Immobilienaktien locken Investoren:"Wir haben wieder einen Hype"

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An diesem Donnerstag geht der Immobilienkonzern Gagfah an die Börse - das wird voraussichtlich die zweitgrößte Emission dieses Jahres.

Simone Gröneweg

"Dieser Börsengang lässt für das Jahr 2007 hoffen", sagt Fondsmanager Stefan Leibold vom Bankhaus Ellwanger & Geiger. Die Aktien des Immobilienunternehmens Gagfah stoßen offenbar vor allem bei ausländischen Investoren auf Interesse.

An diesem Mittwoch endete die Zeichnungsfrist für institutionelle Anleger. Der Ausgabepreis soll am Donnerstagmorgen kurz vor der Erstnotiz mitgeteilt werden. Experten erwarten, dass die Papiere zu einem Wert kommen, der am oberen Ende der Preisspanne von 17 bis 19 Euro liegt.

"Ein gelungener Börsenstart der Gagfah hat eine Signalwirkung für andere Gesellschaften, die auch an den Aktienmarkt wollen", urteilt Leibold. Das gelte aber in erster Linie für große Unternehmen, sagt der Unternehmensberater Konrad Bösl. Die angelsächsischen Großinvestoren sind meist erst bereit, ab einer Marktkapitalisierung von etwa 350 Millionen Euro zu investieren."

2006 bereits sieben Immobilienfirmen neu an der Börse

Seit Anfang des Jahres haben bisher sieben Immobilienfirmen den Gang aufs Börsenparkett gewagt. Die Hahn-Immobilien-Beteiligungs AG zieht gerade nach - die Zeichnungsfrist läuft bis zu diesem Freitag. "Wir haben wieder einen Hype", sagt Bösl. "Besonders die kleineren Firmen versuchen, von der Euphorie zu profitieren."

Das klappt allerdings nicht immer. Zwei Firmen sagten bereits mangen mangelnder Nachfrage ab: das Berliner Immobilienunternehmen Estavis und die CWI Real Estate. "Wer zu klein ist, kommt nicht unbedingt an", lautet das Fazit von Bösl.

Die Gagfah-Holding gehört zu den ganz Großen. Unter ihrem Dach befinden sich 151000 Wohnungen. Der US-Investor Fortress hatte der ehemaligen Bundesversicherungsanstalt für Angestellte 80 000 Wohnungen, der Norddeutschen Landesbank die Immobilientochter Nileg und der Stadt Dresden den gesamten Wohnungsbestand abgekauft.

Aus diesen drei Beständen haben die Manager die Gagfah-Holding geschnürt. Fortress will etwa 20 Prozent der Anteile abgeben und könnte maximal 853 Millionen Euro einnehmen. Der Börsengang wäre damit nach Wacker Chemie der zweitgrößte in diesem Jahr.

Bezeichnend ist, dass hinter dem Börsengang ein US-Investor steht. Die amerikanischen und britischen Fondsgesellschaften haben Deutschland entdeckt. Im Vergleich zu anderen Ländern sind nur wenige deutsche Immobilienunternehmen an der Börse notiert. "Immobilienaktien waren über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte in der Bundesrepublik unterrepräsentiert", sagt Immobilienanalyst Tobias Just von der Deutschen Bank.

Die internationalen Investoren sehen einen Nachholbedarf und wollen davon profitieren. Vor allem die Diskussion über die Einführung der sogenannten Reits hat das deutlich gemacht. Dabei handelt es sich um Immobiliengesellschaften, die von der Gewerbe- und Körperschaftsteuer befreit sind. In vielen Ländern gibt es Reits schon, hierzulande sind sie politisch noch umstritten.

Milliardengeschäft für die Finanzbranche

Dennoch möchte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) sie am liebsten Anfang 2007 einführen. Das neue Anlagesegment wäre ein Milliardengeschäft für die Finanzbranche. Für Privatanleger seien sie allerdings nicht unbedingt geeignet, da zu riskant, sagen Experten.

Hinzu kommt, dass deutsche Immobilien im internationalen Vergleich günstig sind. Auch das haben internationale Investoren erkannt. Da der Bund, die Länder und Kommunen ihre Bestände abgeben wollen, greifen sie natürlich zu. Die Debatte um die Reits heizt das Milliardengeschäft an. Allerdings formieren sich die Mieterschützer - zum Beispiel wegen des Gagfah-Emissionsprospekts.

Dort heißt es, das Unternehmen wolle die Mietpreise nach und nach auf ein marktübliches Niveau anheben. Über die Ankündigung zeigten sich die Mieterschützer empört.

© SZ vom 19.10.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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