Kritik an Deutsche-Bank-Chef:"Ackermann ist einer der gefährlichsten Banker der Welt"

Simon Johnson greift Josef Ackermann an: Der frühere Chefökonom des Währungsfonds geißelt den Boss der Deutschen Bank. Das Institut könnte sich selbst in die Luft jagen.

Die Deutsche Bank ist viel zu waghalsig unterwegs - behauptet zumindest der ehemalige Chefökonoms des Internationalen Währungsfonds (IWF), Simon Johnson.

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Josef Ackerman ist nicht nur Chef der Deutschen Bank, sondern auch Präsident der Lobbygruppe "Institute of International Finance".

(Foto: dapd)

"Sie ist besonders gefährdet, sich selbst in die Luft zu jagen", sagt er in einem Interview mit der taz. Ihren Chef Josef Ackermann nennt er "einen der gefährlichsten Bankmanager der Welt", denn er bestehe darauf, eine Eigenkapitalrendite von 20 bis 25 Prozent zu erzielen. Dies sei jedoch nur möglich, weil Ackermann wisse, dass die Deutsche Bank ein Systemrisiko darstelle. So könne er darauf spekulieren, von den Steuerzahlern gerettet zu werden, falls ein Konkurs drohe. 2011 möchte die Deutsche Bank zehn Milliarden Euro Gewinn machen.

Das Institut wehrt sich gegen die Kritik: "Die Deutsche Bank ist ohne Staatshilfe und ohne den Steuerzahler in Anspruch zu nehmen durch die Finanzkrise gekommen", sagte ein Sprecher zu sueddeutsche.de. Die Eigenkapitalrendite erscheine auch deswegen so hoch, weil Beratungsgeschäfte der Bank zu den Gewinnen beitragen, in denen keine Kredite fließen. Solche Dienstleistungen müssten jedoch nicht so mit Eigenkapital unterlegt werden wie Kredite.

Es ist eine Lehre aus der Finanzkrise, dass die Banken ihr Eigenkapital aufstocken müssen. Vor der Krise konnten sie ein Vielfaches dieser Summe verleihen. Das kann gut gehen und eine üppige Rendite bringen - wenn aber, wie in der Finanzkrise, viele Darlehen auf einen Schlag ausfallen, kann eine Bank in Schieflage geraten. Eine potentiell höhere Rendite geht aber oft mit einem hohen Risiko einher.

Experten fordern, die Eigenkapitalregeln massiv zu verschärfen. Das Bankenabkommen Basel III sieht vor, dass die Eigenkapitalquote deutlich steigen muss. Das Handelsblatt hat Studien zusammengestellt, die gar zu einer Quote von 16 bis 20 Prozent raten, damit die Wahrscheinlichkeit neuer Finanzkrisen deutlich sinke. Der volkswirtschaftliche Schaden, der entstehe, weil die Banken weniger Kredite vergeben könnten, sei dagegen zu vernachlässigen.

"Wenn das Finanzsystem sicher sein soll, muss das Eigenkapital bei 20 bis 45 Prozent der Bilanzsumme liegen", sagt Ex-IWF-Mann Johnson, ohne allerdings zu benennen, was er in diesem Fall alles zum Eigenkapital hinzählt. Der jetzt als Professor an der renommierten US-Universität MIT arbeitetende Johnson sagt weiter, dass die Deutsche Bank derzeit nur auf vier Prozent Eigenkapital komme. Diese Rechnung weist ein Sprecher der Deutschen Bank zurück. Zieht man nur die Geschäftsfelder mit Krediten in Betracht, die potentiell ausfallen können, komme man auf eine Quote von zwölf Prozent gemessen an den sogenannten risikogewichteten Activa, so der Sprecher.

Bis 2019 hat das Haus wie alle Banken Zeit, die Basel-III-Marke zu erreichen. Die Deutsche Bank hatte kurz nach der Einigung im Dezember vergangenen Jahres als eine der ersten Banken angefangen, das Eigenkapital aufzustocken. "Doch Basel III bringt überhaupt nichts", urteilt Johnson. Von strengeren Regeln sähen die Bankenaufseher ab, weil sie glaubten, dass große Wirtschaftsnationen große Banken benötigten, die nicht zu sehr reguliert werden dürften.

Ackermann sei auch deshalb so gefährlich, weil er als Präsident des Institute of International Finance in Washington an der Schaltzentrale der Bankenlobby sitze. Weitere Kapitalerhöhungen würden für Banken Kosten in Milliardenhöhe bedeuten.

Linktipp I: Simon Johnson bloggt mit Kollegen unter The Baseline Scenario.

Linktipp II: Dirk Niepelt, Professor an der Universität Bern, hat einen Aufsatz geschrieben, warum Banken überhaupt reguliert werden sollten. Im Blog Ökonomenstimme analysiert er den Gegensatz zwischen den Gebern von Eigen- und Fremdkapital und erläutert, was daraus für die gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung folgt.

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