Kabel Deutschland:An die Börse - aber dalli, dalli

Kabel Deutschland plant einen schnellen Börsengang: Schon kommende Woche beginnt die Werbetour.

Caspar Busse und Martin Hesse

Adrian von Hammerstein stehen sehr anstrengende Wochen bevor: Der Chef von Deutschlands größtem Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland GmbH (KDG) will die Münchner Firma noch im März an die Börse bringen. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung beginnt das KDG-Management unter Hammerstein bereits am Montag eine internationale Werbetour bei Investoren, eine sogenannte Roadshow - in Europa und an der Ostküste der USA, also vor allem in New York und Boston.

Bis zum 19. März soll um Investoren gebuhlt werden, heißt es in Finanzkreisen. Die Erstnotiz an der Frankfurter Börse soll dann bereits in der letzten vollen März-Woche, also am 22. März oder kurz danach, erfolgen. Das Projekt hat Signalwirkung, denn es wäre der größte Börsengang in Deutschland seit 2007. Seitdem hat die weltweite Finanzkrise Börsengänge verhindert, vor wenigen Monaten scheiterte der Baukonzern Hochtief mit dem Plan, sein Flughafengeschäft für Aktionäre zu öffnen. Sollte KDG Erfolg haben, wäre das auch ein positives Zeichen für andere Börsenkandidaten, etwa für den Chemikalienhändler Brenntag. "KDG hat die Funktion des Eisbrechers", sagt ein Insider.

Wie es heißt, hat das KDG-Management bereits mit Investoren Vorgespräche geführt, die Resonanz sei erfreulich. Im Visier seien vor allem Großinvestoren, keine Privatanleger. Die Umwandlung in eine AG stehe bevor. Das KDG-Papier gilt als Kandidat für den Mittelwerte-Index MDax. Derzeit ist der Konzern zu 88 Prozent in Besitz des amerikanischen Finanzinvestors Providence. Knapp 50 Personen aus dem KDG-Management halten vier Prozent, weitere acht Prozent liegen bei einem nordamerikanischen Pensionsfonds. Zunächst soll der Planung zufolge ein Minderheitsanteil von bis zu 40 Prozent an die Börse gebracht werden. Damit sollen etwa 750Millionen bis zu einer Milliarde Euro erlöst werden. Der gesamte Erlös soll an die Altaktionäre fließen, die damit Kasse machen, eine Kapitalerhöhung, etwa zur Finanzierung weiteren Wachstums, ist derzeit nicht vorgesehen. Später soll dann der Rest verkauft werden - dieses Vorgehen soll den Erlös maximieren.

Neun Millionen Kunden

KDG gehörte ursprünglich zur Deutschen Telekom, die das TV-Kabelgeschäft auf Druck der EU-Kommission verkaufen musste. 2003 stieg Providence mit anderen Finanzinvestoren ein, 2006 zahlte Providence die Partner aus und ist seitdem allein an Bord. KDG ist in 13 Bundesländern aktiv und hat neun Millionen Kunden. Zunehmend setzt das Unternehmen auf sogenanntes Triple play, also auf das gemeinsame Angebot von Kabelfernsehen, schnellem Internet und Telefonie. Damit werden die Kabelanbieter zu Konkurrenten der Telekom-Konzerne. Dieses Geschäft gilt als lukrativ und wächst. Die dafür nötige Aufrüstung des Kabelnetzes war aber teuer, die Firma hat hohe Schulden. Auf der anderen Seite kommt aus dem klassischen Kabelfernseh-Bereich ein stabiler Einnahmestrom, der KDG attraktiv für Investoren macht.

Bis vor kurzem hatte Providence auch einen Verkauf an andere Finanzinvestoren geprüft, die Angebote waren aber offenbar zu niedrig. Eine Dividende will KDG dem Vernehmen nach vorerst nicht ausschütten, der Schuldenabbau stehe im Vordergrund. Organisiert wird der Börsengang von Morgan Stanley, UBS, Deutsche Bank und JP Morgan.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: