HSH Nordbank:Geselliger Abend am Bosporus

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Als die HSH Nordbank Ärger in der Türkei hatte, schaltete sie eine Partnerfirma ein. Die soll angeblich mit Schmiergeldern nachgeholfen haben.

K. Läsker und K. Ott

Es war ein harmonischer Abend in Istanbul. Mehr als zwei Stunden lang hatten der ehemalige türkische Ministerpräsident Mesut Yilmaz und Peter Rieck, zu dieser Zeit Vorstand für Schifffahrt bei der HSH Nordbank, ein delikates Thema besprochen. Nun ließen sie den Tag in einem edlen Restaurant ausklingen.

Prevent war in der Türkei gut vernetzt: Zu den Aktionären der Agentur zählt auch der Top-Politiker Yilmaz. (Foto: REUTERS)

Die Landesbank steckte tief in einem heiklen Rechtsstreit mit dem türkischen Reeder K.. Es ging um mehr als 200 Millionen Dollar, und Rieck brauchte Hilfe. Der Termin mit Yilmaz im vergangenen Jahr kam da gerade recht.

Millionen an Honoraren

Rieck fühlte sich gut aufgehoben, er war auf Anraten der eigenen Rechtsabteilung an den Bosporus gereist. Was der Top-Banker angeblich nicht wusste: Zuvor hatte die Sicherheitsfirma Prevent die Fäden gezogen und das Treffen mit Yilmaz arrangiert. Prevent hatte 2008 von der Nordbank den Auftrag erhalten, den Reeder K. auszuhebeln und "im Hintergrund Gespräche mit der Politik und der Wirtschaft zu führen". So steht es im Protokoll einer HSH-Vorstandssitzung vom Juni 2009.

In diesem Protokoll heißt es auch, Prevent sei in der Türkei gut vernetzt. Das war zutreffend. Ein pikantes Detail: Auch Top-Politiker Yilmaz zählt zu den Aktionären der Agentur. Ein Prevent-Sprecher sagte, Yilmaz sei es darum gegangen, bei der Nordbank keine Zweifel an der Seriosität der türkischen Reederschaft aufzukommen zu lassen. Schließlich sei die Nordbank der größte Schiffsfinazierer weltweit. Besonders hilfreich war der Einsatz von Yilmaz also nicht, aber wenigstens hat er auch kein Geld gekostet. Yilmaz habe kein Honorar erhalten, erklärte der Prevent-Sprecher.

Ansonsten gibt es aber noch viel zu klären. Die Bank ließ ihre Beraterhonorare für Prevent in dieser Causa, es sollen 4,7 Millionen Euro sein, nachträglich untersuchen - und erstattete Strafanzeige gegen Unbekannt. Daher beschäftigt das Türkei-Projekt mit dem Namen Shisha (Wasserpfeife) jetzt die Hamburger Justiz. Zuvor hatten von der HSH beauftragte Wirtschaftsprüfer geargwöhnt, dass es für die stattlichen Honorare womöglich gar keine angemessenen Gegenleistungen gegeben habe.

Es ist vom Verdacht der Untreue, des Betrugs und sogar der Bestechung gegen Unbekannt die Rede. Die türkische Justiz, so die Vermutung, könnte von Prevent geschmiert worden sein. Die Landesbank will nun genauer wissen, was mit den Millionen für Prevent geschehen ist - und geht gegen die einstigen Beratern vor: "Wir betrachten uns als Geschädigte", sagt Klaus Landry. Der frühere Präsident der Rechtsanwaltskammer Hamburg fungiert seit kurzem als Rechtskoordinator der Bank. Diese Woche teilte er mit, die Bank erwäge eine Strafanzeige gegen Prevent. Den Geldhahn haben die Banker abgedreht: Seit Sommer weigert sich das Institut, offene Rechnungen von Prevent über 800.000 Euro zu bezahlen.

Das wollen die Berater, die sich selbst als Topadresse im Kampf gegen Wirtschaftskriminalität sehen, nicht so ohne weiteres akzeptieren. "Wir haben Klage gegen die HSH auf Zahlung der ausstehenden 800.000 Euro eingereicht", sagt der Sprecher. Prevent habe die Verträge mit der HSH erfüllt, beteuert er. "Das Geld steht uns zu." Nicht die HSH habe Nachteile erlitten, im Gegenteil. "Prevent ist der Geschädigte."

Die Sorge der Sicherheitsberater ist offensichtlich. Schon jetzt ist das Image angekratzt. Wenn das so weiter geht, könnte das Kunden verschrecken und lukrative Aufträge kosten. Es geht um mehr als nur um Geld - für beide Seiten.

© SZ vom 11.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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