Immobilien:Begehrt und überschätzt

Viele Menschen schätzen Immobilien als inflationssichere Form der Geldanlage. Finanzexperten sind jedoch skeptisch.

Matthias Autenrieth

Den Traum vom eigenen Haus oder einer eigenen Wohnung hegen viele. Und es finden sich etliche handfeste Argumente, die für Immobilienbesitz ins Feld gebracht werden können.

Immobilien: Ist die Entscheidung für den Haus- oder Wohnungskauf gefallen, zählen nach einer alter Immobilien-Weisheit drei Faktoren: Lage, Lage und nochmals Lage.

Ist die Entscheidung für den Haus- oder Wohnungskauf gefallen, zählen nach einer alter Immobilien-Weisheit drei Faktoren: Lage, Lage und nochmals Lage.

(Foto: Foto: ddp)

Zentraler Ansatzpunkt ist meist die Frage: Warum sollte ich Geld für Miete ausgeben, wenn ich damit auch meine eigene Immobilie abbezahlen kann? Rechnet man alle im Verlauf eines Lebens gezahlten Mieten zusammen, ergeben sich in aller Regel Summen, die auch für den Kauf eines Eigenheims mehr als ausreichend gewesen wären.

Ein weiterer Vorteil von Immobilien ist ihre hohe Inflationssicherheit. Während Sparguthaben ganz real unter dem Geldwertverlust leiden, der derzeit im Euroraum bei über vier Prozent liegt, können Häuser und Wohnungen diesem weitgehend trotzen - sofern sie sich in der richtigen Lage befinden. Hier setzen allerdings die ersten Kritikpunkte an einer Immobilien-Investition an.

Nur in Top-Lagen steigen die Preise

In den gefragtesten Großstädten Deutschlands, wie Hamburg, Frankfurt oder München, steigen aktuell die Preise. In ländlichen Gegenden jedoch gingen sie in den vergangenen Jahren - zahlreichen Grundstücksmarktberichten zufolge - kontinuierlich zurück. Und selbst im Umland von Hamburg, dem Bundesland mit der zur Zeit stärksten wirtschaftlichen Dynamik, büßten Eigentumswohnungen im Jahr 2007 nach einem aktuellen Bericht der Landesbausparkasse Schleswig-Holstein Hamburg durchschnittlich 3,8 Prozent ihres Wertes ein.

Natürlich gibt es auch bei anderen Anlagearten das Risiko von Wertverlusten - doch im Vergleich dazu bestehen auch höhere Renditechancen. Das ist mit ein Grund, warum viele Finanzfachleute den Hauskauf als Anlageform zum Vermögensaufbau mit Skepsis betrachten.

Lesen Sie weiter, warum Immobilien nicht als Geldanlage empfohlen werden.

Begehrt und überschätzt

"Unter ertragsorientierten Gesichtspunkten der Geldanlage ist ein Immobilienkauf nicht besonders glücklich", sagt Arno Gottschalk, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bremen. "Die Immobilie ist eine Klumpen-Anlage: Sie verstoßen hier gegen die Regel der Diversifikation, indem Sie alles in einer Werte-Klasse anlegen."

Eine weitere Schwierigkeit: Immobilien sind eine sehr illiquide Anlageform. Sollte ein Verkauf unvorhergesehen notwendig sein, so muss erstens ein Käufer gefunden werden, der zweitens auch den gewünschten Preis zahlt. Beides kann sich schwierig gestalten. Muss aus einem laufenden Immobilienfinanzierungs-Vertrag ausgestiegen werden, entstehen zusätzliche Kosten - die Vorfälligkeitsentschädigung.

Dem Argument, eine eigene bezahlte Immobilie spare im Ruhestand Mietkosten, steht Gottschalk kritisch gegenüber. "Diese Immobilie hat dann ebenfalls ein entsprechendes Alter und muss unterhalten und gegebenenfalls saniert werden." Die dabei anfallenden Kosten würden beim Herausstellen des mietfreien Wohnens oft vergessen.

Zudem bindet der Immobilienkauf große Geldmengen, die dann nicht für andere Arten der Altersvorsorge eingesetzt werden können. Immobilienbesitz allein reicht aber als zusätzliche private Altersvorsorge nicht aus, sondern sollte - wenn überhaupt - immer nur eine Säule der Vorsorge darstellen.

Einen wesentlichen Grund für ein Eigenheim entkräften diese Einwände allerdings nicht. Die Entscheidung für eine eigene Immobilie sei letztlich keine reine Vermögensentscheidung - auch emotionale Gesichtspunkte spielen eine große Rolle, so Gottschalk. "Das Gefühl, in den eigenen vier Wänden zu wohnen, kann auch die Lebensqualität erhöhen. "

Auf versteckte Baumängel achten

Wenn letztlich die Entscheidung für den Haus- oder Wohnungskauf gefallen ist, zählen nach guter alter Immobilien-Weisheit drei Faktoren: Lage, Lage und nochmals Lage. Daneben empfehle es sich für alle, die nicht selbst vom Fach sind, einen Architekten zur Beratung hinzuzuziehen, sagt Gottschalk. Denn versteckte Baumängel können sehr teuer werden, und auch in Baubeschreibungen verbergen sich oft unliebsame Überraschungen.

Und noch etwas rät Gottschalk: "Die Immobilie sollte nicht auf sehr spezielle Vorlieben oder Ideen zugeschnitten sein. Im Falle eines Verkaufs ist es wichtig, dass sie auch anderen Menschen gefällt."

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