HSH Nordbank: Neue Vorstände:Luft für Nonnenmacher

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Die HSH Nordbank beruft zwei neue Vorstände, um Konzernchef Nonnenmacher zu entlasten - zugleich forciert die FDP den Abgang des ungeliebten Bankchefs.

J. Schneider, M. Hesse u. K. Ott

Die feste Absicht wird am Ende zwar nicht im Koalitionsvertrag nachzulesen sein. So etwas schreibe man nicht in eine Regierungsvereinbarung, sagen sie in Kiel, wo die Verhandlungen über die neue schwarz-gelbe Landesregierung in die Schlussphase gehen. Außerdem könne Schleswig-Holstein gar nicht allein entscheiden. Aber an der Entschiedenheit der künftigen Regierungspartei FDP besteht kein Zweifel: Dirk Jens Nonnenmacher, der in Kiel wenig populäre Vorstands-Chef der schwer angeschlagenen HSH-Nordbank, soll so schnell wie möglich abgelöst werden.

HSH-Nordbank-Chef Dirk Jens Nonnenmacher bekommt zwei neue Vorstände an die Seite gestellt. (Foto: Foto: dpa)

Die Liberalen sehen in Nonnenmacher einen der Verantwortlichen für das Debakel der Bank, die vor allem den Ländern Schleswig-Holstein und Hamburg gehört. Und sie trauen ihm auch deshalb nicht zu, dass er Teil einer guten Lösung sein könnte.

Jetzt will die notleidende Bank offenbar zum Befreiungsschlag ansetzen. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung sollen bei einer Sondersitzung des Aufsichtsrats in der kommenden Woche zwei neuen Vorstände berufen werden. Ziel der Aktion ist es nach Angaben aus Finanzkreisen, den umstrittenen Bankchef Nonnenmacher zu entlasten, der nicht nur in FDP-Kreisen als überfordert gilt. Aufsichtsratschef Hilmar Kopper, der früher die Deutsche Bank leitete, hat in den vergangenen Wochen intensiv nach neuen Managern Ausschau gehalten und dabei offenbar Erfolg gehabt.

Dass die mit staatlichen Mitteln und Bürgschaften in Milliardenhöhe gestützte HSH ihren Vorstandsmitgliedern maximal eine halbe Million Euro zahlen darf, hat Kopper nicht an mittel- und langfristigen Zusagen gehindert, die darüber hinausgehen können. Sofern die Bank wie geplant ab 2011 wieder Gewinn macht und ab 2012 an die Anteilseigner eine Dividende ausschütten kann, haben die Top-Manager Anspruch auf bis dahin aufgelaufene Zulagen in nicht unbeträchtlicher Höhe. Das Wort "Bonus" nimmt Kopper in diesem Zusammenhang aber nicht in den Mund. Er verweist im kleinen Kreis lieber darauf, dass man "für 500.000 Euro niemand bekommt, der gut ist". Die geplante Entlastung von Nonnenmacher ändert aber nichts an der Kritik an dem Bankchef.

So ist der Kieler FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki, seit langem einer der kundigen und schärfsten Kritiker der Verhältnisse in der Landesbank, mit der Forderung in die Verhandlungen mit der CDU gegangen, dass der Bank-Chef abgelöst wird. Noch ist offen, worauf sich CDU und FDP verständigen. CDU-Ministerpräsident Peter Harry Carstensen will eigentlich an Nonnenmacher festhalten. Aber vielleicht, so heißt es am Montag in Kiel, braucht es auch gar keine Absprache. Vielleicht erledige sich der Fall von ganz allein, ohne Zutun der Politik. Denn seit dem Wochenende hat sich die Lage für den Mann mit dem stets so intensiv gegelten Haarschopf nicht gerade verbessert.

Verdacht der Untreue

Nonnenmacher war schon im Sommer in Kiel und Hamburg von Politik und Öffentlichkeit zum Inbegriff des gierigen Bankers stilisiert worden. Keiner in der Politik wollte verstehen, dass der Chef einer maroden Bank, die nur mit Staatshilfe überleben kann, Sonderzahlungen in Höhe von 2,9 Millionen Euro zugesprochen bekam. Jetzt aber kommen fast im Wochentakt neue Skandale und Skandälchen an die Oberfläche. Vergangene Woche wurde bekannt, dass der stellvertretende Leiter einer Londonder HSH-Niederlassung einen bis zu sechsstelligen Betrag in dunkle Kanäle geleitet haben soll. Zuvor kam heraus, dass die HSH nach der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers 45 Millionen Euro an die Investmentbank Goldman Sachs überwiesen hat - eine Zahlung zu der die Bank womöglich nicht verpflichtet war. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Nonnenmacher und andere wegen des Verdachts der Untreue. Die Bank selbst beauftragte die Wirtschaftsprüfer von KPMG den Sachverhalt aufzuklären.

Auch im Stadtstaat Hamburg hat sich die schwarz-grüne Landesregierung im Sommer nicht darüber gefreut, dass sie die Sonderzahlungen für Nonnenmacher rechtfertigen musste, die sie selbst eigentlich für unvertretbar hielt. Im Senat halten die Fachleute keineswegs alle den Bankchef für so großartig, dass er unersetzlich wäre. Dennoch wollen sie seinen Abgang eher nicht forcieren. Die Bank brauche jetzt Stabilität, sagen sie. Außerdem ist man im Moment mit seiner Arbeit offenbar zufrieden. Der Sanierungskurs beginne gerade zu greifen, und Unruhe würde ihn nur gefährden. Auch bei Aufsichtsratschef Hilmar Kopper, dem früheren Deutsche-Bank-Chef, genießt Nonnenmacher offenbar Vertrauen.

Die Bankenaufsicht machte Druck

In Kreisen der Finanzaufsicht Bafin wird ähnlich argumentiert. Ginge Nonnenmacher jetzt, so fürchtet man dort, würde dies die Bank zusätzlich destabilisieren. Ohnehin ist man in Bonn besorgt über den Personalschwund bei der HSH. Bereits im April hatte sich die Bafin an den Aufsichtsrat gewandt und darauf gedrängt, vakante Vorstandsposten möglichst rasch wieder zu besetzen. Seit Monaten amtiert Nonnenmacher zusätzlich als Finanzvorstand, Risikochef und verantwortet das operative Geschäft. Außerdem gehören noch Peter Rieck als sein Stellvertreter, Jochen Friedrich (Kapitalmarkt) und Bernhard Visker (Firmenkunden) der Führungsebene an.

Doch erst jetzt, nachdem die Bankenaufsicht lange Druck gemacht und eine Entlastung von Nonnenmacher gefordert hat, sollen neue Vorstandsmitglieder berufen werden. So schnell war wohl niemand zu finden. Und gelöst sind die personellen Probleme längst nicht. In HSH-Kreisen heißt es, viele Führungskräfte aus der zweiten und dritten Reihe seien unruhig und wollten abwandern, sobald sie andere Angebote hätten. Das mache dem Aufsichtsratschef Sorgen. So schnell kommt die Bank nicht zur Ruhe.

© SZ vom 13.10.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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