Hypo Real Estate:Flowers will mitreden

Für den Münchner Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate wird es ernst: Der Finanzinvestor J.C. Flowers hat ein Angebot vorgelegt.

Martin Hesse

Gemeinsam mit der japanischen Shinsei Bank und der britischen Beteiligungsgesellschaft Grove bietet Flowers 22,50 Euro je Aktie.

Insgesamt gibt die Gruppe damit 1,1 Milliarden Euro für den Anteil aus. Das entspricht einer Prämie von 25,3 Prozent auf den Durchschnittskurs der letzten drei Monate vor Bekanntgabe der Angebotsabsicht am 15. April. Die Investoren erklärten, ihr Interesse sei mittelfristig, sie wollten das Management der Hypo Real Estate (HRE) bei seinem Wachstumskurs unterstützen.

Allerdings will die Flowers-Gruppe auch erheblichen Einfluss, um den Aktienkurs zu steigern. Sollte die Hauptversammlung am kommenden Dienstag der geplanten Vergrößerung des Aufsichtsrates auf zwölf Mitglieder zustimmen, beanspruchen die neuen Großaktionäre entsprechend ihres Anteils drei Mandate in dem Kontrollgremium. Der Vorstand, der das Angebot unterstützt, soll unberührt bleiben.

Offerte läuft bis 23. Juni

Voraussetzung ist, dass Flowers, Grove und Shinsei mindestens 20 Prozent der Aktien angeboten bekommen, die bislang zu 100 Prozent im Streubesitz liegen. Nur dann gilt die Offerte, die bis zum 23. Juni läuft. Experten weisen jedoch auf die Widersprüchlichkeit des Angebotes hin.

"Einerseits sagt Flowers den Aktionären, sie sollen ihm ihre Aktien geben. Andererseits signalisiert er mit seinem Einstieg gerade, dass er die HRE für unterbewertet hält", sagt ein Investmentbanker. Es sei daher keineswegs sicher, dass genügend Anleger ihre Papiere abtreten und Flowers die gesetzte Mindestschwelle von 20 Prozent erreicht.

Der HRE-Kurs legte am Freitag um mehr als zwei Prozent auf knapp 22 Euro zu, blieb aber unter dem Angebotspreis. Nachdem Flowers die Offerte im April angekündigt hatte, war der Kurs zunächst über den damals schon genannten Preis gestiegen.

Anleger hatten auf ein höheren Gegenangebot spekuliert, möglicherweise für die ganze Bank. Die Investmentbank J.P. Morgan hatte seit Februar mögliche andere Angebote geprüft. Interessiert waren nach Angaben aus Finanzkreisen unter anderen die Finanzinvestoren Blackstone und TPG. Mittlerweile halten Anleger ein Gegengebot offenbar aber für unwahrscheinlich.

Die HRE-Aktie war Anfang Januar um ein Drittel eingebrochen, nachdem die Bank überraschend Abschreibungen in Höhe von 390 Millionen Euro angekündigt hatte. Zuvor hatte HRE signalisiert, sie sei von der Krise am amerikanischen Immobilienmarkt nicht betroffen.

Mittlerweile ist sie von ihren Jahresziele abgerückt, der Gewinn brach im ersten Quartal ein. Kritisch beobachten seitdem die Ratingagenturen die Bank. S&P empfahl Ende April eine Kapitalerhöhung. Das Flowers-Angebot gilt aber nur für den Fall, dass es keine Kapitalerhöhung gibt.

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