Infineon-Streit: Hermes-Vertreter Hirt:Götterbote mit lauter Stimme

Er stänkert gegen Wendelin Wiedeking, meutert bei Tui und legt sich mit der Infineon-Führung an. Dabei hat Hans-Christoph Hirt, Manager beim Pensionsfonds Hermes, starken Rückhalt.

Wenn es bei großen Unternehmen ums Ganze geht, ist Hans-Christoph Hirt meistens nicht weit. Der eloquente Manager wirft sich mit Vorliebe bei Themen wie Transparenz und nachhaltiges Wirtschaften in die Bresche - oder, wenn es darum geht, unliebsame Top-Manager abzustrafen.

Hans-Christoph Hirt, Foto: getty

Hans-Christoph Hirt kämpft für die Interessen des britischen Pensionsfonds Hermes.

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Hirt ist Vertreter der britischen Fondsgesellschaft Hermes und vertritt damit Hunderttausende Pensionsberechtigte. Eigentümer und zugleich wichtigster Kunde von Hermes, benannt nach dem griechischen Götterboten, ist der Pensionsfonds von British Telecom BT Pension Scheme (BTPS). Das Credo von Hermes lautet: Nur wenn ein Unternehmen gut und transparent geführt wird, sind für Investoren ordentliche Erträge möglich. Deshalb bemüht sich Hirt auch stets, den sogenannten Corporate-Governance-Ansatz in Unternehmen zu verankern - wenn es sein muss auch lautstark. Wenn er im Zweiergespräch mit seinen Anliegen nicht durchdringt, dann erhöht er den Druck und geht in die Öffentlichkeit.

Im jüngsten Fall torpediert der Hermes-Fonds die Wahl des ehemaligen Siemens-Vorstands Klaus Wucherer zum Aufsichtsratschef von Infineon. "Vielleicht ist es nicht das Richtige, Wucherer zum Aufsichtsratschef machen zu wollen", sagte Hirt kürzlich der Financial Times Deutschland. Der Gegenkandidat von Hermes heißt Willi Berchtold und ist Finanzchef des Autozulieferers ZF Friedrichshafen.

Mitgemischt bei Tui-Meuterei

Infineon bekam den Druck von Hermes bereits vor knapp einem Jahr zu spüren. Die Entlastung der Führung um Konzernchef Peter Bauer und Chefkontrolleur Max Dietrich Kley gelang auf der Hauptversammlung nur knapp. Hirt und Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz übten deutliche Kritik. Am Ende wurde Kley mit nur 50,026 Prozent der Stimmen entlastet, Bauer erreichte 61 Prozent.

Auch bei der Debatte um die Ablösung des damaligen TUI-Aufsichtsratschef Jürgen Krumnow mischte Hirt mit. Hermes, damals mit 0,6 Prozent an Tui beteiligt, stützte den Abwahlantrag des norwegischen Reeders John Fredriksen, der sich stattdessen selbst in den Aufsichtsrat wählen lassen wollte. In der bis zuletzt spannenden Abstimmung setzten sich die Unterstützer Krumnows nur knapp durch.

Ein Gegner Hirts war auch der ehemalige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking. Mit seiner Übernahmetaktik für Volkswagen habe Wiedeking dem Finanzplatz Deutschland erheblich geschadet, gab Hirt im Januar 2009 zu Protokoll - und forderte: "Herr Wiedeking sollte seinen Posten in der Corporate-Governance-Kommission aufgeben."

Egal ob Forderungen nach nachhaltiger Unternehmensführung oder transparenter Vorstandsvergütung - Hirt kämpft mit Nachdruck für seine Sache und kann durchaus Erfolge vorweisen. Nach seiner Forderung, Aktionäre über die Bezahlung von Vorständen mitentscheiden zu lassen, haben etliche Großkonzerne offenbar eingelenkt.

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