Süddeutsche Zeitung

HSH Nordbank: Chef muss gehen:Nonnenmacher - nein zu "Dr. No"

Affäre über Affäre bei der HSH Nordbank - doch Vorstandschef Dirk Jens Nonnenmacher erklärt, er habe sich nichts vorzuwerfen. Die Landesregierungen in Hamburg und Schleswig-Holstein sehen das anders.

K. Ott u. R. Wiegand

Ende mit Schrecken statt Schrecken ohne Ende: Nach etlichen Affären bei der öffentlichen HSH Nordbank wird der umstrittene Vorstandschef Dirk Jens Nonnenmacher abgelöst. Darauf haben sich offenbar die Landesregierungen in Hamburg und Schleswig-Holstein verständigt. Bestätigt wird dies von den Regierungen allerdings nicht. Bei der HSH Nordbank heißt es lediglich, entsprechende Entscheidungen seien nicht bekannt.

Am Montagmorgen verteidigte sich Nonnenmacher, Spitzname "Dr. No", ein weiteres Mal vehement gegen die vielen Vorwürfe, die ihm seit Monaten gemacht werden.

Im Untersuchungsausschuss des Kieler Landtags, der die Affären-Serie bei der HSH aufklären soll, bezog der Vorstandschef wie gewohnt Stellung. Es sei "blanker Unsinn", dass Politiker bei Veranstaltungen bespitzelt worden seien. Nonnenmachers Botschaft war eindeutig: Er habe sich nichts vorzuhalten.

Die Landesregierungen in Schleswig-Holstein und Hamburg sehen das inzwischen anders. Sie haben sich nach Informationen der Süddeutschen Zeitung darauf verständigt, dass Nonnenmacher gehen muss. Die beiden Länder sind die Haupteigner der HSH. Aus Regierungs- und Koalitionskreisen verlautet, der Rauswurf sei vereinbart und werde am Dienstag von den beiden Landeskabinetten beschlossen. Jetzt gehe es nur noch darum, wie der Vorstandschef abgelöst werde.

Drei Millionen Euro als Abfindung?

Geprüft wird offenbar auch, ob eine fristlose Kündigung möglich sei. Dafür müsste Nonnenmacher allerdings wohl nachgewiesen werden, dass er persönlich in die diversen Affären bei der HSH verstrickt ist. Der Vorstandschef beteuert seine Unschuld.

Sollte für Nonnenmacher eine Abfindung fällig werden, könnte sie sich auf drei Millionen Euro belaufen, heißt es aus Kiel.

Übers Wochenende ist offensichtlich der Druck auf die jeweils regierende CDU sowohl in Schleswig-Holstein als auch in Hamburg zu groß geworden, um weiter an dem HSH-Chef festzuhalten. Vor allem die unterschwellige Drohung der Hamburger Grünen, den Fortbestand der Koalition in der Hansestadt mit der Zukunft Nonnenmachers zu verknüpfen, sollen Bewegung in die Sache gebracht haben.

Hamburgs Bürgermeister Christoph Ahlhaus und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (beide CDU) hätten sich dann darauf verständigt, am Dienstag die Bande zu Nonnenmacher zu kappen. Besiegelt worden sei der Pakt gegen den Bankvorstand "mit einem ehrlichen Wort unter Männern", hieß es.

Für die kleinen Koalitionspartner der Union in den beiden norddeutschen Ländern wäre die Entlassung Nonnenmachers ein Erfolg. Sowohl die FDP in Kiel als auch die GAL in Hamburg hatten sich schon länger gegen den Banker gestellt - jedoch keinen entscheidenden Druck auf die Union, die auch beide Finanzressorts führt, ausgeübt.

Erst am Wochenende verdichteten sich die Anzeichen, dass die Grünen - bundesweit im Umfragehoch - in Hamburg die Ablösung Nonnenmachers zur Existenzfrage erklären. Käme bis Dienstag nicht ein glasklares Dementi von Nonnenmacher zu den Überwachungsvorwürfen, müsse er gehen, sagte GAL-Fraktionschef Jens Kerstan.

Das Ultimatum indiziert den nächsten Schritt: Müsste er wieder nicht gehen, würden die Grünen die Konsequenzen ziehen und die schwarz-grüne Regierung in Frage stellen. Die FDP - bundesweit im Umfragetief - ging in Kiel nicht so weit. Dort stehen aber sowieso demnächst Neuwahlen an.

Zumindest dem Untersuchungsausschuss in Kiel hat Nonnenmacher das geforderte "glasklare Dementi" am Montag verweigert. Vielmehr verstehe er die ganze Aufregung nicht, sagte der Mathematiker und Finanzspezialist, ehe er das Wort an seinen Anwalt übergab.

Dieser teilte den Abgeordneten im Kieler Landeshaus schließlich mit, sein Mandant werde zu diesem Komplex keine Fragen mehr beantworten. Auch die noch in der vergangenen Woche avisierte Einsicht in die entsprechenden Passagen des KPMG-Berichts zog der Anwalt zurück.

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