Kahlschlag bei der LBBW:Der Aufräumer packt an

Ein frischer Wind: Der neue Chef Hans-Jörg Vetter streicht bei der Stuttgarter Landesbank 2500 Jobs. Bislang wurde dort noch nie so drastisch gekürzt.

Dagmar Deckstein und Martin Hesse

Eine regelrechte Rosskur verordnet der neue Chef der größten deutschen Landesbank, der Stuttgarter LBBW. Im Juni erst holten die Träger der angeschlagenen Landesbank den 57-jährigen Hans-Jörg Vetter an den Neckar, jetzt schickt er sich an, den schwer angeschlagenen Branchenprimus radikal zu verkleinern und umzubauen. Am härtesten treffen wird es die derzeit noch 13.600 Mitarbeiter des Instituts, von denen 2500 bis Ende 2012 das Haus verlassen sollen.

Landesbank Baden-Württemberg, dpa

Die finanziell schwer angeschlagene Landesbank Baden-Württemberg wird 2500 Stellen streichen.

(Foto: Foto: dpa)

Einen derart drastischen Personalabbau hat es in der zehnjährigen Geschichte der LBBW noch nicht gegeben. Die Landesbank wurde 1999 als Fusion der Südwestdeutschen Landesbank, der Landesgirokasse und der Landeskreditbank gegründet.

Harter Entscheider und Aufräumer

Der gebürtige Göppinger Vetter gilt als harter Entscheider und gründlicher Aufräumer, seit er bereits 2001, also lange vor der Finanzkrise, die durch Immobiliengeschäfte schwer lädierte Berliner Landesbank (LBB) einer radikalen Schrumpfkur unterzog. 2007 konnte der LBB-Chef das Institut für 6,4 Milliarden Euro an die Sparkassen verkaufen. Auch damals war von den rund 12.000 Stellen in Berlin gerade mal etwas mehr als die Hälfte übrig geblieben.

Ähnliches scheint dem Schwaben Vetter auch mit der LBBW vorzuschweben. Sein hartes Sanierungsprogramm, das er am Donnerstag den Eigentümern - Land, Sparkassenverband und Stadt Stuttgart - und anschließend dem Verwaltungsrat als Aufsichtsorgan vorlegte, deutet jedenfalls darauf hin.

Nach der Trägerversammlung bestätigte Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) den geplanten Jobabbau: "Jetzt müssen Altlasten abgebaut werden", sagte er. Das sei schmerzhaft, aber es gebe keine Alternative. Ein Großteil der Stellen soll am Konzernsitz in der Landeshauptstadt eingespart werden, wobei die Gewerkschaft Verdi sowie Grüne und SPD im Landtag darauf pochen, dass der Abbau sozial verträglich und ohne betriebsbedingte Kündigungen vonstatten gehen.

Lesen Sie auf der zweiten Seite, wie Vetter die LBBW wieder fit machen will.

Die Pläne der Zukunft

Vetter will in den kommenden vier Jahren je 700 Millionen Euro einsparen, damit die LBBW wieder aus den roten Zahlen kommt. Die Bilanzsumme soll um 40 Prozent sinken. Die Landesbank wird sich deswegen von einigen Tochtergesellschaften trennen.

Zur Disposition steht vor allem die Immobilienprojektfinanzierung sowie das Leasinggeschäft. Ihre Beteiligung an der Berliner Quirin-Bank hat die LBBW nach Angaben aus Finanzkreisen bereits abgestoßen. Das 20-Prozent-Paket hat demnach ein Finanzinvestor übernommen. Die Quirin-Beteiligung hatte die LBBW mit dem Kauf der SachsenLB übernommen.

Die LBBW galt lange Zeit als Musterknabe unter den Landesbanken. Sie hat aber durch Abschreibungen auf einstige Vorzeigeobjekte der Immobilien-Projektentwicklung sowie auf faule Wertpapiere aus Kreditgeschäften, die zum Crash der Finanzmärkte geführt haben, satte Verluste angehäuft. 97 Milliarden Euro stecken noch in sogenannten toxischen Papieren, zu denen auch die 2005 und 2007 übernommenen Landesbanken Rheinland-Pfalz und Sachsen ihren Anteil beitrugen.

Im vergangenen Jahr schrieb die LBBW 2,1 Milliarden Euro Verlust, weitere 1,8 Milliarden Euro sind allein bis Ende September aufgelaufen.

Auch die WestLB kämpft

In ähnlich prekärer Lage befindet sich die Düsseldorfer WestLB, auf deren Übernahme die Stuttgarter noch vor wenigen Jahren erpicht waren. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters soll sich die WestLB als erste Landesbank dazu entschlossen haben, eine sogenannte Bad Bank zu gründen, in die Risikopapiere ausgelagert werden können und damit aus der Bankbilanz verschwinden.

Solche Pläne hegen die LBBW-Eigner noch nicht, müssen sich aber wohl oder übel mit Vetters harten Umstrukturierungsplänen abfinden - nicht zuletzt wegen des Drucks, den die EU-Kommission ausübt.

Land, Stadt Stuttgart und Sparkassen hatten der LBBW Ende letzten Jahres mit fünf Milliarden Euro frischem Kapital und Bürgschaften in Höhe von 12,7 Milliarden Euro unter die Arme gegriffen, damit die LBBW nicht unter den Bankenrettungsschirm des Bundes schlüpfen musste.

Die öffentliche Beihilfe Baden-Württembergs aus Steuergeldern will Brüssel nur genehmigen, wenn sich die LBBW neu ordnet. Vetter kommt das zupass, nach seinen Plänen soll sie sich künftig auf ihre mittelständisch geprägten Firmenkunden, die Privatkunden in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen sowie auf ihre Aufgabe als Spitzeninstitut der Sparkassen konzentrieren.

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