Hypo Real Estate:Schwere Bürde in den Büchern

Stille Lasten von 16,3 Milliarden Euro: Eine Studie der Bundesbank beziffert neue Risiken in den Büchern der HRE - doch das Institut dementiert weiteren Kapitalbedarf.

M. Hesse

Die angeschlagene Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE) hat Spekulationen um einen neuen, erheblichen Kapitalbedarf zurückgewiesen. Der Berliner Tagesspiegel hatte berichtet, eine Studie der Bundesbank sehe in der Bilanz der HRE stille Lasten in Höhe von 16,3 Milliarden Euro. Würden diese in die Gewinn- und Verlustrechnung einbezogen, ergebe sich ein Kapitalbedarf von 26 Milliarden Euro. Bislang hat die Bundesregierung gut drei Milliarden Euro Kapital in die Bank gesteckt, weitere sieben Milliarden sollen bis Ende des Jahres folgen. Neben den direkten Kapitalhilfen hat der Bund der HRE Garantien und Bürgschaften über rund 100 Milliarden Euro gewährt.

Hypo Real Estate, Foto: ddp

In den Büchern der Hypo Real Estate schlummern noch erhebliche Risiken.

(Foto: Foto: ddp)

Ein Sprecher der HRE bestätigte zwar, dass die Bank auf erheblichen stillen Lasten sitze. Ende 2008 hätten sie 20,8 Milliarden Euro betragen. Diese gäben jedoch nur eine Indikation über einen möglichen Verlust, für den Fall dass jetzt sämtliche Finanzinstrumente verkauft würden. "Ein solches Szenario ist aber aus heutiger Sicht nicht realistisch", sagte der Sprecher. Im Gegenteil, die HRE werde ihr Portfolio über die Zeit marktschonend und werterhaltend abbauen. Aus den stillen Lasten lasse sich daher kein zusätzlicher Kapitalbedarf ableiten. Die Bundesbank wollte sich zu dem Bericht nicht äußern. In Finanzkreisen hieß es, die Studie der Zentralbank sei bereits von Februar.

Die meisten Banken haben derzeit noch erhebliche stille Lasten in den Büchern. Sie entstehen, weil die aktuellen Marktpreise vieler Wertpapiere unter den Preisen liegen, zu denen sie ausgegeben wurden. Selbst Staatsanleihen aus EU-Ländern wie Italien können derzeit nur mit Abschlag am Markt verkauft werden, obwohl ein tatsächlicher Ausfall als extrem unwahrscheinlich gilt. Erst wenn sich abzeichnet, dass Anleihen oder Kredite nicht mehr bedient oder zurückgezahlt werden, müssen Banken sie abschreiben.

Verhandlungen um neue Kapitalhilfen

Hintergrund für die neuen Spekulationen dürfte sein, dass die HRE derzeit tatsächlich mit dem Bankenrettungsfonds Soffin über weitere Kapitalhilfen verhandelt. Sie sollen beschlossen werden, sobald die Bank vollständig verstaatlicht ist. Am 5. Oktober wird der Bund, der bereits 90 Prozent an der HRE hält, mit seiner Mehrheit die Zwangsabfindung der verbleibenden freien Aktionäre beschließen. Zwar klagen Aktionärsvertreter gegen den nach ihrer Ansicht zu geringen Abfindungspreis von 1,30 Euro. Sie können aber damit ihren Ausschluss nicht verhindern, sondern allenfalls eine höhere Abfindung erzwingen.

Nach dem Beschluss dürften Soffin und HRE rasch weitere Kapitalhilfen in die Wege leiten. Aus einem vom Soffin in Auftrag gegebenen Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC geht hervor, dass die Bank selbst den Bedarf auf sieben Milliarden Euro beziffert. Das Geld soll aus dem 480 Milliarden Euro schweren Bankenrettungsfonds kommen. Bei der Ermittlung des tatsächlichen Bedarfs dürften auch Einschätzungen der Bundesbank und der Finanzaufsicht Bafin einfließen. Am Donnerstag hatte der parlamentarische Kontrollausschuss des Soffin getagt, dort sei auch die finanzielle Situation der HRE diskutiert worden, heißt es in Finanzkreisen.

Die HRE wird derzeit grundlegend umgebaut, das Kerngeschäft soll unter dem Namen Deutsche Pfandbriefbank weitergeführt werden. Das Management um HRE-Chef Axel Wieandt rechnet aber noch auf Jahre hinaus mit Verlusten. Berichten vom Wochenende zufolge soll die HRE auch Forderungen in dreistelliger Millionenhöhe bei der US-Pleitebank Lehman Brothers ausstehen haben. Der HRE-Sprecher konnte die im Raum stehende Zahl von 345 Millionen Euro am Sonntag nicht bestätigen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: