Hilfen für Griechenland:Warum sich Sarkozy mit Merkel zofft

Europa ringt um ein neues Rettungspaket für Griechenland - vor allem Deutschland und Frankreich. Die beiden Schwergewichte in der Eurozone kommen auf keine gemeinsame Linie. Woran liegt es, dass sie unterschiedliche Haltungen haben?

An diesem Freitag treffen sich Angela Merkel und Nicolas Sarkozy in Berlin. Sie müssen reden - denn Europa hat die Aufgabe, schnell ein neues Rettungspaket für Griechenland zu schnüren. Das hochverschuldete Land braucht dringend neues Geld. Und Deutschland und Frankreich sind sich überhaupt nicht einig, wie sie helfen sollen. Warum sind die beiden Kernländer der EU unterschiedlicher Haltung?

Oxfam's activists wear masks depicting EU leaders during a protest called ' A working lunch for nine billion'  outside the European Parliament in Brussels

So einig wie bei dieser Oxfam-Demo sind sich Angela Merkel und Nicolas Sarkozy im Moment nicht.

(Foto: REUTERS)

[] Deutschland geht mit harten Forderungen in die Verhandlungen. Private Investoren müssen sich an der Griechenland-Hilfe beteiligen - also auf Rendite verzichten, die sie eigentlich mit griechischen Staatsanleihen machen wollten. Wenn die Staatsschulden der Hellenen sinken, sollen nicht nur die Haushalte der Eurostaaten darunter leiden. Dass auch die Banken und Versicherungen herangezogen werden, hat der Bundestag der Regierung als Auftrag mitgegeben. Sonst drohen die Parlamentarier, ein auf europäischer Ebene ausgehandeltes Paket für Griechenland zu stoppen.

Doch diesen Ansatz will Frankreich nicht akzeptieren. Das hat vor allem zwei Gründe:

[] Die deutsche Forderung nach der Beteiligung Privater schätzen die französischen Politiker als gefährlich für den Markt ein. Sie könnte enorme Verwerfungen für andere Eurostaaten und die Banken nach sich ziehen, weil sie von den Ratingagenturen wie ein Zahlungsausfall Griechenlands gewertet werden könnte. Entsprechend lautet der Vorwurf, Deutschland presche mit dieser Idee nur vor, um populistisch sagen zu können: Wir spielen für Griechenland nicht mehr den Zahlmeister. Das Argument ließe sich aber natürlich auch umdrehen: Immerhin stehen in Frankreich bald Präsidentschaftswahlen an, und die Strategen von Nicolas Sarkozy befürchten einen öffentlichen Imageverlust, wenn französische Banken Verluste machen würden.

[] Das wäre im Fall einer Beteiligung Privater ziemlich wahrscheinlich. Denn französische Banken wären besonders stark betroffen, wenn sie griechische Anleihen abschreiben müssten. Deswegen prüft die Ratingagentur Moody's bereits, drei von ihnen herabzustufen. Betroffen sind die Crédit Agricole, die BNP Paribas sowie die Société Générale. Sie würden unter einem Staatsbankrott oder einer Umschuldung Griechenlands allerdings aus unterschiedlichen Gründen leiden, erklärte Moody's.

Bei der Crédit Agricole falle besonders das Risiko durch deren griechische Tochter Emporiki ins Gewicht. Die Société Générale sei ebenfalls durch ihre Beteiligung an der General Bank of Greece (Geniki) belastet, aber auch durch den Besitz griechischer Staatsanleihen, erklärte die Ratingagentur. Das Engagement habe per Ende März 2,5 Milliarden Euro betragen, soll sich seither aber verringert haben. Bei der BNP Paribas schließlich besteht den Angaben zufolge das Risiko ausschließlich im Besitz griechischer Staatsanleihen im Volumen von fünf Milliarden Euro zum Stand Ende 2010. BNP Paribas weise zudem Belastungen aus anderen schwächeren Euroländern auf, zum Beispiel 1,9 Milliarden Euro aus Portugal, die wahrscheinlich auch unter Druck kämen, wenn die Griechenland-Hilfe scheitert.

Gemäß einer Statistik von Ende 2010 haben deutsche Banken zwar ähnlich viele Milliarden in Griechenland angelegt wie die französischen. Doch seitdem haben sich wohl viele Institute in Teilen von riskanten Investments getrennt oder diese gegen einen Zahlungsausfall versichert. Außerdem halten deutsche Banken keine direkten Beteiligungen an griechischen Finanzinstituten. Entsprechend könnte die deutsche Finanzindustrie die Umsetzung des Vorschlages eher verkraften als die französische.

Der IWF soll hinter den Kulissen den Deutschen ordentlich Druck gemacht haben, dass sie Griechenland nicht hängenlassen, berichtet der britische Guardian. Auch die Europäische Zentralbank und die EU-Kommission sehen eine Beteiligung Privater kritisch, wie sie Deutschland fordert. Sie pochen auf eine strikte Freiwilligkeit. Eurogruppen-Chef Juncker signalisierte im Tagesspiegel zumindest eine teilweise Zustimmung: "Es wird eine Beteiligung privater Gläubiger geben. Aber diese darf nicht zu unvorhersehbaren Konsequenzen führen". Unterstützung bekommt Berlin dagegen aus den Niederlanden, der Slowakei und Finnland.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: