HSH Nordbank: Projekt Shisha:Der Chef ist nie schuld

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Zu den fragwürdigen Vorgängen bei der HSH Nordbank rund um das "Projekt Shisha" muss Konzernchef Nonnenmacher noch nicht einmal Stellung nehmen. Zwei Managern aus der zweiten Reihe droht hingegen die fristlose Kündigung.

Kristina Läsker und Klaus Ott

Die Sicherheitsfirma Prevent und die HSH Nordbank hatten jahrelang miteinander zu tun. Einer der wichtigsten Ansprechpartner für Prevent war Bankchef Dirk Jens Nonnenmacher. Seine Unterschrift oder sein Kürzel, ein zackiges "N", finden sich auf einigen Dokumenten - etwa auf einem Beratervertrag mit Prevent aus 2009.

Der scheidende HSH-Chef Dirk Nonnenmacher war einer der wichtigsten Ansprechpartner der umstrittenen Sicherheitsfirma Prevent. Doch zu den jüngsten Unregelmäßigkeiten bei dem früheren Auftragnehmer muss er noch nicht einmal Stellung nehmen. (Foto: dpa)

Da verwundert es, dass ausgerechnet Nonnenmacher nicht befragt wurde, als die Nordbank zuletzt fragwürdige Vorgänge rund um Prevent untersuchen ließ. Beim Prevent-Projekt "Shisha" (Wasserpfeife), bei dem es um einen riskanten Rechtsstreit der Staatsbank mit einem türkischen Reeder ging, tauchten Unregelmäßigkeiten auf.

Die Wirtschaftsprüfer von KPMG bekamen den Auftrag, der Sache nachzugehen. Heraus kam der Verdacht auf Korruption in der Türkei und auf Veruntreuung von Bankvermögen. Prevent und eine Salzburger Kanzlei sollen zu Unrecht mehr als sechs Millionen Euro kassiert haben.

Harte Sanktionen

Die HSH will dafür jetzt zwei Führungskräfte aus der zweiten Reihe zur Rechenschaft ziehen: den frei gestellten Justiziar der Bank und einen renommierten Experten aus der Sparte Schiffsfinanzierung ( Shipping), der im Vorruhestand ist. Beiden hat die HSH ein "Anhörungsschreiben" geschickt, mit dem eine fristlose Kündigung eingeleitet wird. Ihnen drohen harte Sanktionen: Streichung der Gehaltszahlungen, Verlust der Altersversorgung und Schadenersatzforderungen.

Die Manager hatten sich, ebenso wie elf weitere Angestellte der HSH, den Fragen der KPMG gestellt. Einen Namen sucht man vergeblich: den Nonnenmachers. Ausgerechnet dem Vorstandschef blieb eine Befragung erspart. Obwohl er bei anderen Projekten persönlich mit Prevent befasst war. Obwohl er spätestens im Juni 2009 laut Vorstandsprotokoll von Prevents Millionenhonorar für Shisha erfahren hatte.

Hätte es da nicht nahe gelegen, Nonnenmacher als Zeugen zu hören? Ihn zu befragen, was er von der Aktion eigentlich wusste und warum er die ungewöhnlich hohen Beträge für Prevent nicht stärker hinterfragt hat? Nein, sagt ein Sprecher der Bank. "Herr Nonnenmacher war mit dem Themenkomplex nicht maßgeblich befasst." Die Beziehung zum türkischen Reeder und der Gerichtsprozess seien anderweitig "fachlich klar zugeordnet" gewesen.

"Zahlungen ohne vertragliche Grundlage"

Mangels Maßgeblichkeit sah wohl auch KPMG gar keinen Grund, den Vorstandschef zu hören. Die Prüfer lasten in ihrem Gutachten die Verantwortung dagegen der Sparte Shipping an. Diese habe "in großem Umfang Zahlungen ohne vertragliche Grundlage" geleistet. Zuständig für Shipping war zeitweise der Vorstand Peter Rieck, den die HSH wegen anderer Vorgänge gefeuert hat. KPMG wollte auch Rieck befragen, doch das scheiterte.

Doch Rieck betont, ihn treffe keine Schuld. Auch der freigestellte Justiziar weist alle Vorwürfe zurück. Sein Anwalt sagt, alle Leistungen seien "gegebenenfalls durch den Bereich Shipping unter Mitwirkung des Shipping-Vorstandes" initiiert worden. Prevent sagt, man habe das Geld zurecht bekommen und nichts Illegales getan.

Die Aufklärung dürfte noch viele Monate dauern. Nonnenmacher - er hat in allen Affären seine Unschuld beteuert - ist dann nicht mehr da, er muss die Bank Ende März vorzeitig verlassen. Wenn für ihn alles gut für ihn läuft, wird die HSH ihm vier Millionen Euro zahlen. Bei den HSH-Bankern im mittleren Management, die alles verlieren könnten, dürfte das für Unverständnis sorgen.

© SZ vom 23.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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