Horrende Staatsverschuldung:EZB-Ratsmitglied schließt Insolvenz Griechenlands nicht mehr aus

Das klingt schon wie bei Philipp Rösler. Erstmals denkt ein führendes Mitglied der Europäischen Zentralbank laut über eine griechische Insolvenz nach. Die Nachrichten aus Athen seien nicht ermutigend. Auch die Ratingagentur Moody's reagiert - und stuft griechische Banken weiter herab.

Wer glaubt noch, dass Griechenland nicht insolvent geht? Die Zahl wird offenkundig immer geringer. Nun schließt sogar erstmals ein Mitglied des Rates der Europäischen Zentralbank (EZB) eine griechische Pleite nicht mehr aus.

"Es ist eines der Szenarien", sagte der niederländische Notenbankchef Klaas Knot in einem Interview der Zeitung Het Financieele Dagblad. Er sei lange überzeugt gewesen, dass eine Insolvenz nicht notwendig sei. "Aber die Nachrichten aus Athen sind nicht ermutigend." Er frage sich, ob die Griechen den Ernst der Lage einsähen, wurde Knot zitiert.

Der Notenbanker sitzt im Rat der Europäischen Zentralbank. Griechenland ist hoch verschuldet und benötigt dringend Geld aus dem internationalen Rettungspaket, um im Oktober weiter seine Rechnungen bezahlen zu können. Experten plädieren schon länger für eine Insolvenz Griechenlands.

Politiker der Berliner Regierungskoalition geben sich aber zuversichtlich, dass Griechenland Teil der Währungsgemeinschaft bleibt. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unions-Fraktion, Peter Altmaier, bekräftigte die Position der Bundesregierung zur Euro-Rettung in einem Interview mit der Passauer Neuen Presse. "Wir wollen den Euro erhalten und zwar in allen 17 Staaten der Euro-Zone", sagte er. "Die offizielle Position ist unmissverständlich."

Auch Unions-Fraktionsvize Michael Meister plädierte in einem Gastbeitrag für die Süddeutsche Zeitung für einen Verbleib des verschuldeten Landes im Euro.

Nach Einschätzung der Ratingagentur Moody's ist zumindest die Gefahr gestiegen, dass griechische Banken pleite gehen. Die Kreditwürdigkeit von acht Instituten sei um zwei weitere Stufen gesenkt worden, teilte die Agentur am Freitag mit. Der Ausblick bleibt negativ.

Nun notieren die EmporikiBank, eine Tochter der französischen Credit Agricole, und die General Bank bei "B3", die National Bank, die EFG Eurobank, die Alpha-Bank, die Piräus Bank, die Attica Bank und die ATE bei "Caa2". Sie hatten aber bereits lange zuvor keinen Investmentstatus mehr bei Moody's.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: