Hamburg:Denkfabrik mit Elbblick

Hamburg: Beim Projekt Hammerbrooklyn sollen Start-ups, Wirtschaft und Wissenschaft zusammenarbeiten.

Beim Projekt Hammerbrooklyn sollen Start-ups, Wirtschaft und Wissenschaft zusammenarbeiten.

(Foto: Interpol Studios)

Die Metropole schiebt mit einem Großprojekt den digitalen Wandel an. Das Zukunftslabor Digital Space soll Vertreter von Wirtschaft und Wissenschaft zusammenbringen.

Von Sabine Richter

Der riesige Erfolg der Hamburger Elbphilharmonie hat Bewegung in weitere Zukunftsprojekte gebracht. Dazu gehört der spektakuläre Bunker-Koloss auf St. Pauli, der sich in einen Garten verwandeln soll, und der 200 Meter hohe und eine Milliarde Euro teure Elbtower, der auf der nächsten Immobilienmesse in Cannes vorgestellt werden soll. Auch eine alte Idee, die der Finanzkrise und der Kostenexplosion bei der Elbphilharmonie zum Opfer gefallen war, wird nun wiederbelebt: das Science Center, das ursprünglich in der Hafencity errichtet werden sollte, mit spektakulärer Architektur von Rem Koolhaas.

Nun gibt es auch noch das Zukunftslabor Digital Space, das Wirtschaft und Wissenschaft zusammenbringen und neue Wege in die digitale Zukunft aufzeigen soll. Initiatoren des Projekts sind das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) und das Unternehmen Interpol Studios. Angesiedelt werden soll es im Osten der Stadt, im eher unattraktiven Stadtteil Hammerbrook, weshalb der Projektname "Hammerbrooklyn" lautet.

Eine spektakuläre Immobilie ist bereits gefunden: Der amerikanische Pavillon der Mailänder Weltausstellung 2015 soll dafür nach Hamburg umziehen. Mit seinen senkrechten Gärten an den Wänden war er einer der erfolgreichsten Pavillons der Ausstellung. Im Nachhinein hatte das Projekt aber eine schlechte Presse, wenn auch aus einem anderen Grund - die USA sollen dem Schweizer Bauunternehmen Nüssli nicht alle Rechnungen für ihren Expo-Auftritt bezahlt haben.

"Der Pavillon ist die favorisierte und in den Planungen zugrunde gelegte Variante; die Finanzierung dafür steht", sagt HWWI-Chef Henning Vöpel. "Hammerbrooklyn soll ein sichtbares Zeichen für die digitale Transformation der Hansestadt werden. Es soll Wissenschaft näher an Innovationsprozesse, Entwicklung und Umsetzung heranführen." Etablierte Unternehmen, Start-ups, öffentliche Verwaltung, Wissenschaft und Verbände sollen unter einem Dach zusammenarbeiten. So will die Hochbahn hier mit ihren Partnern VW und Siemens Mobilitätskonzepte entwickeln. Auch urbane Landwirtschaft und der Anbau von Nahrungsmitteln in mehrstöckigen Gebäuden könnten hier erprobt werden - ein Silicon Valley mit Elbblick sozusagen.

Das HWWI wird selbst als Mieter nach Hammerbrook ziehen, um dort das Konzept inhaltlich zu begleiten und für die Partner präsent zu sein. "Wir können an digitaler Transformation nun konkret arbeiten, statt immer nur darüber zu reden", sagt Vöpel. Nach Angaben des HWWI-Chefs haben große Unternehmen Interesse an einer Zusammenarbeit bekundet. Eben die Hochbahn, die Hamburger Sparkasse, Siemens, das Hafenmanagement Hamburg Port Authority. Auch die Stadt wird sich über die Wirtschafts- und Kulturbehörde für die Initiative engagieren. Sie stellt die Fläche zur Verfügung, die Behörden sagten zudem ihre Unterstützung bei Genehmigung und Realisierung zu.

Schon Ende 2017 könnte der Pavillon bezogen werden, es seien nur letzte Formalitäten zu klären, meint Vöpel. Ein weiteres Gebäude soll hier bis 2018 entstehen. Insgesamt ist von einer Investitionssumme im "deutlich zweistelligen Millionenbereich" die Rede.

Der Senat betrachtet den Digital Space als wichtiges Projekt, um die digitale Transformation in Hamburg voranzutreiben und zu den Internethochburgen München und Berlin aufzuschließen. Die Bemühungen um das Projekt hängen auch damit zusammen, dass sich Hamburg derzeit immer stärker zu einem Standort für Tech-Unternehmen mausert. US-Konzerne wie Google und Facebook haben ihre Deutschland-Dependancen in der Hansestadt, Twitter konzentrierte seine Aktivitäten auf den Standort Hamburg - und derzeit wird spekuliert, dass die Snapchat-Mutter Snap ihren Deutschlandsitz an der Elbe beziehen wird. Neben dem Standort London wäre es die zweite Europa-Dependance des US-Unternehmens.

Um den digitalen Wandel erlebbar zu machen, wird das Zukunftslabor auch Besuchern offen stehen. Eine Promenade soll das Gelände zum Elbe-Radweg und dem Fluss öffnen, eine moderne Gastronomie ist Teil des Konzepts.

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