Holzhäuser:Ein Baustoff, unzählige Varianten

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Bauen nach Zahlen: Die im Werk vorgefertigten Holzwände, hier das System von Erwin Thoma, werden zu einem Haus zusammengefügt.

(Foto: Buchner Bau)

Ob in Rahmen- oder Massivbauweise, in Vorfertigung oder traditionell hergestellt: Holzhäuser gibt es heute für jeden Geschmack und Geldbeutel. Hauptsache, die Qualität stimmt.

Von Johanna Pfund

Ein Holzhaus ist nicht gleich ein Holzhaus ist nicht gleich ein Holzhaus. Denn so viel kann man festhalten: Die Bandbreite ist enorm groß und reicht von günstigen Varianten bis hin zu ausgeklügelten, vollkommen ökologischen, aber auch deutlich teureren Gebäuden, bei denen möglichst auf den Einsatz von chemisch hergestellten oder behandelten Materialien verzichtet wird. Auch die Optik kann in die Irre führen: Holzhäuser lassen sich innen wie außen komplett verputzen, und so täuscht unter Umständen die Fassade über den wahren Kern des Gebäudes hinweg.

Im Wesentlichen unterscheidet man zwei Systeme: Rahmenbauweise und Massivbauweise. Bei ersterem formen Balken das konstruktive Gerüst des Hauses, für die Zwischen- und Außenwände gibt es eine Vielzahl von Lösungen. Kostengünstiger sind Wandaufbauten, die zum Beispiel Styropor (auch als EPS bezeichnet) als Dämmstoff verwenden. Und dann reichen die Möglichkeiten über Papier, Glasfaser, Zellstoff hin bis zum komplett ökologisch angefertigten Wandelement mit Holzfaserplatten und Lehmputz. Letzteres wiederum ist in der Regel eine relativ teure, aber wohnklimatisch ausgesprochen angenehme Variante.

Ein massives Holzhaus besteht, nun ja, komplett aus Holz, aus Balken oder aus Brettschichtwänden. Soweit die grobe Unterscheidung. Im Detail jedoch gibt es unzählige Möglichkeiten. Über die ursprüngliche Form des Blockhauses, die von den Handwerkern großes Können erfordert, hinaus haben in den vergangenen 30 Jahren viele Zimmerer und Holzbauer an neuen Formen gearbeitet. In der Schweiz wird etwa an der Weiterentwicklung der traditionellen Zopfbauweise getüftelt. Brettschicht- und Brettstapelbauweisen stellen ebenfalls eine Variante im Massivbau dar. Und es werden wohl nicht die letzten Varianten sein. "Die Entwicklung ist noch lange nicht zu Ende", sagt Arnim Seidel, Geschäftsführer des Informationsdiensts Holz in Düsseldorf.

Einer der Vorreiter im Holzmassivbau war der österreichische Förster Erwin Thoma, der 1998 sein Brettschichtmodell als Patent anmeldete. Er verbindet Brettschichten, die senkrecht, waagrecht und diagonal aufeinander liegen, mit Buchenholzdübeln. Damit können Wandelemente unterschiedlicher Stärken gebaut werden, die zudem konstruktive Freiheit erlauben. Ein großes Plus gegenüber traditionellem Blockbau. Im Jahr 2000 erhielt Thoma dafür den deutschen Holz Creativ Preis für die innovativste Holzbautechnik. Mittlerweile gibt es nicht nur Einfamilienhäuser in Mitteleuropa, die auf sein System setzen, sondern gar eine Kirche in Japan, sowie eine ganze Reihe von Hotels im Alpenraum - die vor allem mit dem gesunden Innenraumklima werben.

Dann gibt es wiederum Anbieter, die ganz auf traditionelle Blockhäuser setzen. Oder den Hersteller Naturi aus dem nordrhein-westfälischen Hochsauerlandkreis, der das Blockhaus sozusagen auf den Kopf gestellt hat. Das patentierte System besteht aus senkrecht stehenden, vorgefrästen Balken, die wie Puzzlestücke ineinander gefügt werden. Die Vollholzwand ist somit fertig, ohne die Setzungsthematik, die Blockhaushersteller lösen müssen.

High-Tech-Konstruktionen sind schnell aufgebaut - oft zur Verwunderung der Nachbarn

Andere Hersteller wiederum setzen nicht unbedingt auf Massivholz, sondern auf Rahmenbau mit hochtechnischen Wandkonstruktionen. "Twin Ligna", so nennt der Hersteller Sonnleitner aus Niederbayern seine Kombination aus Schale und Dämmung, die er auch als Brettschichtsystem - also wieder als Massivhaus - anbietet. Es ist in jeder Variante ein Hightech-Produkt, das problemlos in der Halle vorgefertigt werden kann. Eine schnelle Bauzeit ist damit garantiert - und auch die Verwunderung bei den Nachbarn ob des zügigen Baufortschritts.

So schließt sich der Kreis zum Fertighaus. Als Billigbau mit geringer Lebensdauer und großen Problemen etwa bei der Dämmung oder beim Schallschutz war der Fertigbau lange verschrieen. Doch es gibt mittlerweile viele Firmen, die das Prinzip des Fertighauses mit hoher Qualität verbinden. Etwa die Firma Baufritz aus Erkheim im Allgäu. Vorfertigung in Kombination mit moderner Architektur und ökologischem Anspruch, so der Ansatz. Ein Bau als Niedrigenergiehaus oder Passivhaus ist möglich. Damit entfernt man sich weit von der energetisch verschwenderischen Fertighaus-Ära.

Zudem bietet einen ganze Reihe von Zimmererbetrieben oder -verbünden quer durch Deutschland, Österreich, der Schweiz oder Südtirol eigene Holzhausvarianten an. Apropos Variante: Holz und Stein lassen sich auch beliebig kombinieren. Kurzum, es sind alle Möglichkeiten offen, und es werden wohl auch noch viele Möglichkeiten weiterentwickelt werden.

Eines aber verzeihen Holzhäuser nicht: konstruktive Fehler. "Als Hausbauer sollte man genau hinschauen", empfiehlt Arnim Seidel vom Informationsdienst Holz. Das Thema Qualität solle man sehr ernst nehmen, doch Güte-Gemeinschaften und Siegel, böten Anhaltspunkte. Und der Rest entscheidet sich dann nach Geschmack und Geld.

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