Immobilienverwalter:Kein Nebenjob

Martin Kaßler

Die Aufgaben seien in den vergangenen Jahr komplexer geworden, sagt Martin Kaßler vom Dachverband Deutscher Immobilienverwalter (DDIV).

(Foto: oh)

Die Anforderungen an die Wohnungsverwaltung sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Worauf Eigentümer bei der Auswahl eines Unternehmens achten sollten, sagt Martin Kaßler vom Dachverband Deutscher Immobilienverwalter (DDIV).

Interview von Simone Gröneweg

In Deutschland gibt es circa 1,8 Millionen Eigentümergemeinschaften mit insgesamt mehr als neun Millionen Wohnungen. Hausverwalter nehmen den Eigentümern viel Arbeit ab. Die Aufgaben sind komplexer geworden.

SZ: Einen passenden Wohnungsverwalter zu finden, ist nicht ganz einfach. Worauf sollte eine Eigentümergemeinschaft bei der Suche achten?

Martin Kaßler: Sie sollte jemanden beauftragen, der hauptberuflich als Verwalter arbeitet. Kleine und mittlere Firmen dominieren den Markt. Meistens handelt es sich um GmbHs, die weniger als 3000 Wohneinheiten verwalten. Ein Einzelunternehmer braucht mindestens 300 bis 400 Wohneinheiten, damit sich das Geschäft rechnet. Manche Verwalter bieten ihre Dienste nebenberuflich an, davon ist aber abzuraten. Die Anforderungen in der Branche sind mittlerweile so gestiegen, das lässt sich nicht nebenher machen. Verwalter müssen mittlerweile mehr als 60 Gesetze und Verordnungen kennen und anwenden.

Manche sind also überfordert?

Ja, leider. Wir nehmen jedenfalls wahr, dass die Zahl der Auseinandersetzungen steigt. Und wir registrieren zusätzliche Gerichtsprozesse. Der Missbrauch nimmt ebenfalls zu. Die Verwalter tragen die Verantwortung für viel Geld. Sie erstellen einen Wirtschaftsplan, verwalten die Instandhaltungsrücklagen und sind für die laufenden Abrechnungen zuständig. Oft trägt ein Verwalter die Verantwortung für viele Millionen Euro. In manchen Fällen sind die Verantwortlichen schlichtweg überfordert mit der Kontenverwaltung und den Abrechnungen. So kommt es zu Fehlern wie falsch ausgewiesene Jahresabrechnungen oder nicht eingehaltene Gewährleistungsfristen. Im Einzelfall kommt es leider sogar zum Griff in die Kasse.

Wie lässt sich so etwas verhindern?

Die Branche fordert schon lange berufliche Mindestanforderungen für WEG-Verwalter. Dazu gehört unter anderem ein Sachkundenachweis in Form einer Prüfung bei einer Industrie- und Handelskammer. Genauso wichtig ist eine Berufshaftpflichtversicherung. Mittlerweile hat die Politik das Problem erkannt, ein entsprechender Entwurf befindet sich in Arbeit. Eigentümer sollten sich nicht unbedingt für die billigste Verwaltung entscheiden, denn zu Dumpingpreisen kann man nicht hochwertig arbeiten.

Was sind Dumpingpreise?

Die Preise variieren von Region zu Region und sind auch von der WEG-Größe abhängig. Eine Verwaltung in Hamburg-Blankenese verlangt sicher höhere Gebühren als eine in einer ländlichen Region. Generell sollte man vorsichtig sein, wenn ein Verwalter nur zehn oder zwölf Euro pro Wohnung ansetzt und bestimmte Leistungen nicht zusätzlich abrechnet. Ich halte 21 Euro für angemessen.

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