Kauphting:Das Bangen geht weiter

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Eigentlich sollten die deutschen Kunden der Kaupthing-Bank möglichst bald ihr gesamtes Geld erstattet bekommen. Doch plötzlich ist das alles nicht mehr sicher.

Hannah Wilhelm

Unter den 30.000 deutschen Kunden der isländischen Kaupthing-Bank macht sich erneut Panik breit: Anscheinend ist - anders als bisher angenommen - nicht absehbar, wann und wie viel sie von ihrem Geld zurückbekommen, das bei Kaupthing auf Tages- und Festgeldkonten schlummert. Das Geldhaus war 2008 ins Trudeln geraten, am 9. Oktober wurden die Konten der deutschen Anleger gesperrt. Seitdem können sie nicht mehr an ihr Geld.

Wann die deutschen Kunden der Kaupthing-Bank an ihr Erspartes kommen, steht noch nicht fest. (Foto: Foto: Reuters)

Weil in dem maroden Land einige Banken gleichzeitig in Zahlungsschwierigkeiten kamen, war einige Zeit unklar, ob Islands Einlagensicherung auch die deutschen Kunden entschädigen kann. Es fehlte schlechthin an Geld. Die deutsche Bundesregierung trat daraufhin in Verhandlungen mit Island und im November wurden die Betroffenen beruhigt: Alle würden ihr Geld wiedersehen und zwar nicht nur die Mindestabsicherung von 20.887 Euro, sondern sämtliche Einlagen in voller Höhe, hieß es. Doch was viele damals als Entscheidung verstanden, ist nun doch nicht so eindeutig.

Die Verhandlungen sind doch noch nicht abgeschlossen: "Wir bieten an, der isländischen Einlagensicherung einen Kredit zu geben, der es ihr ermöglicht, alle Ansprüche der deutschen Anleger zu befriedigen", sagte ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums der Süddeutschen Zeitung. "Mehr können wir nicht tun. Der Ball liegt nun bei den Isländern, sie müssen entscheiden, wie entschädigt werden soll." Das Darlehen in Höhe von 308 Millionen Euro sei bislang noch nicht abgerufen worden.

Anleger fliegen auf die Insel

Viele Kaupthing-Kunden hatten damit gerechnet, ihr Geld bereits im Januar zu bekommen. "Viele rufen uns an und sind besorgt", sagt ein Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Am 5. Februar findet eine Gläubigerversammlung der Kaupthing Bank statt. Eine Gruppe deutscher Geschädigter möchte deshalb nach Island fliegen. Unter ihnen auch Karlheinz Bellmann, der bereits im November nach Reykjavik geflogen und medienwirksam sein Geld zurückgefordert hatte: "Mein Flug ist gebucht. Ich will endlich wissen, wann ich meine Einlagen wiederbekomme."

Ein möglicher Grund für die Verzögerung könnte die wackelige politische Lage in Island sein. Viele Firmen schlittern dort in die Pleite, zahlreiche Menschen verlieren ihren Job. Ende Januar finden wichtige Parteitage statt, auf denen über den künftigen Europakurs beraten wird. Möglich ist, dass die Parteien vorher nicht den Eindruck erwecken wollen, Deutschland in der Auseinandersetzung zu sehr entgegengekommen zu sein.

© SZ vom 16.01.2009/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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