Griechenland:Zuckerbrot und Spardose

Die rigorose Kostenbremse Griechenlands zeigt Wirkung und an den Kapitalmärkten wächst das Vertrauen in das Land. Unterdessen wurde Portugals Kreditwürdigkeit herabgestuft.

Im hoch verschuldete Griechenland wächst die Zuversicht. Für eine jüngst ausgegebene Staatsanleihe habe es mehr Interessenten als verfügbare Papiere gegeben, heißt es bei den verantwortlichen Behörden. Griechenland könne mit der Anleihe rund 3,6 Milliarden Euro zu einem Zinssatz von 4,65 Prozent einsammeln. Die Ausgabe der Staatspapiere ist die erste derartige Aktion seit der ersten Zahlung aus dem EU-Hilfspaket.

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Das Sparprogramm der griechischen Regierung wirkt: Bald soll das nächste Geld aus dem Rettungspaket ans Mittelmeer fließen.

(Foto: ag.dpa)

Jean-Claude Juncker, Vorsitzender der Euro-Gruppe, lobte derweil das griechische Reformprogramm. Es sei beeindruckend und übertreffe die Erwartungen der Euro-Finanzminister. Es sei deshalb davon auszugehen, dass die zweite Tranche des insgesamt 110 Milliarden Euro an Krediten umfassenden Programms im September fließen könne.

Griechenland hatte im Mai 14,5 Milliarden Euro von den anderen Euro-Staaten und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) erhalten, da die Regierung sich nicht mehr zu bezahlbaren Zinsen am Kapitalmarkt finanzieren konnte. Die Märkte hatten wegen der massiv gestiegenen Staatsschulden und der jahrelangen Manipulation der staatlichen Schuldenstatistik in Griechenland das Vertrauen zu dem Mittelmeerstaat verloren.

Sorge um Portugal wächst

Die Regierung in Athen muss als Gegenleistung für die Milliardenhilfen einen drastischen Sparkurs durchziehen und die Wirtschaft reformieren, um die Staatsfinanzen wieder in den Griff zu bekommen. Der IWF, die Europäische Zentralbank und die EU-Kommission überprüfen regelmäßig, ob Griechenland sich an das Programm hält.

EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn kündigte an, eine Delegation der drei Institutionen werde dazu Ende Juli für zehn Tage nach Athen reisen. Im Gesamtjahr 2010 will Griechenland seine Staatsverschuldung von 13,6 Prozent im Vorjahr auf 8,1 Prozent drosseln. Im ersten Halbjahr habe die Regierung ihren Zielwert beim Defizitabbau bereits übertroffen, sagte Rehn. Die Fortschritte bei der Rentenreform entsprächen auch den Forderungen von EU, IWF und EZB.

Unterdessen wächst an den internationalen Finanzmärkten die Sorge um die Kreditwürdigkeit Portugals. Die Rating-Agentur Moody's stufte die Bonität portugiesischer Staatsanleihen um zwei Noten von AA2 auf A1 herunter, wie Moody's mitteilte. Eine schlechtere Bewertung der Bonität macht es für ein Land schwerer, über die Ausgabe von Staatsanleihen an Geld zu kommen. Eine schlechtere Note lässt üblicherweise die Zinsen steigen, die das Land für das geliehene Geld zahlen muss.

Schon im April hatte die Rating-Agentur Standard & Poor's die Kreditwürdigkeit Portugals herabgestuft. Moody's erklärte nun, die Verschuldungslage von Portugal werde sich wohl "mindestens weitere drei Jahre lang" verschlechtern. Die Staatsverschuldung könne dabei auf bis zu 90 Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen. Zuletzt sei die Verschuldung des Landes weiter gestiegen, weil durch die Krise größere Ausgaben für die Sozialsysteme entstanden seien. Ob von der Regierung in Angriff genommene Reformen und Sparanstrengungen ausreichten, bleibe abzuwarten.

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