Kabel Deutschland:Demütig in Frankfurt

Erstmals seit mehr als zwei Jahren gibt es mit dem Debüt von Kabel Deutschland wieder einen großen Börsengang in Frankfurt. Doch Glamour ist nicht angesagt.

Markus Zydra

Der erste große Börsengang am deutschen Aktienmarkt seit November 2007 ist vielleicht gerade deshalb ein großes Ereignis, weil die Feier nicht so groß ausfiel. Nur eine kleine Flagge am Gebäude der Frankfurter Börse mit dem Logo von Kabel Deutschland (KDG) erinnert daran, dass mal wieder ein Konzern den Gang an den Finanzmarkt wagt.

Die Demut ist auch drinnen spürbar. Die Lounge auf dem Parkett ist sehr eng, wenn die Wände nicht aus Glas wären, würde man Platzangst bekommen. Und die Gäste? Nur eine Handvoll, und alle haben sie direkt etwas mit dem Börsengang zu tun.

Die Stimmung ist einem Montag angemessen, mancher nippt an einem Glas Sekt. Kredenzt wird das kulinarische "Welcome Package" der Deutschen Börse mit Käsebrötchen, süßen Stückchen und Saft. Börsengänge des Jahres 2010 haben nichts mehr mit Glamour zu tun. Bescheidenheit und Vorsicht sind die angesagten Charaktereigenschaften auf dem Parkett.

Schmaler Gewinn

Das merkten auch die neuen Aktionäre von Kabel Deutschland. Sie konnten sich zunächst über einen kleinen Zeichnungsgewinn freuen. Mit 22,50 Euro startete die KDG-Aktie 2,3 Prozent über dem Ausgabepreis von 22 Euro in den Handel. Später fiel der Preis jedoch wieder.

"Wir sind mit dem ersten Kurs sehr zufrieden. Dies ist ein gutes Zeichen für den gesamten Markt für Börsengänge", sagte Vorstandschef Adrian von Hammerstein am Morgen. Im Laufe der Finanzkrise hatten viele Konzerne, darunter die Deutsche Bahn, ihre Erstnotiz absagen müssen.

Nach dem erfolgreichen KDG-Debüt hofft die Börse auf weitere erfolgreiche Aktienplatzierungen. Die Hamburger Modekette Tom Tailor (am 26. März), der Chemikalienhändler Brenntag (am 29. März) sowie der chinesische Armaturenhersteller Joyou stehen schon in den Startlöchern und wollen noch vor Ostern auf dem Kurszettel auftauchen.

Bei dem Börsengang von Kabel Deutschland macht vor allem der Eigentümer Providence Kasse. Der US-Finanzinvestor ist vor sieben Jahren beim größten deutschen Kabelnetzbetreiber eingestiegen und nahm mit dem Verkauf 759 Millionen Euro ein. Ihm gehören nun noch 61,7 Prozent der Aktien. Das Geld fließt also nicht in den hoch verschuldeten Konzern, dennoch will Hammerstein auf Expansionskurs gehen: Kleinere Kabelgesellschaften wie "Telecolumbus und Primacom sind interessante Themen", sagte der Vorstandschef.

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