Interview:Günstig und gut zu verarbeiten

Benjamin Krick ist Mitarbeiter am Passivhaus Institut in Darmstadt. Er promovierte am Forschungslabor für Experimentelles Bauen der Universität Kassel über Stroh als Baustoff. Im Folgenden beschreibt er dessen Vorzüge.

Interview: Sarah Weik

SZ: Weshalb sollten sich Bauherren für Stroh als Baustoff entscheiden?

Interview: Benjamin Krick

Benjamin Krick

(Foto: Foto: privat)

Krick: Weil Stroh alles mitbringt, was ein Baustoff können muss, und dazu noch absolut ökologisch ist. Ein Naturprodukt, das man vom nächsten Acker bekommen kann, dessen Herstellung sehr wenig Energie verbraucht und das gute Dämmeigenschaften hat. Dazu ist Stroh ein Baustoff, der sehr leicht zu handhaben ist, man kann also gut selbst mitanpacken. Und das alles ist für sehr wenig Geld zu haben. Stroh hat auf jeden Fall das Potential, ein Baustoff der Zukunft zu werden. Theoretisch könnte heute schon jeder Neubau aus Stroh entstehen. Und morgen auch - Stroh wächst im Gegensatz zu anderen ökologischen Baustoffen ja sehr schnell reichlich nach.

SZ: Dennoch ist Stroh in Deutschland noch ein Nischenprodukt.

Krick: Leider ja. Ich denke, dass viele einfach Berührungsängste haben. Unser nächstes Ziel ist eine Art Anleitung für Interessenten, damit möglichst viele Bauherren und Architekten lernen, wie man aus Strohballen möglichst schnell ein Haus baut. Wir wollen darin auch zeigen, wie sich die Baubehörden von einem Strohbau überzeugen lassen.

SZ: Muss ich mich also auf langwierige Behördengänge einstellen, wenn ich ein Haus aus Stroh bauen will?

Krick: Das kommt auf die Bauweise an. Stroh ist mittlerweile als Baumaterial anerkannt. Strohballengebäude zu errichten, bei denen das Stroh keine Lasten trägt, stellt daher heute kein Problem mehr dar. Falls dies der Fall ist, sieht die Sache anders aus. Zwar sagen viele, dass der Hausbau damit schneller und günstiger geht. Das gilt jedoch nur für kleine Gebäude und wenn man nicht in Deutschland baut. Die Genehmigung ist zwar über eine "Zulassung im Einzelfall" möglich, doch allein vom Papieraufwand her ist es momentan besser, auf ein lasten-tragendes System zu verzichten.

SZ: Welche Entwicklungen wird es beim Strohballenbau in den nächsten Jahren geben?

Krick: Es gibt in Deutschland bisher kaum Firmen, die sich näher mit Stroh als Baustoff beschäftigen. Doch gerade was die Vorfertigung angeht, also bei Strohballen, die bereits in ein Holzgerüst eingebettet sind, gibt es noch etliche Entwicklungsmöglichkeiten. Einige Probleme, wie etwa die Feuchtigkeit, kann man damit gut umgehen, und der Bau würde insgesamt einfach schneller gehen.

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