Hausärzte opponieren gegen Sparpläne:Es geht um Leben und Tod

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Deutschlands Hausärzte laufen Sturm: Gesundheitsminister Rösler will die Honorare der Mediziner kräftig eindampfen. Diese drohen mit geschlossenen Praxen - zum Wohl der Patienten.

Mit einer bundesweiten Kampagne machen die Hausärzte gegen die Sparpläne von Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) mobil: Die geplanten Abstriche bei den Honoraren seien ein "Anschlag auf die hausärztliche Versorgung", erklärte der Deutsche Hausärzteverband.

Die Hausärzte wehren sich gegen die Pläne von Gesundheitsminister Rösler. Sie seien ein "Anschlag auf die hausärztliche Versorgung". (Foto: ag.ddp)

Der Bundesvorsitzende Ulrich Weigeldt kündigte unter anderem eine Plakataktion mit dem Warnhinweis "Der Bundesgesundheitsminister gefährdet Ihre Gesundheit" an und schloss auch Praxisschließungen nicht aus. Der Geschäftsführer des Deutschen Hausärzteverbands, Eberhard Mehl, warnte derweil, dass das Wegbrechen der medizinischen Versorgung von Landkreis zu Landkreis "viele Menschenleben" kosten werde.

Rösler will die Honorarzuwächse der Hausärzte im nächsten Jahr begrenzen. Bei neuen Hausarztverträgen sollen die Honorare an die in anderen Arztgruppen übliche Vergütung angepasst werden. Er erhofft sich dadurch Einsparungen von rund 500 Millionen Euro. Bestehende Hausarztverträge sollen nach Aussage von Rösler nicht angetastet werden.

Die Alten und Kranken werden zuerst leiden

In den von Krankenkassen und Ärzteverbänden abgeschlossenen Hausarztverträgen verpflichten sich die Mediziner, eine Lotsenfunktion für die Patienten auszuüben und sie notfalls zum Facharzt zu überweisen. Ärzte, die an dieser hausarztzentrierten Versorgung teilnehmen, erhalten mehr Honorar als Kollegen, die das nicht tun.

Der Hausärzteverband warnte vor einer Verschlechterung der medizinischen Versorgung durch Röslers Pläne. Dies treffe "zuerst die Alten, schwer Kranken und die Armen auf dem Land und in Problemvierteln der Städte", erklärte Weigeldt. Stattdessen brauche das Gesundheitssystem "mehr sinnvolle Steuerung durch den Hausarzt", der erster Ansprechpartner für die Patienten sei, Hausbesuche mache und Untersuchungen beim Facharzt koordiniere.

Damit könnten unnötige Doppeluntersuchungen, überflüssige Medikamentengaben und Krankenhauseinweisungen vermieden werden. Rösler betrachte die Hausärzte hingegen als "reinen Kostenfaktor", kritisierte der Verbandsvorsitzende. Die Hausärzte-Kampagne wird auch vom Ärzteverband NAV-Virchowbund und dem Berufsverband der Ärztegenossenschaften unterstützt.

Die von Rösler geplanten Einschnitte bei den Hausärzte-Honoraren gehören zu einem Maßnahmenpaket, mit dem die schwarz-gelbe Koalition das Kassendefizit von voraussichtlich elf Milliarden Euro im kommenden Jahr ausgleichen will. Dazu zählen auch eine Anhebung der Kassenbeiträge und Einsparungen bei den Krankenhäusern.

© sueddeutsche.de/AFP/dpa/stl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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