Interview mit Architekten:Urlaubsgefühl im Alltag

Wasser als Wohnbereich zu erschließen war immer ein Jugendtraum des Architekten Martin Förster. Bei der Konstruktion des "Floating Home" wollten er und sein Kollege Karsten Trabitzsch, beide Wassersport-Fans, weg von der Hausboot-Romantik. Förster beschreibt die Besonderheiten des schwimmenden Domizils.

Interview: Jürgen Hoffmann

SZ: Welche architektonischen Chancen und Risiken birgt die Konstruktion eines schwimmenden Hauses?

Martin Förster (links) und Karsten Trabitzsch

Martin Förster (links) und Karsten Trabitzsch

(Foto: Foto: privat)

Förster: Das "Floating Home" hat scharfe Winkel und weiche Linien. Das Haus wiegt zwar 300 Tonnen, aber es muss leicht wirken. Glasflächen spiegeln das Wasser wider. Holz an der Fassade strahlt Wärme aus. Der Hausbau geht schneller als bei der Stein-auf-Stein-Bauweise: Die vorgefertigten Elemente werden in einem Trockendock zusammengesetzt. Wir haben unser Pilotobjekt innerhalb von vier Monaten fertiggestellt, weil alles exakt vorbereitet war.

SZ: Ist ein Quadratmeter Wohnfläche eines "Floating Home" billiger oder teurer als in einem herkömmlichen Haus?

Förster: Das hängt von Lage und Ausstattung ab. Wir haben ein Niedrigenergie-Haus gebaut, das überall festgemacht werden kann. Etwa in einem Hafenbecken, einem Fluss, Kanal oder Baggersee. Da man die Energiekosten niedrig halten kann und kein teures Bauland braucht, ist das schwimmende Haus etwas günstiger als das Heim an Land. Die Lage des "Floating Home" dürfte immer zu den exklusiveren zählen.

SZ: Wie muss ein Floating Home gewartet und renoviert werden?

Urlaubsgefühl im Alltag

Förster: Ähnlich wie ein herkömmliches Haus. Wir erneuern gerade an einigen Stellen unseren Holzfußboden im Innenbereich. Die Fassade und der Außenbereich sind wasser- und witterungsresistent. Alle fünf Jahre muss das "Floating Home" auf seine Schwimmtüchtigkeit überprüft werden. Die Behördengänge sind hierbei etwas zeitaufwendiger, da es noch nicht viele Erfahrungswerte gibt.

SZ: Wie sieht der typische Bewohner Ihres "Floating Home" aus?

Förster: Den gibt es nicht. Allen Interessenten gemein ist die Faszination für das Element Wasser. Egal ob Manager, Künstler, Familie mit Kindern oder Rentner mit Fernweh - das "Floating Home" ist flexibel.

SZ: Wie lebt es sich darin im Alltag?

Förster: Ich habe selbst hier ein paar Tage gewohnt und mich entspannt gefühlt wie im Urlaub. Da das Gebäude ganz ruhig im Wasser liegt, braucht man keine Angst vor Seekrankheit haben. Die kleinen Bewegungen wirken sich sogar positiv auf den Gleichgewichtssinn aus.

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