Handytarife:Der Gruß vom Strand wird billiger

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Die EU hat die Mobilfunkbetreiber verpflichtet, die Preise zu senken. Dennoch lauern Kostenfallen.

Marco Völklein

Mit dem Ferienbeginn in Nordrhein-Westfalen an diesem Donnerstag startet die Sommer-Reisesaison 2009. Wer in diesem Jahr den Urlaub in einem EU-Land verbringt und Freunden und Verwandten per Mobiltelefon einen Gruß senden will, kann sich freuen: Pünktlich zum Ferienbeginn hat die EU dafür gesorgt, dass die Anbieter die Tarife für grenzüberschreitende Verbindungen innerhalb der EU senken müssen. Allerdings warnen Verbraucherschützer weiterhin vor einigen Kostenfallen.

Seit dem 1.Juli dürfen die Mobilfunkbetreiber für Gespräche, die aus dem EU-Ausland nach Deutschland geführt werden, nicht mehr als 43 Cent pro Minute kassieren. (Foto: Foto: dpa)

Seit dem 1.Juli dürfen die Mobilfunkbetreiber für Gespräche, die aus dem EU-Ausland nach Deutschland geführt werden, nicht mehr als 43 Cent pro Minute kassieren. Der Minutenpreis für eingehende Anrufe bei einem Aufenthalt in einem EU-Land wird auf maximal 19 Cent begrenzt. Das sind die Vorgaben der EU; dabei ist die Mehrwertsteuer noch nicht eingerechnet.

Zählt man diese hinzu, betragen die Obergrenzen 51,17 Cent pro Minute beziehungsweise 22,61 Cent. Darauf weist die Verbraucherzentrale Sachsen hin. Außerdem müssen die Mobilfunkanbieter von der 31. Sekunde an bei ausgehenden Gesprächen im EU-Ausland nun sekundengenau abrechnen. Allein dadurch würden die Kunden rund 20 Prozent weniger zahlen als bisher, rechnet die EU-Kommission vor.

Kurznachricht für 13 Cent

Neben den Gesprächsminuten wird auch das Versenden von Kurznachrichten günstiger. Wer aus dem Urlaub oder von einer Geschäftsreise eine SMS verschickt, zahlt künftig nicht mehr als elf Cent ohne Mehrwertsteuer beziehungsweise 13,09 Cent inklusive Mehrwertsteuer. "Damit wird der SMS-Versand für viele Auslandsurlauber billiger als zu Hause in Deutschland", erläutert Beate Scharf von der Verbraucherzentrale Sachsen. Hierzulande berechnen ihren Angaben zufolge die Netzbetreiber oft noch 19 Cent und mehr pro SMS.

Zwar ziehen die EU-Politiker auch bei Datenverbindungen vom Handy ins Internet eine Preisobergrenze ein. Bei Menschen, die also in den Ferien nicht auf die aktuellen Lottozahlen oder die Bundesliga-Ergebnisse verzichten wollen und sich diese per Mobiltelefon aus dem Internet ziehen, dürfen die Anbieter untereinander nicht mehr als 1,19 Euro pro Megabyte berechnen.

Die EU hofft, dass die Unternehmen diese Preissenkungen an die Kunden weitergeben. Verbraucherschützer sind skeptisch, ob dies tatsächlich geschieht. In den vergangenen Jahren kam es immer wieder vor, dass Urlauber nach ihrer Rückkehr aus den Ferien beim Blick auf die Mobilfunkrechnung wahre "Schockerlebnisse" hatten, berichtet Gerd Billen, Chef des Verbraucherzentrale-Bundesverbandes: "Rechnungen über mehrere Tausend Euro waren keine Seltenheit."

Dies soll künftig verhindert werden: Von März 2010 an sollen Kunden mit ihrem Mobilfunkanbieter vereinbaren können, dass Datenverbindungen im EU-Ausland automatisch gekappt werden, sobald eine vereinbarte Obergrenze (mindestens 50 Euro) erreicht ist. "Das schützt vor unerwartet hohen Handyrechnungen", sagt Verbraucherschützerin Scharf aus Dresden.

Kostenfalle Mailbox

Wichtig auch: "Flatrates", also fixe Monatspreise, bei denen die Nutzer nahezu unbegrenzt Anrufe, SMS und Internetabrufe tätigen können, "gelten nur innerhalb Deutschlands, aber nicht im Ausland", sagt Scharf. Als Kostenfalle entpuppt sich nach Angaben der Verbraucherzentrale oft auch die Mailbox. Bei vielen Geräten ist eine Voreinstellung eingerichtet, wonach der Anruf zur Mailbox geht, wenn besetzt ist.

Das kann teuer werden, denn der Anruf wird zunächst ins ausländische Netz geleitet und dann vom besetzten Handy zurück zur deutschen Mailbox. Wer dann auch noch die Mailbox abhört, zahlt erneut. Deshalb rät Scharf: Wer nicht unbedingt erreichbar sein muss, schaltet die Mailbox bereits vor der Abreise einfach ab.

Aufpassen müssen Handytelefonierer, die bei ihrem Mobilfunkbetreiber einen speziellen Auslandstarif gewählt haben. Für diese Tarife gelten die Preisobergrenzen der EU nicht. Dennoch kann es sich lohnen, eine solche Option zu nutzen, heißt es bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen - insbesondere dann, wenn die Kunden oft in Ländern außerhalb der EU unterwegs sind.

© SZ vom 02.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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