Kampf gegen Bankenkrise:G-7 verkünden Aktionsplan

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"Dringendes und außergewöhnliches Handeln" gefordert: Die Finanzminister der sieben führenden Industrienationen haben sich auf ein gemeinsames Vorgehen zur Überwindung der globalen Finanzkrise geeinigt.

Die gegenwärtige Lage verlange "dringende und außergewöhnliche Maßnahmen", heißt es in einem am Freitagabend in Washington veröffentlichten G7-Papier. Es müßten dazu "alle verfügbaren Werkzeuge" eigensetzt werden, um den Zusammenbruch wichtiger Finanzinstitionen zu vermeiden.

Der Aktionsplan, auf den sich die Finanzminister der sieben führenden Industrienationen verständigt haben, sieht vor, den Zusammenbruch großer Banken "mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln" zu verhindern, wenn dieser schwerwiegende Folgen für das gesamte Finanzsystem zu haben droht. Dies geht aus einer am Freitagabend in Washington veröffentlichten Erklärung des gastgebenden US-Finanzministeriums hervor. Die Vertreter der USA, Japans, Deutschlands, Großbritanniens, Frankreichs, Kanadas und Italiens seien sich "einig, dass die gegenwärtige Lage dringendes und außergewöhnliches Handeln erfordert", hieß es in der Erklärung.

Die G-7-Finanzminister vereinbarten demnach einen Fünf-Punkte-Plan, in dem sie sich verpflichten "weiter zusammenzuarbeiten, um die Finanzmärkte zu stabilisieren, die Kreditströme wieder herzustellen und globales Wirtschaftswachstum zu fördern". Dazu wollen die Regierungen sicherstellen, "dass Banken und andere Finanzinstitutionen breiten Zugang zu Finanzmitteln haben".

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD), der für Deutschland an dem Treffen teilnimmt, hatte vor Beginn der Beratungen in der ARD gesagt, von dem Treffen müsse ein klares Signal zur Rettung "systemübergreifender Banken" ausgehen. Über Hilfspläne der Bundesregierung machte Steinbrück zunächst keine konkreten Angaben. "Wir brauchen eine sektorübergreifende Lösung, daran wird gearbeitet", sagte er lediglich.

Dow verliert achten Tag in Folge

In der Hoffnung auf entschlossenes Handeln der G7-Staaten haben sich die US-Börsen zuvor von ihrem Sturz ins Bodenlose erholt. Der Dow Jones-Index der Standardwerte schloss nach einem kurfristigen Aufschlag von bis zu drei Prozent bei 1,2 Prozent im Minus und 8474 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500-Index verlor ein Prozent auf 900 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq legte dagegen 0,3 Prozent zu und schloss mit 1650 Punkten.

Getrieben von Panikverkäufen hatten die US-Aktienmärkte ihre Talfahrt am Freitag fortgesetzt. Zwischenzeitlich verlor der Dow Jones in New York erneut mehr als fünf Prozent. Die Anleger hätten Angst vor einem weltweiten Wirtschaftsabschwung, erklärten Börsianer. Auch in Tokio und London brachen die Kurse zeitweise um mehr als zehn Prozent ein.

Händlern zufolge waren vor allem solche Aktien gefragt, die zuletzt im Zuge der Finanzkrise starke Verluste erlitten hatten und nun wieder attraktive Einstiegschancen böten. Gleichwohl hat sich der Dow in den letzten Tagen meilenweit von seinem Rekordhoch von 14.198,10 Zählern entfernt, das er vor knapp einem Jahr - am 11. Oktober 2008 - erreicht hatte. Auf Jahressicht gerechnet bedeutete dies ein gewaltiges Minus von 40,48 Prozent.

Der Dax in Frankfurt verzeichnete mit sieben Prozent einen der größten Tagesverluste seiner Geschichte und schloss auf dem tiefsten Stand seit rund drei Jahren.

Ölpreis fällt auf 13-Monats-Tief

Die Erwartung eines weltweiten Abschwungs hat den Ölpreis am Freitag zeitweise auf seinen tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr getrieben. Der Preis für ein Fass (159 Liter) US-Leichtöl verbilligte sich auf 77,38 Dollar - so billig war der Rohstoff seit dem 11. September 2007 nicht mehr. Händler machten dafür Rezessionsängste und weitere Anzeichen für eine weltweit sinkenden Nachfrage verantwortlich.

Der Ölpreis hat sich damit innerhalb von drei Monaten beinahe halbiert. Mitte Juli notierte er noch auf einem Rekordhoch von über 147 Dollar. Bei einer außerplanmäßigen Sitzung im November will die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) über eine Reduzierung der Produktion beraten.

Gleichzeitig gab der Euro 1,5 Prozent gegenüber dem Dollar nach. Er wurde mit 1,3399 Dollar gehandelt, nachdem er kurzfristig so schwach wie seit mehr als eineinhalb Jahren nicht mehr notiert hatte. In den vergangenen beiden Wochen gab der Euro auf den Dollar 7,8 Prozent nach.

Bush: "Angst kann Angst nähren"

US-Präsident George W. Bush, der am Samstag die G7-Finanzminister treffen wird, rief die US-Bürger in einem dramatischen Appell auf, Ruhe zu bewahren. "Angst kann Angst nähren", sagte er. Die US-Regierung werde nach ihrem jüngsten Rettungspaket im Volumen von 700 Milliarden Dollar weiter aggressiv gegen die seit mehr als einem Jahr währende Finanzkrise vorgehen, versprach Bush. "Wir haben die Instrumente, diese Krise zu lösen, und arbeiten fieberhaft daran, dies zu tun."

Treffen der Euro-Staaten

Nach Angaben des französischen Präsidialamts treffen sich die Staats- und Regierungschefs der Euro-Länder am Sonntag in Paris, um einen gemeinsamen Aktionsplan der Mitgliedsstaaten mit der Europäischen Zentralbank abzustimmen.

Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi sprach zudem von einem möglichen G8-Gipfel in der nächsten Woche. Zu den G8 gehören neben den G7-Ländern Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, USA, Kanada und Japan auch Russland. Berlusconi brachte außerdem angesichts der drastischen Kursverluste an den Börsen bereits eine eintägige Aussetzung des Börsenhandels weltweit ins Gespräch.

© AP/AFP/dpa/Reuters/hai - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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