Drohende Herabstufung:Tage der Entscheidung für Frankreichs Banken

Wie schlimm steht es um Société Générale, Crédit Agricole und BNP Paribas? In Medien wird gar über die Verstaatlichung einiger französischer Banken spekuliert, von denen einige umfangreich in Griechenland engagiert sind. Die Anleger flüchten in Scharen. Und womöglich könnte sich die Lage der Institute in dieser Woche noch verschärfen.

In Paris wird für den Sturm gerüstet: Die französische Großbank Société Générale holt sich neues Kapital. Zugleich verdichten sich die Spekulationen, dass die großen Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit der französischen Banken herunterstufen könnten. Die Institute halten Staatsanleihen des Schuldenstaates Griechenland in teils beträchtlicher Höhe.

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Können Frankreichs Großbanken einen Kollaps Griechenlands überleben? Hauptquartier der Société Générale im Pariser Vorort Nanterre.

(Foto: AFP)

Die Kurse der in Griechenland besonders engagierten Crédit Agricole, BNP Paribas und Société Générale brachen um bis zu zwölf Prozent ein. Auch an der Frankfurter Börse waren Commerzbank und Deutsche Bank mit je fast zehn Prozent die größten Verlierer. "Die Krise der Euro-Peripherie infiziert langsam den Kern von Europas Finanzssystem", analysiert das Wall Street Journal.

Anleger rechnen noch in dieser Woche mit der Herabstufung durch die Ratingagentur Moody's - auch weil eine mögliche Griechenland-Pleite Frankreichs Banken härter treffen werde als die anderer Staaten. Über eine Abwertung wird seit Wochen spekuliert. Deshalb sacken die Börsenkurse der Institute zuletzt dramatisch in die Tiefe. Der Marktwert von Société Générale sank seit Anfang Juli um knapp 60 Prozent auf zuletzt nur noch etwas mehr als 13 Milliarden Euro.

Am 15. Juni hatte Moody's die drei Banken unter "negative Beobachtung" gestellt. Es wird erwartet, dass sich Moody's jetzt - drei Monate später - zur Bonität der Institute äußern wird.

Société Générale erklärte an diesem Montag, dass sie mit einem Stellenabbau und Spartenverkäufen ihre Kapitalbasis sichern wolle. Bis Ende 2013 solle durch den Verkauf von Unternehmensteilen Kapital in Höhe von vier Milliarden Euro beschafft werden, teilte die Bank mit. Die Bank kündigte zudem den Abbau von fünf Prozent der Stellen im Investmentbanking an. Die Risiken im Investmentgeschäft sollen reduziert werden.

Spekulationen über Verstaatlichung

Mit der Schuldenkrise habe das aber gar nichts zu tun, beschwichtigt die Bank: Sie halte zwar Staatsanleihen von Griechenland, Irland, Italien, Portugal und Spanien im Wert von 4,3 Milliarden Euro. Dieses Engagement sei aber "niedrig, sinkend und handhabbar".

Société Générale und Credit Agricole sind allerdings nicht nur wegen ihres Engagements in Staatsanleihen von Schuldenstaaten gefährdet. Sie besitzen auch griechische Banken: Die Mehrheit an der Geniki Bank etwa gehört der Société Générale, die Mehrheit an der Emporiki Bank dem Crédit Agricole. Sollte Griechenland pleitegehen würde das die französischen Banken doppelt treffen. Schon jetzt haben griechische Banken massive Probleme, sich von anderen Banken Geld zu leihen.

In französischen Medien werden bereits drastische Schritte diskutiert, in denen die teilweise Verstaatlichung der Banken ins Spiel gebracht wird. Die Regierung wiegelte allerdings ab. Industrieminister Eric Besson sagte: "So eine These heute anzusprechen erscheint mir nicht nur völlig verfrüht, sondern auch am Ziel vorbeizuschießen."

Dass einige Banken die Schuldenkrise freilich ohne fremde Hilfe nicht überleben könnten, glaubt auch Oswald Grübel, Chef der Schweizer Großbank UBS. Er geht davon aus, dass manche Banken auf Staatshilfe angewiesen sein werden. Der Schweizer Zeitung Sonntag sagte er, in Zeiten abstürzender Aktienkurse sei es schwierig, privates Kapital aufzutreiben.

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