Süddeutsche Zeitung

Kennzeichnung von Mehr- und Einwegflaschen:Regierung will Pfandsystem entwirren

Irritation im Supermarkt: Viele Verbraucher erkennen nicht, wann es sich um eine Einweg- oder um eine Mehrwegflasche handelt. Nun will die Bundesregierung das Pfandsystem vereinfachen - direkt am Getränkeregal.

Ein Supermarktregal, von oben bis unten gefüllt mit unterschiedlichen Getränkeverpackungen aus Plastik, Blech, Glas oder Karton: Schon mit dem Kauf einer Flasche Saft beginnt die Verwirrung. Ist das nun eine Mehrweg- oder eine Einwegflasche? Oder kann sie später doch einfach im Müll landen?

Wenn es nach der Bundesregierung geht, darf sich der Verbraucher von 2014 an auf Hinweisschilder verlassen. Sie sollen künftig in Supermärkten mit "Einweg" und "Mehrweg" neben dem Produkt stehen - und dem Verbraucher klar anzeigen, welche Flasche er kauft.

Diese Mehrweg-Reform hat Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) angestoßen, die das Bundeskabinett an diesem Mittwoch beschließt. So solle es Verbrauchern erleichtert werden, "sich bewusst für eine Getränkeverpackung zu entscheiden, die ihren ökologischen Ansprüchen genügt". Die Regierung rechnet mit Mehrkosten von einmalig 5,6 Millionen Euro für den Handel und jährlichen Zusatzkosten von 700.000 Euro - die wohl auf den Verbraucher umgelegt werden.

Grüner Punkt und verschlungener Pfeil

Welche Flasche der Verbraucher kauft und welches Pfand er zahlt, kann er allerdings bereits an unterschiedlichen Symbolen erkennen: Der Grüne Punkt bedeutet, dass die Verpackung über den Plastikmüll entsorgt werden kann. Einwegflaschen tragen einen verschlungen Pfeil neben einer Dose und Flasche. Die Mehrwegflasche trägt oft kein Symbol oder eine kleine Kennzeichnung "Mehrweg". Viel Klarheit bringt das offensichtlich nicht.

Mit den neuen Schildern, so hofft wohl die Bundesregierung, könnte auch ein Misserfolg korrigiert werden: Schließlich sollte die Einführung des Einweg-Pfands im Jahr 2003 die Flut der Wegwerfflaschen eindämmen. Doch die sogenannte Mehrwegquote offenbart: Lag der Anteil der klassischen Pfandflasche, die mehrfach genutzt werden kann, 2004 noch bei etwa 70 Prozent, fiel er in den vergangenen Jahren auf gerade mal 50 Prozent. Ein Grund ist die Zunahme von Wasserverkauf in Einwegflaschen in Discountern.

Dass sich Verbraucher nicht für die ökologisch sinnvollere Mehrwegflasche entscheiden, könnte auch noch einen anderen Grund haben: Die Rückgabe für Einwegflaschen ist viel bequemer: Supermärkte müssen sie, unabhängig davon, ob sie dort gekauft wurden oder nicht, annehmen. Mehrwegflaschen hingegen nimmt nur derjenige Supermarkt, der genau diese Flaschen auch im Sortiment hat.

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