Kfz-Versicherung:Wo es am meisten kracht

In welcher Region werden die meisten Unfälle gebaut? Berlin liegt wieder ganz vorne - aber auch in manchen bayerischen Städten kracht es oft.

Alexander Mühlauer

Im Herbst, wenn die Tage wieder grauer werden, beginnt für die Autoversicherer der jährliche Preiskampf - denn zu diesem Zeitpunkt können die meisten Versicherten ihre Policen kündigen und zu einem anderen Anbieter wechseln.

Kfz-Versicherung: Im September ermitteln Versicherer die Regionalklassen neu.

Im September ermitteln Versicherer die Regionalklassen neu.

(Foto: Foto: SZ-Grafik)

Also unterbieten sich die Versicherer mit immer günstigeren Angeboten, in der Hoffnung neue Kunden zu gewinnen. Im Herbst 2008 wechselten etwa drei Millionen Autobesitzer ihren Anbieter. Und das wird, so erwarten es Experten, auch in diesem Jahr wieder so sein.

Den Startschuss für die Wechselsaison gibt der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mit einer jedes Jahr wieder viel beachteten Statistik: Der Verband ermitteln die Schadenshäufigkeit für 19.000 Autotypen.

Modelle, deren Fahrer überdurchschnittlich häufig in Unfälle verwickelt sind, stufen die Statistiker in eine höhere Typklasse ein; Modelle, die unterdurchschnittlich häufig mit einem Schaden auffallen, landen in einer niedrigeren Typklasse.

Für 30 Prozent der Fahrer wird es billiger oder teurer

Die Einstufung in diese Klassen ist eine von zwei Berechnungsgrundlagen für die Versicherungsprämien. Egal, ob für Haftpflicht-, Teil- oder Vollkaskoversicherung, es gilt immer dasselbe: Je niedriger die Typklasse eines Fahrzeugs, desto günstiger ist die Versicherung. In der Haftpflichtversicherung ändert sich für etwa 70 Prozent der Autofahrer nichts - die Typklasse bleibt unverändert. Für 30 Prozent wird es billiger oder teurer.

Neben den Typklassen gibt es bei der Kfz-Prämienberechnung noch die Regionalklassen. Dabei schauen Statistiker, wie häufig Autofahrer, die in einem bestimmten Landkreis angemeldet sind, Schäden verursachen, und wie teuer die jeweiligen Unfälle waren.

Ein Blick auf die Veränderungen bei der Haftpflichtversicherung zeigt, dass Fahrer aus Kaufbeuren (Kennzeichen: KF), Passau (PA) und Berlin (B) überdurchschnittlich oft die Kassen der Versicherungen belasten. Ihre Regionalklasse ist deshalb entsprechend hoch (Grafik).

Am wenigsten Autoschäden gab es, wie schon 2008, in den Kreisen Elbe-Elster (EE), Mecklenburg-Strelitz (MST) und Oberspreewald-Lausitz (OSL). Fahrer, die ihr Auto dort angemeldet haben, können sich über die niedrigste Einstufung freuen. Am stärksten verbessern sich die Autobesitzer der Insel Rügen: Ihr Landkreis wird um drei Klassen besser eingestuft.

Dresdner zahlen weniger

Der Versicherer Huk-Coburg hat am Beispiel eines neuen VW Golf ausgerechnet, wie sich die unterschiedlichen Regionalklassen auf die Prämie auswirken. Das Ergebnis: Münchner und Stuttgarter müssen mehr bezahlen, Dresdner und Wormser weniger; für Berliner, die ohnehin schon in der schlechtesten Regionalklasse eingestuft sind, ändert sich nichts.

Die Beitragsberechnungen der Autoversicherer sind kompliziert. Neben den Typ- und Regionalklassen gibt es noch weitere Faktoren, die die Kfz-Prämien beeinflussen. Anbieter gewähren beispielsweise Rabatte, wenn der Kunde nicht so viele Kilometer fährt, eine Immobilie besitzt, zu einer bestimmten Berufsgruppe gehört oder nur Fahrer, die über 25 Jahre sind, ans Steuer lässt.

Die Branche sieht in der Kfz-Versicherung eine Art Lockvogel. Kunden, die bei einem Anbieter bereits das Auto versichert haben, sind meistens offen für weitere, vor allem teurere Produkte wie Lebens- oder Hausratversicherungen.

Kein Wunder, dass die Gesellschaften um jeden Kunden kämpfen. "Aus unserer Sicht ist die Tarifschlacht der Kfz-Versicherer nicht zu Ende", sagt Christoph Schmitt, Analyst im Versicherungsteam von Fitch Ratings. Es herrsche ein massiver Verdrängungswettbewerb zwischen den Anbietern. "Das ist ökonomisch nicht rational, denn für viele Versicherer ist das Neugeschäft nicht mehr rentabel", meint Schmitt.

Bis zum Jahresende können Verbraucher kündigen

Was für die Versicherungsgesellschaften teuer ist, ist für die Verbraucher umso erfreulicher. Die meisten Autobesitzer können ihren Anbieter zum Jahresende kündigen. Dazu muss die Kündigung bis spätestens Ende November beim bisherigen Versicherer eingegangen sein.

"Für Verbraucher kann sich ein Wechsel durchaus lohnen", sagt Versicherungsanalyst Schmitt, "sie sollten aber darauf achten, wie lange ein Prämienrabatt versprochen wird." Denn es sei ein großer Unterschied, ob der Rabatt nur für ein Jahr gewährt wird, oder ob die Versicherungsprämie dauerhaft niedrig bleibe.

In letzter Zeit greifen immer mehr Versicherer noch zu einem anderen Trick, um die Kunden zu halten: Sie verändern das Datum der sogenannten Fälligkeit, so dass ein traditioneller Anbieterwechsel im Herbst nicht mehr möglich ist. Die Stiftung Warentest rät Verbrauchern daher, genau auf die Versicherungspolice zu schauen, und sich den neuen Kündigungszeitpunkt im Kalender rot anzustreichen.

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