Immobilien-Boom in London:Schuhkarton für 900 Euro im Monat

Das teure Zimmer in London

Teure Wohnung: 900 Euro kostet dieses Zimmer in London

(Foto: rightmove.co.uk)

Die Mieten in London explodieren. Ein winziges, aber mehr als 900 Euro teures Zimmer wird nun zum Symbol für den absurden Immobilien-Boom. Jetzt schalten sich sogar die Behörden ein.

Von Valérie Müller

  • Winziges, 900 Euro teures Zimmer in London sorgt für Empörung in Großbritannien.
  • Behörden wollen das umstrittene Angebot prüfen.
  • Es besteht der Verdacht, der Vermieter habe eine bestehende Wohnung ohne Baugenehmigung in kleinere Wohneinheiten geteilt.

Das Zimmer

Eine Matratze, eine Küchenzeile und ein Schrank - mehr passt nicht in das winzige Zimmer in der Nähe des Londoner Bahnhofs King's Cross, das jetzt in England für Aufsehen sorgt. 737 Pfund soll das Zimmer, das britische Medien als "Schuhkarton" verspotten, im Monat kosten. Das sind mehr als 900 Euro. Die Immobilienfirma Relocate Me hatte die Wohnung am Dienstagmorgen im Netz zur Miete angeboten. Doch trotz des hohen Preises gab es schon unmittelbar nach Erscheinen der Wohnungsanzeige circa 40 Anfragen für das Zimmer - und in nur 16 Stunden war der neue Mieter gefunden.

Der Immobilienmakler verteidigte das Angebot im Guardian: Es gebe auch eine abgetrennte Toilette und Dusche, sagte er. Viel mehr Luxus bietet die Wohnung allerdings nicht: Ein Blick auf das Foto verrät, dass nicht einmal die Eingangstür ganz geöffnet werden kann. Auch dürfte es schwierig sein, an den Inhalt der Küchenschränke heranzukommen. Dazu müsste die Matratze erst einmal weggeschoben werden. Doch wohin damit? Es gibt ja keinen Platz. Die Quadratmeterzahl war aus dem Inserat übrigens nicht ersichtlich.

Die Reaktion

Nachdem der Fall im Vereinigten Königreich für Aufsehen sorgt, schalten sich jetzt auch die Londoner Behörden ein. Sie wollen das Zimmer auf Sicherheitsstandards prüfen. Im Guardian sagte der zuständige Beamte, dass der Verdacht bestehe, der Besitzer könnte eine größere Wohnung ohne Baugenehmigung in kleinere Wohneinheiten unterteilt haben. Ist das der Fall, könnte das weitreichende Konsequenzen für den Vermieter haben. Nun soll geprüft werden, ob das Zimmer den Mindeststandards entspricht, die in London für Wohnraum gelten. Außerdem wollen die Behörden herausfinden, ob die Brandschutzbestimmungen erfüllt sind.

Der Besitzer des Häuserblocks, in dem sich das aufsehenerregende Zimmer befindet, erklärte im Guardian, er habe sehr wohl eine entsprechende Baugenehmigung für die insgesamt 40 individuellen Wohneinheiten in dem vierstöckigen Gebäude gehabt. Andrew Panayi besitzt mehrere Immobilien in der umliegenden Nachbarschaft. Dieses Gebäude sei ein ehemaliges Hostel, das er 2003 gekauft habe. Zu seiner Verteidigung sagt er: "Das Foto wird dem Zimmer nicht gerecht. Das Badezimmer und die gemeinschaftliche Dachterrasse sind nicht zu sehen. Es wurde auch nicht erwähnt, dass Zentralheizung, Internet und unbegrenzt heißes Wasser in dem Preis inbegriffen sind."

Der Hintergrund

Das Zimmer ist ein Symbol für den boomenden Immobilienmarkt in London. Jüngste Statistiken zeigen, dass die Immobilienpreise in Großbritannien im vergangenen Jahr um elf Prozent zulegten. In London zogen die Preise sogar doppelt so stark an wie im Landesschnitt. Diese Entwicklung des Immobilienmarkts birgt jedoch Gefahren. Wenn die Preise fallen, platzt die Blase, die sich gerade auf dem Häusermarkt bildet. Dann haben vor allem hochverschuldete Käufer und zwangsläufig auch die Banken ein Problem.

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