Hauskauf:Zinsen im Tief

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Wer sich ein Haus kaufen möchte, sollte nicht mehr zu lange warten.

Interview: Simone Gröneweg

Das Baugeld ist gerade günstig. Da rückt der Traum von den eigenen vier Wänden ein Stückchen näher. Soll man nun oder lieber nicht? So schätzt Max Herbst, Chef der Finanzberatung FMH, die Lage ein:

Max Herbst (Foto: Foto: oh)

SZ: Die Bauzinsen sind derzeit so niedrig wie zuletzt im Jahr 2006. Was raten Sie potentiellen Käufern?

Herbst: Wer schon seit einiger Zeit überlegt, dass er sich eine Immobilie anschaffen möchte, sollte das jetzt tun. Das Baugeld ist günstig. Auf gar keinen Fall sollte man aber nur wegen niedriger Zinsen überstürzt ein Haus kaufen. Das will schließlich gut geplant und überlegt sein. Eine Immobilie kostet viel Geld.

SZ: Und worauf muss man bei der Suche nach dem passenden Darlehen besonders achten?

Herbst: Die Bauherren sollten sich in jedem Fall mehrere Angebote einholen, auch wenn das anstrengend ist. Als Beispiel: Bei vergleichbaren Darlehen, die über zehn Jahre laufen, reicht die Zinsspanne von vier bis sechs Prozent. Die Banken bewerten die Finanzierungsrisiken unterschiedlich, was sich in Zinsaufschlägen zeigt. Wer wenig Eigenkapital oder einen unsicheren Job hat, zahlt mehr.

SZ: Woran liegt es, dass die Zinsen so niedrig sind?

Herbst: Zunächst einmal hat die Europäische Zentralbank ihren Leitzins mittlerweile um 2,25 Prozent auf 2,0 Prozent gesenkt. Das bedeutet, die Zinsen sind grundsätzlich niedrig. Banken, die Baugeld verleihen, finanzieren sich auf dem sogenannten Pfandbriefmarkt. Pfandbriefe sind besonders gesicherte Wertpapiere. Die Anleger kaufen Pfandbriefe und ermöglichen den Finanzinstituten so, ihren Kunden Baugeld zu leihen. Wegen der Krise sind die Zinsen auch auf diesem Markt gesunken. Aber bei weitem nicht so stark.

SZ: Wie lange wird das Tief noch andauern?

Herbst: Nicht mehr so lange. Die Staaten pumpen viel Geld in den Markt, da kann es leicht zu einer Inflation kommen. Anleger am Pfandbriefmarkt wollen einen Ausgleich für die erwartete Inflation, und zwar in Form von höheren Zinsen. Das bedeutet, auch die Bauzinsen steigen wieder.

SZ: Aber erst einmal geht es noch runter, oder?

Herbst: Vermutlich schon. Ich gehe jedenfalls davon aus. Meine Meinung ist, dass die Zinsen bis Mitte März noch sinken. Man muss sich nur das Umfeld anschauen. Firmen und Banken legen schlechte Bilanzen vor, die wirtschaftlichen Aussichten sind nicht berauschend. Das bleibt nicht ohne Folgen. Erst einmal geht es noch runter. Aber man sollte nicht zu lange warten. Das Problem ist, die Leute merken, dass die Zinsen sinken und überlegen, ob sie sich ein Haus kaufen. Haben sie sich nach einigen Monaten durchgerungen, hat der Zinsmarkt wieder gedreht, was natürlich ärgerlich ist.

© SZ vom 20. 02. 2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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