HSH: Nonnenmacher packt aus:Lieber Ausschuss, alles Gute!

Der Zeuge Nonnenmacher erklärt dem Untersuchungsausschuss die schwere Vergangenheit, wie hart sein Job ist - und was das alles mit dem HSH-Desaster zu tun hat.

Ralf Wiegand

Der Auftritt des Zeugen ist stilecht. Dirk Jens Nonnenmacher, 46, wartet irgendwo in einem Nebenraum des Hamburger Rathauses darauf, dass alle Mitglieder des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses der Hamburgischen Bürgerschaft Platz genommen haben, alle Aktenordner an der Wand verstaut sind, alle Fotografen Aufstellung bezogen haben. Dann öffnen Bedienstete die mit goldenen Ornamenten verzierte Flügeltür an der Kopfseite des herrlichen Kaisersaals, der eigens für diesen vermeintlich bedeutenden Abend reserviert worden war. Herein schreitet Dirk Jens Nonnenmacher, das Kreuz gerade durchgedrückt - sein Manuskript unterm Arm, an der Seite sein Anwalt Heinz Wagner - herein in eine Kulisse wie aus einem Wirtschaftskrimi.

Nonnenmacher, ddp

Dirk Jens Nonnenmacher, Vorstandsvorsitzender der HSH Nordbank, muss sich vor dem Untersuchungsausschuss erklären. Rechts im Bild sein Anwalt Heinz Wagner.

(Foto: Foto: ddp)

Blitzlichter flammen auf, als der Vorstandsvorsitzende der HSH Nordbank zum Zeugentisch tritt, die Augen der Besucher in den eng bestuhlten Reihen kleben förmlich an dem hageren Mann mit dem gegelten Haar, der sonst die Öffentlichkeit eher scheut. Heute muss er. Heute, sagt er, "bin ich gern gekommen."

Perfekte Inszenierung

Dirk Jens Nonnenmacher inszeniert seinen Auftritt von der ersten Sekunde an. Elf Parlamentarier unter dem Vorsitz des CDU-Abgeordneten Harald Krüger suchen nach Erklärungen für die Krise der HSH Nordbank, deren Existenz nur mit enormem finanziellen Aufwand der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein gerettet werden konnte. Drei Milliarden Euro steckten sie im vergangenen Jahr in ihre gemeinsame Landesbank, an der sie zusammen 85 Prozent halten. Mit zehn Milliarden sichern sie das Risiko der Bankgeschäfte ab. Nonnenmacher soll erklären, wie das kommen konnte.

Und Nonnenmacher erklärt. Zunächst einmal seinen Beruf, denn das sei "ein bisschen schwierig". Banker, schon, aber doch eher Mathematiker, sagt er, und wenn er einen Beruf nennen müsse, dann "Mathematiker". Danach rechnet der HSH-Chef dem geneigten Publikum vor, wie schwer die Vergangenheit, wie rosig die Zukunft und wie hart sein Job ist.

Sein gut 80-minütiger Vortrag schildert die todesmutige Fahrt eines leck geschlagenen Schiffes durch die raue See. Die See, das ist in diesem Fall die Weltfinanzkrise, "es gab in den Jahren 2008 und 2009 Momente, in denen das globale Finanzsystem auf der Kippe stand", sagt Nonnenmacher. Das Schiff ist die HSH, eine Bank, die zum Beginn der Krise schon keine typische Landesbank mehr gewesen sei, sondern eine auf Profit getrimmte internationale Geschäftsbank. Nonnenmacher war Ende 2007 in den Vorstand gekommen mit dem Auftrag, die Bank fit für den Börsengang zu machen. Als die Krise kam, strich die HSH die Segel und den Börsengang.

Der Vortrag Nonnenmachers hat vor allem eine Botschaft: Die Fehler, die in der Bank gemacht worden seien, lagen allesamt vor seiner Zeit. Da sei die Bank vor allem auf eine hohe Eigenkapitalquote getrimmt worden, mit riskanten Geschäften ohne dazu gehöriges, ausreichendes Risikomanagement. Seitdem er da sei, werde repariert, umstrukturiert, saniert. Seine Zeit sei eine "des Abbaus, nicht des Aufbaus". Eigene Fehler - Fehlanzeige. "Als heutiger Vorstandsvorsitzender trage ich Verantwortung dafür, dass sich Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen", sagt er.

Dass die Staatsanwaltschaft Hamburg seit Monaten wegen des Verdachts der Untreue gegen den Banker ermittelt, wisse er natürlich. Die Vorwürfe seien "haltlos". Geradezu absurd sei es, das Geschäft mit dem Codenamen "St. Pancras", bei dem das Eigenkapital belastende Kreditrisiken vorübergehend ausgelagert wurden, wie der Hamburger Anwalt Gerd Strate als Bilanzfälschung zu bezeichnen. Das sei ein übliches, legales Geschäft gewesen - und wer die Jahresabschlüsse lese, finde gar noch mehr davon.

Dann dankt der Bankchef und wünscht dem Ausschuss alles Gute.

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