Hypo Real Estate:Kompletter Umbau des Vorstands

Hypo Real Estate, die nur mit staatlicher Hilfe überleben kann, will nach SZ-Informationen die Konzernspitze nach und nach vollständig umbesetzen.

Thomas Fromm und Klaus Ott

Derzeit sind noch drei Vorstände im Amt, denen die Münchner Staatsanwaltschaft vorwirft, an der finanziellen Misere des Geldinstituts mitschuldig zu sein. Die Strafverfolger ermitteln gegen insgesamt neun Manager, die zwischen November 2007 und September 2008 zur Konzernspitze gehörten. Sechs davon sind bereits ausgeschieden, darunter der frühere Vorstandschef Georg Funke und der Ex-Aufsichtsratsvorsitzende Kurt Viermetz. Zuletzt hatte Thomas Glynn, bisher zuständig für die Bereiche Kapitalmärkte und Anlagemanagement, die HRE-Spitze verlassen.

Hypo Real Estate: Kompletter Umbau des Vorstands

Krempelt den Vorstand komplett um: Hypo Real Estate, die nur dank staatlicher Unterstützung überleben konnte.

(Foto: Foto: AP)

Vom alten Management gehören inzwischen nur noch Robert Grassinger, Cyril Dunne und Bettina von Oesterreich dem Konzernvorstand der stark angeschlagenen HRE-Gruppe an, die sich gesundschrumpfen will und 1000 der 1800 Stellen streicht. Bereits vor Monaten hatte die HRE bekannt gegeben, dass auch Grassinger die Bank verlassen werde.

Nach SZ-Informationen gibt es intern inzwischen Gespräche über weitere Veränderungen im Vorstand. Die Bank wollte sich dazu nicht äußern. Ein Insider sagt, bei der HRE werde es "genauso kommen wie bei Siemens". Bei der Siemens AG war wegen des Korruptionsskandals der komplette Vorstand ausgetauscht worden. Aus HRE-Kreisen hieß es, man baue im Konzern weiter auf Cyril Dunne. Er solle sich auf die Führung der Tochterbank Depfa in Irland konzentrieren. Der bereits aus der HRE-Spitze ausgeschiedene Thomas Glynn bleibt ebenfalls im Depfa-Vorstand. Womöglich sind das jedoch nur Übergangsjobs, da die Depfa in die HRE integriert werden soll.

Personelle Konsequenzen gefordert

Die Depfa war erst 2007 von der HRE übernommen worden. Die Staatsanwaltschaft verdächtigt den früheren HRE-Vorstand, bei der Depfa eine zu riskante Geldpolitik betrieben und dadurch beinahe den ganzen HRE-Konzern in die Pleite geführt zu haben. Auf diese Weise sei Unternehmensvermögen gefährdet worden. Das könnte zu hohen Schadenersatzforderungen führen.

Die HRE wird von anderen Banken und vor allem vom Bund mit Hilfen und Garantien in Höhe von 80 Milliarden Euro gestützt. Finanzminister Peer Steinbrück hatte nach den Rettungsaktionen im Herbst 2008 bereits personelle Konsequenzen gefordert und angekündigt, dass nahezu der vollständige alte Vorstand gehen müsse. Die Staatsanwaltschaft wirft den neun Beschuldigten unter anderem vor, die Notlage der Bank verschleiert und den Aktienkurs manipuliert zu haben. In Funkes Umfeld werden die Vorwürfe zurückgewiesen.

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