Kennzeichnung wird Pflicht :Etikett für die Effizienz

Heizungslabel

Von Haushaltsgeräten wie Kühlschränken sind die Energielabel schon lange bekannt. Nun müssen auch Heizungen gekennzeichnet werden.

(Foto: VdZ)

Neue Heizungen müssen von Ende September an ein Energielabel haben. Über den tatsächlichen Verbrauch verrät die Skala aber meist wenig. Die Regierung will die Regel auf alte Geräte ausweiten.

Von Ralph Diermann

Wer beim Kauf eines Fernsehers oder einer Waschmaschine Wert auf einen niedrigen Energieverbrauch legt, hat es leicht. Ein Blick auf das EU-Effizienzlabel verrät, ob das Gerät Stromfresser oder Sparwunder ist. Für die Hersteller ist die Kennzeichnung schon seit vielen Jahren Pflicht. Erstaunlich eigentlich, dass es für den mit Abstand größten Energieverbraucher der Haushalte - die Heizung - eine solche Vorgabe bisher nicht gibt. Doch das wird sich nun ändern: Vom 26. September an müssen auch die Hersteller von Heizungsanlagen mit einem Label Auskunft über die Energieeffizienz ihrer Anlagen geben.

Dabei werden neue Gas- und Ölkessel, Wärmepumpen und Heißwasserboiler verschiedenen Effizienzklassen zugeordnet. Wie bei den Elektrogeräten soll eine Farbskala Verbrauchern auf einen Blick vermitteln, zu welcher Kategorie die Anlage gehört. Die besten, mit einem kräftigen Grün gekennzeichneten Klassen A+ und A++ bleiben Anlagen vorbehalten, die ihre Wärme ganz oder teilweise aus erneuerbaren Quellen gewinnen. Dazu zählen etwa Wärmepumpen oder Gas-Brennwertkessel, die mit Solarthermie-Anlagen gekoppelt sind. Biomassekessel müssen erst vom 1. April 2017 an gekennzeichnet werden.

"Grundsätzlich ist ein solches Heizungslabel eine sinnvolle Sache", sagt Akke Wilmes von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. "Die konkrete Ausgestaltung hat aber Schwächen." Zwar verspreche die Klassifizierung leicht verständliche Informationen, sagt der Energieexperte. In der Praxis sei es aber längst nicht so einfach zu erkennen, ob eine Anlage wirklich effizient arbeite. Wilmes kritisiert unter anderem, dass alle Wärmepumpen pauschal in die besten Kategorien eingestuft werden - unabhängig davon, wie sparsam sie tatsächlich sind. Das erschwere auch den Vergleich mit anderen Technologien. "Eine gute Gas-Brennwertheizung zum Beispiel kann unter Umständen effizienter sein als eine schlechte Wärmepumpe. Sie wird bei der Klassifizierung aber immer darunter eingeordnet." Zudem bemängelt Wilmes, dass die schlechten Kategorien C bis G gar nicht vergeben werden. Selbst die ineffizientesten Heizungen erhalten noch ein B. "Würde das gesamte Spektrum ausgeschöpft, könnte die Effizienz der einzelnen Anlagen differenzierter dargestellt werden", sagt der Experte.

"Wir sehen darin nicht mehr als ein Marketinginstrument der Heizungsindustrie."

Ein weiterer Kritikpunkt: Die Kennzeichnung sagt nichts aus über die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Anlagen. "Das Heizungslabel lässt keine Rückschlüsse auf die Verbrauchskosten zu. Schon allein deshalb nicht, weil es nicht berücksichtigt, unter welchen Rahmenbedingungen eine Technologie eingesetzt wird", erklärt Carsten Müller-Oehring vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima. Gerade bei Wärmepumpen hängt der Energieverbrauch stark davon ab, in welch einem Gebäude die Anlage eingebaut wird. Müller-Oehring rät Hausbesitzern daher, sich bei der Entscheidung für eine neue Heizung nicht allein auf das Label zu verlassen, sondern die Beratung durch einen Fachhandwerker zu suchen.

Etwa 680 000 Heizungen wurden 2014 in Deutschland neu installiert - gemessen am Gesamtbestand von rund zwanzig Millionen Anlagen eine vergleichsweise kleine Zahl. Wie eine Erhebung des Energie-Dienstleisters Techem zeigt, ist jede zweite Heizung älter als zwanzig Jahre. Um diesen Sanierungsstau aufzulösen, plant die Bundesregierung jetzt, die Kennzeichnungspflicht auf bestehende Anlagen auszuweiten. Die Hoffnung: Wenn ein alter Kessel als ineffizient gebrandmarkt wird, motiviert dies zum Heizungstausch.

Anders als beim Label für neue Heizungen sollen auch die Anlagen größerer Mehrparteienhäuser kategorisiert werden. Das Konzept sieht vor, dass die Schornsteinfeger künftig nach und nach alle Gas- und Ölkessel klassifizieren, die älter als fünfzehn Jahre sind. Wärmepumpen bleiben davon ausgenommen. Zudem sollen die Eigentümer mit dem Label auch Informationen über Beratungs- und Förderangebote erhalten. Die Einstufung erfolgt nicht auf Basis von Messungen, sondern mithilfe einer Datenbank. Im kommenden Jahr soll die Kennzeichnung noch freiwillig sein, ab 2017 dann verpflichtend. Die schwarz-rote Koalition will das Gesetz im Herbst durch den Bundestag bringen.

Für Hausbesitzer wird die Vergabe des Labels nach dem Willen der Regierung gratis sein, da der Bund die Kosten übernimmt. Der Eigentümerverband Haus & Grund lehnt das Vorhaben aber dennoch ab. "Das Effizienzlabel für Altanlagen ist überflüssig, da es schon ausreichend viele Beratungs- und Informationsangebote gibt. Die Effizienz der Heizungsanlage wird bereits im Energieausweis berücksichtigt. Eine zusätzliche Kennzeichnung wird nur Verwirrung stiften", erklärt die Energieexpertin des Verbandes Corinna Kodim. "Wir sehen darin nicht mehr als ein Marketinginstrument der Heizungsindustrie." Sie fürchtet, dass sich die Klassifizierung sogar kontraproduktiv auswirken könnte. Wenn alte Kessel gut eingestellt würden, seien sie nicht selten effizienter als neue Anlagen, selbst wenn sie in einer schlechten Kategorie eingestuft würden. "Das Label bildet nicht ab, wie ein Kessel in das Heizungssystem eingebunden ist und ob die Heizungsregelung korrekt funktioniert", sagt Kodim.

Verbraucherschützer Wilmes dagegen begrüßt den Plan der Bundesregierung. Er schlägt vor, das Altanlagen-Label auch in den Energieausweis aufzunehmen oder aber Hausbesitzer zu verpflichten, die Klassifizierung im Hausflur auszuhängen. "Dann würden auch Wohnungsmieter erfahren, wie effizient die Heizung in ihrem Haus arbeitet. Denn schließlich sind sie es, die die Heizkosten tragen müssen", sagt Wilmes. Das könnte auch den Hausbesitzern nutzen - zumindest sofern ihre Heizung nicht allzu alt ist. "Wenn sich Mieter über hohe Nebenkosten beklagen, haben sie mit dem Effizienzlabel einen überzeugenden Beleg, dass die Heizungsanlage in diesen Fällen daran nicht schuld ist."

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