonst dürfe der Versicherer die Leistung der Kaskoversicherung kürzen, wenn der Fahrer grob fahrlässig einen Unfall verursacht. Daneben sollten Schäden durch Unfälle mit "allen Tieren" abgesichert sein, sowie Folgeschäden von Marderbissen.

Ist eine Werkstattbindung sinnvoll?

Wer dem Versicherer überlässt, wo der Wagen im Schadenfall repariert wird, kann auch noch bis zu 20 Prozent in der Kaskoversicherung sparen. Allerdings hat die Option auch einen Haken. "Der größte Nachteil ist, dass ich meine Wahlmöglichkeit verliere", sagt Verbraucherschützer Grieble.

Was gibt es sonst noch zu beachten?

Die Prämie sollte jährlich und nicht monatlich oder pro Quartal bezahlt werden. Rund neun Prozent spart ein 36-jähriger VW- Golf-Besitzer aus Dresden durch die Umstellung von Monats- auf Jahreszahlung bei seiner Vollkaskoversicherung, ergab eine Untersuchung von Finanztip. Weiteres Sparpotenzial gibt es bei der Zahl der eingetragenen Fahrer. Je weniger Fahrer, desto günstiger die Prämie. Auch wer wenig fährt, schont das Portemonnaie. Sparen lässt sich zudem über eine vereinbarte Selbstbeteiligung.

© SZ vom 21.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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