Süddeutsche Zeitung

IKB-Prozess:Ortseifen - Reinwaschung fehlgeschlagen

Erst soll Ex-IKB-Chef Ortseifen die Lage der Krisenbank beschönigt haben - um später eigene Fehler zu vertuschen. Der ehemalige IKB-Chefaufseher erhebt schwere Vorwürfe.

Hat Stefan Ortseifen als Chef der Mittelstandsbank IKB die Lage des Instituts bewusst beschönigt? Diese Frage klärt derzeit ein Prozess vor dem Landgericht Düsseldorf. Angeklagt ist Ortseifen - ihm werden Marktmanipulation und Untreue vorgeworfen, er soll für die Schieflage verantwortlich sein.

Jetzt hat sich Ulrich Hartmann, 71, zu Wort gemeldet. Glaubt man den Worten des ehemaligen IKB-Chefaufsehers, dann soll Ortseifen die enormen Risiken zweitklassiger US-Immobilienpapiere gegenüber dem Aufsichtsrat der Bank verharmlost und dann versucht haben, das Protokoll zu ändern.

"Gegenteil der ursprünglichen Bedeutung"

Ortseifen habe in der Aufsichtsratssitzung wenige Wochen vor der Krise auf die Frage nach dem Subprime-Engagement der IKB eine "weiche und sehr beruhigende Erklärung" abgegeben, sagte Hartmann als Zeuge im Prozess. Im Protokollentwurf ist über Ortseifens Angaben zu lesen, es gebe keine direkten Investments in Subprime-Papiere. Die IKB sei allenfalls mittelbar beteiligt, wofür aber eine Ausfallbegrenzung bestehe. "Wir waren alle beruhigt nach der Antwort", sagte Hartmann, der auch den Energiekonzern Eon geführt hatte.

Nach seinem Rücktritt als Vorstandschef, als die Schieflage des Instituts bekannt geworden war, hat der Banker offenbar einen Änderungsvorschlag vorgebracht - und der liest sich ganz anders. Danach habe Ortseifen den Aufsichtsrat informiert, dass die IKB an Portfolien mit negativ belasteten Immobilien-Anteilen beteiligt sei. "Das ist fast das Gegenteil der ursprünglichen Bedeutung", sagte Ex-Aufsichtsratschef Hartmann. Man habe entschieden, diese Änderungen nicht aufzunehmen, da sie offenkundig nur dem Schutzinteresse Ortseifens dienen sollten.

In Zweckgesellschaften außerhalb der Bilanz hatte die IKB 17 Milliarden Euro in strukturierten Wertpapieren angelegt, die zu erheblichen Teilen auf zweitklassigen US-Immobilienkrediten fußten. Außerdem soll er ohne Kenntnis des Aufsichtsrats Umbauten an seiner Dienstvilla für 120.000 Euro zu verantworten haben.

Zeuge Ackermann

Während dieser Komplex bald eingestellt werden könnte, hat das Gericht nach vorläufiger Bewertung den Vorwurf der Marktmanipulation als erhärtet angesehen. In dem Verfahren um die milliardenschwere Schieflage der Düsseldorfer Bank soll an diesem Mittwoch Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann als Zeuge aussagen.

Ortseifen hatte sämtliche Anklagevorwürfe zurückgewiesen und seinerseits die Deutsche Bank für den Niedergang der IKB verantwortlich gemacht. Diese habe als engster Partner der IKB mit dem plötzlichen Kappen der Handelsbeziehungen die Krise ausgelöst.

Mit der Schieflage der IKB hatte die weltweite Finanzkrise vor knapp drei Jahren Deutschland erreicht. Als der US-Hypothekenmarkt zusammenbrach, kostete die Rettung der IKB rund zehn Milliarden Euro. Den Löwenanteil musste die staatliche KfW als Haupteigentümerin der IKB schultern - und damit der Steuerzahler.

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