Johannes B. Kerner:Ein schneller Rückzieher

TV-Moderator Johannes B. Kerner reagiert auf die Kritik an seinem Einstieg in eine Werbeagentur, die auch Sportgrößen vermittelt - und verkauft seine Anteile. Eine Interessenskollision habe es aber nie gegeben.

Christopher Keil

Auch an diesem Donnerstagabend war bei Sat1 wieder Kerner. Inzwischen fällt es nicht mehr so auf, dass Johannes B. Kerner bei einem Privatsender versucht, erfolgreich zu arbeiten. Beim ZDF war er am späten Abend der Plauderkönig, zu dem alle pilgerten, sogar Bundeskanzler. Nun geht er mit Sendungen ins Rennen, die anfänglich sehr verbraucherorientiert waren. Sein Ziel sind beständig zehn Prozent Marktanteil, 9,6 waren es diesmal. Die Quote wurde ihm nach Mallorca gefunkt, wo er derzeit mit Familie urlaubt.

Sat.1-Show 'Deutschland gegen Türkei - das Duell'

Johannes B. Kerner zieht sich aus der Investmentfirma UPA wieder zurück.

(Foto: dpa)

Auf der Insel, fern der Heimat, traf er eine Entscheidung, die er in der kommenden Woche in Hamburg notariell beglaubigen lassen will. Kerner zieht sich aus der Gesellschaft UPA (United Professionals Agency) zurück. Der 45-jährige Moderator hatte die GmbH zusammen mit seinem Manager Werner Klatten, der stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Constantin Medien ist, dem Air-Berlin-Boss Joachim Hunold und Tonio Kröger, Deutschlandchef der Werbeagentur DDB, gegründet. UPA will sich vornehmlich an Unternehmen aus der Kommunikationsbranche beteiligen. Erster Zukauf war die Agentur People Brand Management (PBM), die Prominente als Werbeträger vermittelt.

Zu den Kunden zählen Schauspielerinnen wie Veronica Ferres, aber vor allem Fußballer, so auch der Schalker Bundesligatrainer Felix Magath und Miroslav Klose, derzeit verletzter Stürmer vom Meister FC Bayern München. Weil Kerner bei Sat1 auch die Champions League Spiele präsentiert, lag eine Interessenkollision vor, die Klatten so beschrieb: Interessenkonflikt sei ein Thema, das sich in der Theorie stelle.

Die Sonnentage hat Kerner also genutzt, das Problem sauber zu lösen. Denn schon am kommenden Mittwoch wird er Fußball-Lehrer Magath in Gelsenkirchen interviewen, wo Schalke gegen Hapoel Tel Aviv antritt. Wie wäre das gewesen? Der Mitgesellschafter befragt seinen Klienten. Undenkbar.

"Eine praktische Interessenkollision hat es nie gegeben", sagte Kerner der SZ an diesem Freitag auf Anfrage kühn. "Um aber jeder theoretischen entgegen zuwirken, ziehe ich mich aus der Gesellschaft zurück und verkaufe meine Anteile an Werner Klatten." Er lege Wert auf die Feststellung, dass ihn niemand von Sat1 gedrängt habe. Wäre er noch beim ZDF, wäre er wohl mit Verweis auf die journalistische Unabhängigkeit gedrängt worden - beziehungsweise man hätte ihm vorher nahe gelegt, erst gar nicht bei UPA einzusteigen.

Kerner und Werbung (u.a. für Air Berlin) war beim öffentlich-rechtlichen Zweiten immer wieder ein Thema. Der frühere Chefredakteur Nikolaus Brender vertrat die Meinung: "Ein Journalist wirbt nicht." Weil Kerner als Journalist bei seinen Sportmoderationen auftritt, handelt er jetzt konsequent.

Auch bei seinem TV-Magazin verlässt er sich neuerdings konsequent auf seinen Geschmack. Er setzte inzwischen nur noch auf Themen, die ihn interessierten, sagte Kerner. An diesem Donnerstag waren das natürlich die Themen Chile, dazu Islamismus und Energiepreise. So ein Programm ist eher öffentlich-rechtlich, steht Sat1 aber auch ganz gut.

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