Josef Ackermann:"Fehlleistung darf nicht belohnt werden"

Worte voller Reue und Zorn: Deutsche-Bank-Chef Ackermann geißelt das maßlose Verhalten gieriger Banker - und fürchtet sich vor sozialen Spannungen.

Das Interview liest sich wie ein Schuldeingeständnis. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, über Jahre hinweg der Vorzeige-Banker der Republik und Verfechter der 25-Prozent-Rendite, kritisiert im Gespräch mit der Bild-Zeitung die hohen Bonus-Zahlungen für Führungskräfte und zeigt Verständnis für die Empörung der Bevölkerung.

Josef Ackermann, Deutsche Bank, Foto: dpa

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann:"Diese Geschichten bringen eine ganze Berufsgruppe in Verruf."

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Er verstehe, "dass viele Menschen verärgert sind, wenn Manager von staatlich unterstützten Unternehmen, die hohe Verluste haben, letztlich aus der Tasche des Steuerzahlers Millionen Boni bekommen sollen", sagte Ackermann. Und: "Leistung muss sich lohnen, Fehlleistung darf nicht belohnt werden. Schon gar nicht mit Steuergeldern." Ackermann selbst hatte bereits vor Monaten auf seine Boni verzichtet.

In Bezug auf die Millionenforderung des geschassten Chefs der Hypo Real Estate, Georg Funke, sagte Ackermann: "Für viele Menschen ist so manches, was gerade passiert, nicht mehr nachvollziehbar." Funke fordert von seinem ehemaligen Arbeitgeber 3,5 Millionen Euro. Führungskräfte, so Ackermann weiter, hätten eine Vorbildfunktion und besondere Verantwortung - "dieser müssen sie gerecht werden".

Schlagzeilen über immer neue Millionenzahlungen für Pleite-Manager bringen Ackermann in Rage: "Ich denke daran, dass diese Geschichten eine ganze Berufsgruppe in Verruf bringen. Viele Manager, die sich vorbildlich verhalten und ordentliche Arbeit gemacht haben, werden dadurch in Misskredit gebracht", sagte Ackermann. Dabei habe die überwältigende Mehrheit der Bankmitarbeiter nichts mit der Finanzkrise zu tun.

Zwar hätten Banken Fehler gemacht, allerdings seien sie nicht alleine für die Wirtschaftskrise verantwortlich. Auch eine mangelnde Aufsicht sowie eine reichliche Geldversorgung haben die Krise befeuert, sagte Ackermann.

Eine mögliche Gefahr, ausgehend von der Wirtschaftskrise, sieht Ackermann in sozialen Unruhen. "Meine Sorge ist, dass wir in vielen Ländern soziale Spannungen bekommen könnten. Deshalb ist es wichtig, dass wir jetzt gemeinsam Lösungen finden, die uns aus der Krise führen. Wir sitzen in einem Boot."

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