Hypo Real Estate:Verdacht auf Insider-Geschäfte

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Bei der angeschlagenen Hypo Real Estate ermitteln Staatsanwälte - weil Manager vor der Pleite Aktienpakete verkauft haben sollen.

Kristina Läsker

Der Skandal um den Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) nimmt immer größere Ausmaße an. Neben dem Verdacht der Untreue, der Marktmanipulation und möglicher Verstöße gegen das Aktiengesetz ermittelt die Münchner Staatsanwaltschaft auch wegen eventueller Insider-Geschäfte. Die Staatsanwaltschaft prüfe einen solchen Verdacht bereits seit Februar, sagte Oberstaatsanwalt Anton Winkler.

(Foto: Foto: Getty)

Die Ermittler wurden durch mehrere Strafanzeigen auf den möglichen Insiderhandel aufmerksam. Darin wird der angeschlagenen Immobilienbank vorgeworfen, dass HRE-Manager, deren Familienmitglieder oder Freunde "Aktien in größerem Umfang" verkauft hätten, noch bevor sich der börsennotierte Konzern mit einer Warnmeldung am 15. Januar an seine Aktionäre gewandt habe, sagte Winkler. HRE hatte die Aktionäre Mitte Januar mit der Nachricht von Abschreibungen in Höhe von 390 Millionen Euro überrascht, woraufhin der Kurs innerhalb weniger Stunden ein Drittel seines Werts verlor.

Die Staatsanwaltschaft habe wegen der Strafanzeigen die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) eingeschaltet und warte nun auf deren Ergebnisse, sagte Winkler. Dann werde sich zeigen, ob in Einzelfällen strafrechtlich relevantes Verhalten vorliege. Ein HRE-Sprecher wollte sich auf Anfrage nicht zu den Vorwürfen äußern.

Wie berichtet, sollen die Vorstände des Immobilienfinanzierers die Öffentlichkeit und die Aktionäre bereits ein Jahr lang über die wahre Lage der Bank getäuscht haben. Das geht aus Ermittlungsunterlagen hervor, die der Süddeutschen Zeitung vorliegen.

80 Fahnder hatten deshalb noch vor Weihnachten die Konzernzentrale in München und die Privatwohnungen etlicher HRE-Manager untersucht. Aus den Ermittlungspapieren geht hervor, dass die Staatsanwaltschaft intensiv nach Unterlagen fahndet, die den Kenntnisstand einzelner Vorstände und Aufsichtsräte sowie ihre Gespräche dazu wiedergeben. Das könnte auch Aufschluss darüber geben, wer in mögliche Insider-Geschäfte verstrickt gewesen sein könnte.

Die Ermittlungsunterlagen enthalten harte Vorwürfe gegen den früheren Firmenchef Georg Funke und dessen ehemaliges Vorstandsteam. Sie werden verdächtigt, den Aktionären bereits seit vergangenem Jahr wesentliche Informationen vorenthalten zu haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nach eigenen Angaben gegen alle HRE-Vorstände zwischen November 2007 und September 2008 sowie gegen den ehemaligen Aufsichtsratschef Kurt Viermetz.

Die Staatsanwaltschaft München wirft ihnen zahlreiche Gesetzesverstöße vor. Sie sollen die Notlage des Immobilien- und Staatsfinanzierers in der Finanzkrise verschleiert, Aktionäre und Öffentlichkeit getäuscht und damit den Aktienkurs manipuliert haben. Außerdem sollen sie die HRE beinahe in die Pleite geführt und somit Firmenvermögen veruntreut haben.

Vor wenigen Tagen hatte der Konzern angekündigt, sich mit sofortiger Wirkung von Funke und dem früheren Vorstandsmitglied Bo Heide-Ottosen zu trennen. Die beiden waren bereits im Oktober aus ihren Ämtern ausgeschieden. Außerdem müssen die noch amtierenden Vorstände Markus Fell und Frank Lamby gehen. Zeitgleich hatte der Konzern seinen Platz im Deutschen Aktienindex Dax räumen müssen.

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